Kirchhof – Es ist nicht überliefert, ob unter den Handballerinnen der SG 09 Kirchhof Fans der Beatles weilen. Fakt ist aber, dass deren Sänger John Lennon ein Zitat zugeordnet wird, das gut zum heimischen Zweitligisten passt. „Leben ist das, was passiert, während Du eifrig dabei bist, andere Pläne zu machen.“ Frei nach Lennon ist Trainer Martin Schwarzwald dabei, beginnend mit dem Heimspiel gegen die TG Nürtingen (So. 15 Uhr, Stadtsporthalle Melsungen) „die Ziele kurz- und mittelfristig anzupassen.“
Denn inzwischen ist aus SG-Sicht leider sicher, dass nach Katharina Koltschenko (Riss der Trizepssehne) auch die erkrankte Spielmacherin Anna-Maria Spielvogel, die sich aber auf dem Wege der Besserung befindet, noch ein paar Wochen fehlen wird. Konsequenz für Schwarzwald: „Das ist für uns, die Fans und das Umfeld ein Stresstest. Um zu punkten, müssen wir überperformen.“
Schwarzwald sieht aber auch die große Chance für Spielerinnen wie Lotte Iker, Lina Nöchel, Wiktoria Zakrzewska oder Marie Sauerwald an Format gewinnen, so dass die Mannschaft gestärkt in die entscheidende Saisonphase gehen könnte. „Wir brauchen jetzt Fehler, um zu sehen, was funktioniert – und was nicht“, betont der A-Lizenz-Inhaber, für den „Kompromissbereitschaft“ das Gebot der Stunde ist.
Selbstredend betrifft dies ohne die beiden Ausnahmekönnerinnen Spielvogel und Koltschenko besonders die Deckung. Hier plant Schwarzwald mit einem „Systemmix“, in dem die Spanierin Agustina Jaén Loro und Kapitänin Deborah Spatz tragende Säulen vor Torhüterin Dana Centini sein sollen. Wohlwissend, dass hier gegen Nürtingen Extraklasse wartet. Namentlich Kerstin Foth, die mit 101/35-Treffern die Torjägerliste der 2. Bundesliga anführt. „Kerstin kann man nicht Eins-zu-Eins ersetzen. Dann muss man vom Niveau her in die 1. Liga gehen“, adelte TG-Trainer Manel Cirac seine Spielmacherin, die am Saisonende – nach dem Rückspiel gegen Kirchhof – allerdings gemeinsam mit Torfrau Christine Foth ihre Karriere aus privaten Gründen beenden wird.
Zwischen den Pfosten hat die Zukunft bereits begonnen, weil Rena Keller die Erwartungen übertroffen hat. Die 20-Jährige kam von Drittligist SG Schozach-Bottwartal und zählt anhand ihrer Paraden statistisch schon zu den Top 5 der Liga. Ganz zur Freude von Coach Cirac, der mit Nürtingen auf Kurs beste Hinrunde der Vereinsgeschichte liegt und mit Blick auf seine katalonischen Wurzeln betont: „Abwehr ist alles.“
Verzichten müssen die Gäste mit der Halblinken Leonie Dreizler (verletzt) indes auf ihre zweitbeste Torschützin. Fraglich ist zudem Linksaußen Benitta Quattlender. Auf dieser Position spielt auch Julia Symanzik, die nach der Saison aus Bad Wildungen zur TG nach Baden-Württemberg wechseln wird.