Die Handballerinnen der SG 09 Kirchhof suchen ihr Glück in der Fremde. Das müssen sie tun, weil ihnen in der Rückrunde neun Auswärtsspiele bevorstehen und lediglich noch sechs Partien in der heimischen Stadtsporthalle. Den Anfang macht das Gastspiel beim VfL Waiblingen (Sa. 17.30 Uhr, Rundsporthalle Waiblingen).
Für eine von ihnen sind Fahrten nach Baden-Württemberg indes mit vertrauten Erinnerungen verbunden. Denn im badischen Rheinfelden wurde Deborah Spatz geboren, die aber längst in Nordhessen Wurzeln geschlagen hat. Mit der sportlichen Heimat SG 09, bei der sie sich vom Talent aus der Bezirksoberliga und der HSG Baunatal kommend Stück für Stück nach oben gekämpft hat. Seit dieser Saison als Kapitänin gemeinsam mit Anna-Maria Spielvogel und mit 69 Treffern aktuell als sechstbeste Feldtorschützin der 2. Bundesliga sowie mit 34 Assists auch als überdurchschnittliche Wegbereiterin.
„Spatzi ist immer da für die Mannschaft und hält sich klug an unseren Matchplan“, lobt Trainer Martin Schwarzwald. Die 24-Jährige ist bis auf Weiteres mehr denn je gefordert, weil Spielvogel (erkrankt) und Katharina Koltschenko (Riss der Trizepssehne) wochenlang ausfallen. Doch, das macht Schwarzwald deutlich: „Die Zeit des Trauerns ist vorbei.“
Mut hat der Coach seinem Team ans Herz gelegt. Was für Spatz etwa bedeutet, sich in Waiblingen den einen oder anderen Wurf mehr zu nehmen. Denn allein sie steht im Kader für Gefahr aus der zweiten Reihe. Lotte Iker und Lina Nöchel, die an ihrer Seite im Rückraum beginnen dürften, bringen andere Qualitäten mit. Machen aber (noch) deutlich mehr Fehler. Die einkalkuliert und von ihrem Trainer relativiert werden. „Lotte bringt Struktur in unser Spiel. Ohne sie wäre es derzeit Lotto.“
Auch Spatz hat beim 22:24 gegen die TG Nürtingen ein besseres Angriffsverhalten ihrer Mannschaft ausgemacht als zuvor in Freiburg (19:27). Zudem sieht sie beim „Prozess“ Fortschritte in der Deckung, wo Agustina Jaén Loro eine Bank ist (mit Spektakel-Faktor) und Kreisläuferin Nele Weyh an Profil gewonnen hat. „Wir müssen aber noch mehr Emotionen auf die Platte bringen. Dann sind wir besser und können unsere Gegner vor mehr Probleme stellen.“
Zumal es in Waiblingen nicht an Sorgen mangelt. Das Hinspiel zwischen dem Erstliga-Absteiger VfL und der SG als Aufsteiger war ein Duell auf Augenhöhe. Dem 36:35 für die Baden-Württembergerinnen folgten 10:16-Punkte für beide Teams. Das hatte beim VfL die Trennung von Trainer Aleksandar Knezevic zur Folge. Dessen Nachfolger ist der Däne Hans Christensen. Dessen Premiere ging mit 24:37 in Rödertal daneben. Trotz der U 20-Nationalspielerinnen Matilda Ehlert und Magdalena Probst, der treffsicheren Kreisläuferin Kimberly Gisa sowie der herausragenden Torfrau Celina Meißner, die nach Göppingen wechselt. Gegen die wollen nun Deborah Spatz und ihre Mitspielerinnen ihr Glück versuchen. „Angst ist fehl am Platz. Wir nehmen die Herausforderung an“, erklärt Kirchhofs Halblinke.