Beide Halbfinals waren dramatisch, und am Ende setzen sich die beiden schwäbischen Vertreter beim Haushahn Final4 in der Stuttgarter Porsche-Arena hauchdünn durch: Zunächst gewann die TuS Metzingen mit 30:31 nach Siebenmeterwerfen gegen den VfL Oldenburg, dann setzte sich die SG BBM Bietigheim mit 25:21 in der Neuauflage des 2019er-Finales gegen den Thüringer HC durch. Damit wartet auf die Fans am Sonntag (16.30 Uhr, live auf Eurosport, sportdeutschland.tv und Dyn) eine Premiere: denn erstmals in Stuttgart stehen sich die beiden schwäbischen Nachbarn in einem Pokalfinale gegenüber.
Für Metzingen ist es die zweite Finalteilnahme nach 2017, für Bietigheim das sechste Finale seit 2018 in Folge (2020 gab es coronabedingt kein Finalturnier). Die SG kann am Sonntag nach Bayer Leverkusen (1982-1985) die zweite Mannschaft werden, die den DHB-Pokal zum vierten Mal in Folge gewinnt – und dies gegen den vierten unterschiedlichen Pokalgegner nach Oldenburg, Rosengarten-Buchholz und Bensheim/Auerbach, für Metzingen wäre es der erste Titel überhaupt.
In den vergangenen Jahren waren Metzingen und SG fast kontinuierlich im Halbfinale aufeinandergetroffen, stets mit dem besseren Ende für den Meister und Pokal-Titelverteidiger. 2018 (23:24), 2021 (23:27) und 2023 (29:39) verloren die TuSSies in Stuttgart, in der Saison 21/22 trafen beide Teams bereits in Runde 2 aufeinander. Vor dem großen Finale spielen um 14.00 Uhr der VfL Oldenburg und der Thüringer HC den dritten Platz aus. Der VfL war im Vorjahr Dritter geworden, mit einem Erfolg über Metzingen, der THC hatte bei seinem letzten Auftritt beim Final4 in Stuttgart im Jahr 2022 ebenfalls den dritten Platz belegt, nach einem Erfolg über Oldenburg.
Die Halbfinals:
VfL Oldenburg – TuS Metzingen 30:31 (14:16, 26:26) nach Siebenmeterwerfen
Das erste Halbfinale war eine echte Achterbahnfahrt: Oldenburg hatte den besseren Start, ehe Metzingen nach einem 4:0-Lauf zum 10:8 die Kontrolle übernahm. Oldenburg leistete sich zu viele Fehler, die TuSSies hielten den Vorsprung bis in die Schlussphase. Aber dann startete der VfL eine unglaubliche Aufholjagd, glich einen zwischenzeitlichen Vier-Tore-Rückstand beim 25:25 in der 58. Minuten aus und gingen sogar 26:25 in Führung.
Mit eigenem Ballbesitz ging Oldenburg in die letzten 30 Sekunden, verlor den Ball aber – und Dagmara Nocun glich mit dem Schlusspfiff zum 26:26 aus – das Siebenmeterwerfen musste die Entscheidung bringen. Und da avancierte TuS-Torfrau Kamilla Kantor zur Matchwinnerin, wehrte insgesamt vier Strafwürfe ab. Nachdem es nach fünf Werferinnen 28:28 gestanden hatte, ging es ins Shoot-out. Und da hielt Kantor den finalen Strafwurf von Lisa Borutta, nachdem Verena Oßwald die TuS in Führung gebracht hatte. Während die TuSSies auf dem Feld tanzten und ihren ersten Finaleinzug nach 2017 bejubelten, flossen beim VfL wie im Vorjahr Tränen.
„Ein Siebenmeterwerfen ist immer eine Ausnahmesituation, daher kann man niemanden einen Vorwurf machen, uns hat das Quäntchen Glück gefehlt“, meinte VfL-Kapitänin Merle Carstensen. Dagegen war TuS-Trainer Werner Bösch einfach nur erleichtert: „Es war das erwartete 50:50-Spiel auf Augenhöhe. Wir hatten anfangs das Momentum, dann kämpft sich Oldenburg zurück und wir haben zwischen der 45. und 55. Minute Riesenprobleme – aber wir haben uns mit Glück ins Siebenmeterwerfen gerettet. Jetzt freuen wir uns riesig auf diese Finalchance.“
Thüringer HC – SG BBM Bietigheim 21:25 (12:13)
Das Gigantenduell war eine Abwehrschlacht, beide Teams schenkten sich in der Defensive keinen Zentimeter. Der THC war 2019 die letzte Mannschaft gewesen, die die SG beim Pokal-Finalturnier (im Finale) geschlagen hate – und wie beim 27:27 im Ligaspiel vor zwei Wochen war die Partie lange Zeit absolut ausgeglichen. Immer dann, wenn sich Bietigheim auf drei Tore abgesetzt hatte, legte der THC nach und traf dreimal in Folge. Erst in der 55. Minute, beim 22:18, war der Bann so weit gebrochen. „Vier verworfene Siebenmeter waren entscheidend“, sagte THC-Trainer Herbert Müller, der mit seiner Abwehr sehr zufrieden war. Bei der SG hielt Torfrau Gabriela Moreschi einige wichtige Bälle und mit zehn Toren war Linksaußen Antje Döll im Angriff überragend.
SG-Kapitänin Xenia Smits war froh über den Finaleinzug und stolz auf ihr Team: „Das intensive Spiel war echt Werbung für deutschen Frauenhandball. Wir haben qualitativ hochwertige Sachen gesehen, ein unglaublich harter Kampf, aber wir haben uns nicht aus der Ruhe bringen lassen. Am Ende haben wir es souveräner gelöst als im Ligaspiel. Ich bin unglaublich stolz auf die Mannschaft, das geht in die richtige Richtung.“ Für Trainer Jakob Vestergaard steht nach einigen Pokalsiegen in Dänemark und Rumänien nun seit erstes Pokalfinale in Deutschland auf dem Programm: „Das Spiel war schwer, aber das hatten wir erwartet. Nun sind wir sehr zufrieden, im Finale zu stehen.“