„Das war beste Werbung und ein Sieg für den Zweitligahandball“ – das einleitende Fazit von Gästetrainer Iker Romero nach dem Sieg seines Teams im Spitzenspiel am Mittwochabend beim ASV Hamm-Westfalen brachte auf den Punkt, was 2.500 Zuschauer in der restlos ausverkauften WESTPRESS arena zuvor erlebt haben. Nach einer sehr glücklichen Schlussphase aus Sicht der Gäste setzte sich der Tabellenzweite knapp mit 33:32 (18:18) durch in einer Partie, in der die Westfalen lange den Ton angegeben hatten.
Schon im Vorfeld hatten alle Seiten erwartet, dass Kleinigkeiten den Ausschlag geben würden, so sehr seien die Verfolger des VfL Potsdam auf Augenhöhe. Genau diese Kleinigkeiten sprachen aber zunächst für den ASV, der zur Pause etwas das Torhüterduell mit zehn zu drei Paraden deutlich für sich entschied. Sowohl Felix Hertlein als später auch Marcos Colodeti waren gut im Spiel und brachten es bis zur Pause auf zehn Paraden, die Gästetorhüter nur auf drei. Doch trotz dieses Vorteils ging es mit einem 18:18-Unentschieden in die Pause – kaum erklärbar, wie auch DYN-Experte Stephan Just in seiner Analyse der ersten Hälfte empfand. In dieser hatten die Zuschauer einen extrem temporeichen Handball gesehen, in dem beiden Teams mit höchster Energie den Weg zum Tor suchten.
Nach einer 9:8-Führung in Halbzeit eins war es Tom Wolf, der die Gäste zu Beginn der zweiten Hälfte zum zweiten Mal in Führung warf. Der ASV blieb unbeeindruckt, Jan von Boenigk, Alexander Schulze und Fabian Huesmann per Siebenmeter warfen die Westfalen wieder in Führung. Zudem kassierte SG-Mittelmann Juan de la Pena in der Situation, die zum Siebenmeter führte, eine Rote Karte. Eine erhebliche Schwächung der Gäste in der Offensive. Aber die Gastgeber schlugen kein Kapital darauf, Velz und Dominik Claus, die in der Folgezeit offensiv immer wieder Lösungen fanden, glichen erneut aus. So blieb der Spielverlauf ähnliche wie in den ersten 30 Minuten: Der ASV erkämpfte sich mit viel Leidenschaft die Tore und legte für ein oder zwei Treffer vor, dann kam Bietigheim zurück. In Führung ging der Zweite allerdings zunächst nicht mehr.
Nach dem erneuten Siebenmetertor von Huesmann, der bei seinen sechs Siebenmeter und zwei Feldtoren ohne Fehlwurf blieb, in der 47. Minute bot sich dem ASV wieder die Chance, die Führung auf drei Tore auszubauen. Über drei Minuten gelang Bietigheim kein Tor – eine halbe Ewigkeit in diesem Tempohandballspiel. Doch die Westfalen ließen ihre Chancen nun auch ungenutzt, die SG kam wieder zurück in die Partie. Nach drei Treffern in Serie war es ausgerechnet Andreas Bornemann, der in den Schlussminuten vorbeiwarf. Genau 22 Sekunden blieben der SG noch – SG-Coach Iker Romero fand die richtige Wurvariante in der Auszeit, der treffsichere Velz sorgte für Jubelstürme bei den mitgereisten Gästefans. Denn der abschließende Kempa von Björn Zintel auf Jakub Sterba wurde von Bietigheims Torwart Mohamed Aly gehalten.
„Das ist so bitter. Meine Spieler haben unglaublich viel investiert, haben zweieinhalb Wochen maximal gut trainiert und sich vorbereitet. Das soll die Leistung von Bietigheim nicht schmälern, die hier ein Topspiel gemacht haben. Aber ich bin noch nie so leer gewesen, nach einem Spiel“, meinte ein sichtlich enttäuschter ASV-Trainer Michael Lerscht. Viel Zeit zum Verarbeiten haben die Westfalen nicht: Bereits am Sonntag um 17 Uhr geht es weiter, dann tritt der ASV beim zwölftplatzierten TV Großwallstadt an.
ASV Hamm-Westfalen – SG BBM Bietigheim 32:33 (18:18)
ASV: Hertlein (8 Paraden, 32 %), Colodeti (8 P., 33 %) – Huesmann (8, 6/6), Fuchs, Scheerer, Schulze (3), Sterba (3), Jungemann (1), Zintel (5), Haunold, Bornemann (5), Körber, Dayan (3), Stüber, von Boenigk (4)
SG: Mohamed Aly (6 Paraden, 25 %), Frederik Genz (2 P., 13 %), Filip Baranasic – Vlahovic (4), Claus (5), Öhler, Wolf (7, 3/3), Schäfer (3, 2/3), de la Pena (3), Wiederstein, Velz (8), Barthe (2), Hejny, Bader, Pfeifer (1), Fischer
Zeitstrafen: ASV 6 min, SG 10 min (Rote Karte 33. De la Pena)
Schiedsrichter: Sebastian Grobe, Adrian Kinzel
Zuschauer: 2.500 (ausverkauft)