Der neue Trainer beim HC Oppenweiler/Backnang steht fest: Stephan Just wird die ambitionierte Drittliga-Mannschaft als Nachfolger von Daniel Brack künftig coachen. Der 45-Jährige frühere Bundesliga- und Nationalspieler bringt viel Erfahrung mit und hat zuletzt den EHV Aue in die zweite Liga geführt. Der neue HCOB-Coach freut sich auf gute Rahmenbedingungen: „Wir können hier richtig gut arbeiten – und das müssen wir auch, um die Ziele zu erreichen.“
Ende April gab der HCOB bekannt, dass die Zusammenarbeit mit dem bisherigen Trainer Daniel Brack im Sommer enden würde. Für die Verantwortlichen um den Sportlichen Leiter Jochen Bartels und Geschäftsführer Jonas Frank erforderte der späte Zeitpunkt dieser Entscheidung flinkes Handeln. Jonas Frank betont: „Wir haben uns aber die notwendige Zeit genommen, um ein detailliertes Profil mit klaren Anforderungen zu erstellen.“ Wichtige Faktoren: der neue Coach sollte nachweislich Erfolge vorweisen, hauptamtlich tätig sein und seine persönliche Spielphilosophie gut mit der individuellen Qualität der Spieler des HCOB-Kaders in Einklang bringen können.
Auf dieser Basis erstellten die HCOB-Verantwortlichen eine Liste und nahmen Kontakte auf. Im Verlauf der vergangenen Wochen zeigte sich, dass der Verein auch für weitere renommierte Trainer mit Erfahrungen in der ersten und zweiten Bundesliga interessant gewesen wäre. In den Fokus rückte allerdings Stephan Just. „Er stand auf unserer Liste von Anfang an, weil er alle geforderten Attribute mitbringt“, verrät Jochen Bartels. In einem Vor-Ort-Termin mit dem Coach, der bis zum vergangenen Herbst beim EHV Aue tätig war, wurde ausgelotet, ob eine Zusammenarbeit vielversprechend werden kann. „Dabei haben wir festgestellt, dass wir eine gute Basis für weitere Gespräche haben.“ Die folgten und führten letztlich zur Einigung.
Jochen Bartels ist angetan, „denn wir haben einen äußerst ehrgeizigen, professionellen und kommunikativen Coach für die anspruchsvolle Aufgabe gewinnen können.“ Er habe zuletzt beim EHV Aue gezeigt, dass er ein ambitioniertes Team, das den Aufstieg in die zweite Bundesliga anstrebt, anleiten und zum Erfolg führen kann. „Außerdem hat er menschlich einen sehr sympathischen Eindruck hinterlassen“, betont Jochen Bartels. Ausschlaggebend für die Verpflichtung sei auch gewesen, dass Stephan Just von seiner zukünftigen Mannschaft und den sehr guten Trainingsbedingungen überzeugt ist.
„Für mich war das Paket wichtig“, sagt Stephan Just, der neue Trainer. „Ich muss mich mit einer Sache identifizieren können. Und das ist hier so.“ Er beschreibt seine Aufgabe beim HCOB als spannend und interessant. Seine Wahrnehmung: „Die Strukturen hier passen zu den Zielen und umgekehrt.“ Das sei eine wichtige Voraussetzung, um erfolgreich arbeiten zu können. Aus der Aufstiegsrunde im vergangenen Jahr kennt er die Gemeindehalle in Oppenweiler: „Das Drumherum hat mir gefallen, die Stimmung war gut.“ Das Handballtrainingszentrum „bietet uns die Möglichkeit, komprimiert an einem Ort arbeiten zu können.“ Eine solche Einrichtung sei bemerkenswert, „da würde sich mancher Bundesligist die Finger danach schlecken.“ Die guten Rahmenbedingungen seien eine gute Grundlage, um hart für den Erfolg arbeiten zu können.
