Nach vier Jahren beim ASV Hamm-Westfalen wird Michael Lerscht seine Tätigkeit als Trainer beim Handball-Bundesligisten auf eigenen Wunsch beenden. Dies gaben jetzt Geschäftsführer Guido Heerstraß und Michael Lerscht gemeinsam bekannt. Im Interview äußerte sich der 39-Jährige, vor wenigen Monaten zu „Hamms Trainer des Jahres“ ausgezeichnet, zu seinen Beweggründen und seinen weiteren persönlichen Plänen.
Nach einem Jahr Eingewöhnungszeit unter schwierigen Corona-Bedingungen ist Trainer Michael Lerscht der Aufstieg in die 1. Liga geglückt. Nach der für viele hochwahrscheinlichen Rückkehr in die 2. Handball-Bundesliga ist in der vierten Saison unter Trainer Lerscht der erfolgreichste Saisonstart der Vereinsgeschichte mit 14:0 Punkten in der Bundesliga geglückt. Für viele dürfte die Entscheidung sehr überraschend kommen, dass sich nun die Wege von Michael Lerscht und dem ASV im Sommer trennen, oder?
Michael Lerscht: „Das ist ganz bestimmt so. Es waren wirklich dreieinhalb und im Sommer dann vier unglaublich ereignisreiche und schöne Jahre – für den ASV und auch für mich. Zuallererst möchte ich betonen, dass meine Entscheidung keinesfalls eine gegen den ASV Hamm-Westfalen oder grundsätzlich gegen den Handball ist. Der Entschluss, nach zehn Jahren im Profigeschäft ab Sommer erstmal einen anderen Weg zu beschreiten, ist in den zurückliegenden Wochen gereift.“
Wie wird denn der neue Weg aussehen?
Michael Lerscht: „Wie viele bestimmt wissen, bin ich Lehrer für die Fächer Mathematik und Sport. In diesen Beruf werde ich ab Sommer vorerst zu einhundert Prozent arbeiten.“
Wie kam es zu diesem Entschluss?
Michael Lerscht: „Handball ist meine Leidenschaft! Die tägliche Arbeit mit der Mannschaft und den Verantwortlichen beim ASV auch die Heimspiele mit unseren tollen Fans im Rücken machen mir extrem viel Freude! Letztlich musste ich, nachdem Signal von Guido verlängern zu wollen, zeitnah eine Entscheidung treffen, damit der Verein auf der wichtigen Position des Trainers planen kann. Diesmal habe ich gefühlt, eine Entscheidung für die Familie treffen zu wollen. Mit der Rückkehr in den Lehrerjob und dem damit verbundene Wegfall von der räumlichen Distanz zwischen meinem Wohnort und Hamm lässt einfach mehr Zeit für meine Familie entstehen, welche wir dann, wenn es soweit ist, genießen wollen. Was aber im Umkehrschluss für mich und uns nicht bedeutet, dass ich meine Zeit in der Handballwelt und speziell als Trainer damit beende, man weiß nie, was die Zukunft so bringt.“
Der Saisonstart des ASV war erfolgreich, wie noch nie. Die Handschrift von Michael Lerscht ist deutlich lesbar, die Personalsituation zu dieser Saison war so konstant wie lange nicht. Kämen jetzt nicht Jahre, in denen die Früchte der Arbeit mehr und mehr zu ernten wären?
Michael Lerscht (lacht): „Wenn es im Sport so einfach wäre, dann wäre Erfolg ja planbar. Aber sicherlich ist die Kaderkonstanz in dieser Saison ein großer Faktor für den erfolgreichen Start. Die Gruppe hat sehr gut zusammengefunden und leistet wirklich gute Arbeit, im täglichen Trainingsbetrieb und im Wettkampf. Aber in dieser Arbeit darf man zu keinem Zeitpunkt nachlassen, muss immer weiter an sich arbeiten. Das zeigt ja auch die 2. Handball-Bundesliga Woche für Woche, dass man sich keine Nachlässigkeiten erlauben darf.“
Im November und Dezember stehen noch richtungsweisende Partien an, aktuell belegt der ASV einen Aufstiegsplatz. Wie geht man den Rest einer Saison an, wenn man ab Sommer nicht mehr dabei ist?
Michael Lerscht: „Als Sportler willst Du immer maximalen Erfolg. Und gerade wenn man weiß, dass man sich verabschiedet, dann will man das bestmöglich. Und wer mich kennt, weiß auch, dass ich da keine halben Sachen mache. Ich bin mir ganz sicher, dass das noch eine ganz tolle Saison werden wir. Aber machen wir es einfach wie immer: Wir schauen von Spiel zu Spiel.“