Kirchhof glänzt mit Mini-Kader beim 31:30 in Berlin
Berlin – „Wir haben uns einfach nur riesig gefreut“, sagte Lotte Iker, die Spielmacherin der SG 09 Kirchhof. Und gab damit das Stimmungsbild beim heimischen Handball-Zweitligisten wieder, dem gerade etwas ganz Besonderes gelungen war: ein 31:30 (17:13)-Erfolg bei den Füchsen Berlin.
Besonders und überraschend, ja fast sensationell. Auch für Trainer Schwarzwald: „Unter diesen Voraussetzungen wäre es vermessen gewesen, einen Sieg einzuplanen.“ Die Voraussetzungen: Kirchhof spielte ob des Ausfalls von drei etatmäßigen Rückraumstrateginnen mit sechs Feldspielern fast durch, Berlin hatte nahezu doppelt so viele Akteurinnen auf dem Spielberichtsbogen und wechselte während der Partie munter durch.
Doch gerade dieses personelle Ungleichgewicht machte offenbar Kräfte beim Außenseiter frei. „Wir wussten, dass wir zusammen stehen müssen, sonst würden wir untergehen“, erklärte die SG-Regisseurinnen. Und sie standen zusammen, besonders in der Abwehr, „wo wir uns die Energie für den Angriff geholt haben“ (Iker).
Zudem schmeckte den Gastgeberinnen die gegnerische 5:1-Deckung mit einer vorgezogenen Julie Hafner überhaupt nicht. Die SG 09 ließ überhaupt keinen Berliner Spielfluss aufkommen, legte damit die gefährlichen Lara Sophie Fichtner und Lucy Gründel an die Kette und fand selbst dank eigener Ballgewinne und Orowicz‘ Paraden schnell ins Umschaltspiel. Im Positionsangriff machte Lotte Iker das Spiel breit und ließ für die Flügelachse Hafner/Boras abräumen. Nach ihnen taute Nele Weyh auf – die Räume am Kreis nutzend, die sich aus der mittlerweile engeren Bewachung für Kirchhofs Außen ergaben.
Iker bereitet vor und „Greta“ vollendet
Das 6:10 nach 19 und das 10:15 nach 25 Minuten schmeichelte dem Tabellenachten sogar noch, der kurz vor der Pause eine Überzahl zum 13:17 durch Linksaußen Stefes nutzte. Machte aber nichts, weil die SG nach der Pause dank eines 3:0-Laufes auf 16:23 (39.) davonzog.
Keine Lebensversicherung. Füchse-Trainerin Susann Müller krempelte ihre Mannschaft taktisch um, beorderte die agile Michelle Stefes in den rechten Rückraum, griff auf die siebte Feldspielerin zurück, ließ ihre Abwehr fortan viel offensiver decken. Kurze Zeit später erfreute sich „Kopf“ Iker sogar einer Sonderbewachung. „Das hat uns aus dem Konzept gebracht“, gestand Martin Schwarzwald. Die Folge: eine Füchse-Aufholjagd zum 22:24 (48.). Doch dann glänzte Agustina Jean Loro. Mit zwei Ballgewinnen in der Deckung. Und zwei erfolgreichen Würfen ins verwaiste Berliner Tor – 22:27 (52.).
Als es auf der Zielgeraden beim 29:30 (59.) noch mal eng wurde, gab der Trainer in einer Auszeit die spielentscheidenden Anweisungen. „Du knallst den Ball rein und du spielst sie frei“, lauteten die klaren Vorgaben für Greta Kavaliauskaite und Lotte Iker in der Schlussminute.
Sie hielten sich daran. Punktgenau. Und machten den ersten Sieg nach sieben erfolglosen Spielen perfekt. „Eine Befreiung“ für Iker. Und für ihre Teamkameradinnen.