Was seine Rolle als Coach des Teams betrifft, so sagte er über sich selbst: „Ich bin ein Trainer, wie ich ihn als Spieler gerne gehabt hätte.“ Kommunikation ist für ihn von großer Bedeutung. „Du musst klar sagen, was dir als Trainer wichtig ist. Aber es ist auch sehr von Vorteil, die Jungs in den Entwicklungsprozess einzubinden.“ Ein gegenseitiges kommunikatives Geben und Nehmen, sozusagen. Der gebürtige Thüringer betont, „dass man immer mit mir reden kann, auch oder gerade, wenn mal einer nicht zufrieden ist.“ Ihm ist wichtig, dass die Mannschaft zielstrebig arbeitet, aber immer mit Freude. „Die Jungs müssen aus Leidenschaft und Spaß zum Training kommen – und ich versuche, sie dahin zu schubsen.“
In der laufenden Runde, die erst in den Aufstiegsspielen gegen den TuS Ferndorf endete, hat sich Stephan Just einige Spiele seines neuen Teams angesehen. Seine Erkenntnis mit Blick auf seine Vorstellungen von der Spielweise der Mannschaft: „Wir sind nicht weit weg.“ In der Abwehr steht er auf Kompaktheit. „Ich bringe die Angreifer gerne in Situationen auf kleinen Räumen, um ihnen Entscheidungen unter Druck aufzuzwingen.“ Idealerweise gibt’s dann Würfe von den Außenpositionen oder aus der zweiten Reihe, dafür wenig Aktionen aus der Nahdistanz und vom Kreis, „die ja auch immer die Gefahr einer Doppelbestrafung bieten.“ Tempospiel ist dem neuen Coach wichtig, „aber das ist heutzutage so oder so das Nonplusultra, und wir wollen es durchaus mit mutigem Risiko spielen.“ Im Angriff setzt der frühere Mittelmann und Kreisläufer auf Variabilität. „Entscheidungsverhalten ist hier das größte Gut. Jeder Spieler soll sich mit seinen unterschiedlichen individuellen Stärken einbringen können.“ Und über allem steht die Forderung des Trainers nach „hoher Leidenschaft und hoher Einsatzbereitschaft.“
Den Kader sieht Stephan Just gut aufgestellt, die Verpflichtungen für die kommende Runde findet er verheißungsvoll. Er denkt zum Beispiel an den neuen Keeper Janis Boieck, der seinem aktuellen Club HSG Konstanz zuletzt zum Einzug ins Aufstiegsrunden-Finale verhalf, freut sich über die gesteigerte Variabilität im Rückraum mit unterschiedlichen Spielertypen und die talentierten Verpflichtungen auf den Außenpositionen. „Ich freue mich auf die Mannschaft, weil sie einen sehr guten Mix hat“, sagt Stephan Just, der am 8. Juli mit der Trainingsarbeit beginnen wird. Es werde dann darum gehen, „sich schnell aneinander zu gewöhnen und Vertrauen zu finden.“ Ziel sei, eine gute Balance im und mit dem Team zu finden: „Alle sollen sich selbst und untereinander vertrauen. Die Mannschaft muss funktionieren.“
Beim HCOB ist die Zuversicht groß, dass die Mannschaft mit dem neuen Coach einen weiteren Schritt nach vorne macht. Der Sportliche Leiter Jochen Bartels ist jedenfalls überzeugt davon. „Wir haben nun erstmals einen Trainer beim HCOB, der sich vollumfänglich und hauptamtlich um die Weiterentwicklung der Mannschaft kümmern und neue Akzente setzen wird. Wir hoffen, dass diese professionelle Konstellation in Verbindung mit der bisherigen Mannschaft und den starken Neuzugängen, eine weitere Steigerung der sportlichen Qualität zur Folge hat.“
Von Alexander Hornauer
Über Stephan Just
- Stephan Just wurde am 3. April 1979 im thüringischen Eisenach geboren.
- Seine ersten handballerischen Erfahrungen sammelte er bei der BSG Motor Eisenach, die nach der Wiedervereinigung zum ThSV Eisenach umfirmierte.
- Mit Eisenach stieg Stephan Just 1997 in die Bundesliga auf.
- 2003 wechselte der Kreisläufer zum SC Magdeburg, weitere Spielerstationen waren der SV Post Schwerin, GWD Minden, der TuS N-Lübbecke, die TSG Friesenheim und der ASV Hamm-Westfalen.
- Mit 1862 Toren in 449 Bundesliga-Spielen nimmt Stephan Just den 15. Platz in der ewigen Torschützenliste der Handball-Bundesliga ein.
- 1999 debütierte er gegen Polen in der Nationalmannschaft, für die er 14 Einsätze absolvierte.
- Ins Traineramt stieg Stephan Just als Nachwuchscoach beim ASV Hamm-Westfalen sowie bei GWD Minden ein.
- Bei den Erwachsenen trainierte er den ASV Hamm-Westfalen, die TSG Altenhagen-Heepen, den SC Magdeburg II und den EHV Aue.
- Den Spitznamen „Apollo“ hat Stephan Just von seinem Vater übernommen.