Die MT Melsungen hat nach aufopferungsvollem Kampf gegen die SG Flensburg-Handewitt einen Punkt geholt. Am Samstagabend trennten sich die Kontrahenten 25:25 (13:10).
Was für ein Spiel! Auch gegen das Top-Team aus Flensburg bestätigt die MT Melsungen, dass sie zu Hause eine Macht ist. Am 28. Spieltag der LIQUI Moly Handball-Bundesliga teilten sich die beiden Pokal-Halbfinalisten, die sich am kommenden Samstag beim REWE Final4 schon wieder gegenüberstehen, die Punkte. Vor 4.491 Zuschauern in der ausverkauften Rothenbach-Halle hieß es nach mitreißenden 60 Minuten 25:25 (13:10).
Ivan Martinovic hatte für die Gastgeber Sekunden vor der Schlusssirene den Ausgleich erzielt. Gefeierte wurde außerdem Nebojsa Simic, der mit 20 Paraden – darunter drei gehaltene Siebenmeter – eine Weltklasse-Leistung zeigte. Bester Torschütze der MT war Elvar Örn Jonsson mit sieben Treffern. Einmal weniger war Simon Pytlick für die Gäste erfolgreich.
Beide Trainer waren mit der Punkteteilung zufrieden. Melsungen habe eine überragende Abwehr gespielt, sagte Flensburgs Nicolej Krickau. MT-Coach Roberto Garcia Parrondo lobte seine Profis für deren Einsatz und die Intensität. Und ja, das war Leidenschaft pur, was die Melsunger auf die Platte brachten.
Beide Abwehrreihen schenkten dem Gegner keinen Zentimeter. Da hatte es Arnar Freyr Arnarsson erwartet schwer mit dem Innen-Bollwerk Johannes Golla und Blaz Blagotinsek, aber auch Golla sah offensiv zunächst wenig Land gegen Adrian Sipos und Elvar Örn Jonsson.
Sicher, es fehlte den Gastgebern die Federführung von Erik Balenciaga. Der war zwar nach dem verletzungsbedingten Fehlen in Hamburg wieder im Kader, blieb aber auf der Bank. Dafür sprang erneut Sindre Aho in die Bresche. Immer wieder rochierend mit Jonsson, der seinerseits Gefallen fand am sehr körperbetonten Geschehen da in den Nahtstellen der SG-Deckung. Und der traf! Bereits zum vierten Mal zum 5:7 (15.), nachdem die Norddeutschen mit ihrer ruhigeren Herangehensweise bereits mit drei Treffern weg waren.
Einer lief besonders heiß, und das war Nebojsa Simic. Glänzend unterstützt von seiner stabilen Abwehr fischte er sich für fast zehn Minuten alles heraus, was in Richtung seines Kastens kam. Eingeschlossen zweier Siebenmeter, die Lasse Möller, und Johan Hansen innerhalb von nur 80 Sekunden liegen ließen. Sindre Aho knüpfte langsam an seine Form der ersten Hamburg-Halbzeit an, knallte das Leder ansatzlos aus neun Metern passgenau in den Winkel – 8:7 (20.), die Partie war gedreht.
Nachhaltig sogar, denn die Melsunger wussten ihre Stärken punktuell glänzend einzusetzen. Nun war Ivan Martinovic dran. Drei erfolgreiche Versuche in direkter Folge, zwei davon sogar in Unterzahl und unterstützt von Simic, der sein Paradenkonto schon vor dem Seitenwechsel auf zweistellig ausbaute: Melsungen führte mit 11:8 (26.). Grandios das, was die Rot-Weißen auf dem Spielfeld boten. Und Flensburg war sichtlich beeindruckt. Die drei Tore Vorsprung der Hausherren waren zur Pause mehr als verdient.
Wer allerdings gehofft hatte, dass es nach dem Seitenwechsel so weiterginge, der sah sich schnell getäuscht. Die SG ersetzte Kevin Möller durch Benjamin Buric, und der parierte als allererste Aktion gleich mal einen Strafwurf von Martinovic. Vorn traf Teitur Örn Einarsson dreifach und sorgte damit fast allein für den 14:14-Ausgleich (37.), Simon Pytlick setzte den Führungstreffer der Gäste drauf. Ein sauberer 5:1-Lauf nach der Pause.
Die Antwort der MT auf Flensburgs neue offensivere Abwehrvariante: Arnarsson bewegte sich ganz geschickt hinter der blau-weißen Wand, Dainis Kristopans gab den nächsten Joker. Der Lette holte erst die Führung zurück, bediente mit feinem Auge Arnarsson und knallte dann gleich noch einen lang in die Ecke zum 18:16 (44.). Klasse, auch wenn Pytlick per Doppelschlag zum 18:19 (48.) die nächste Wende erzwang.
Das Beständigste an diesem Abend war die Unbeständigkeit der Führungen. Was unmittelbar mit der Weltklasseleistung von Simic zu tun hatte. Da führten die Gastgeber plötzlich durch David Mandic wieder mit drei, kam Flensburg mittels Buric-Glanztaten zurück und Pytlick glich auf 22:22 (56.) aus. Ein irrer Schlagabtausch.
Aber es war auch Zeit für Helden. Wie Martinovic, der das Leder zweimal fast durchs Netz jagte – 24:24 (59.). Oder Mads Mensah, der praktisch aus dem Stand in den langen Winkel zum nächsten Vorteil für die Gäste traf. Nein, der Heldenstatus gebührte dann doch Martinovic. Denn der fasste sich genau drei Sekunden vor Ultimo ein Herz und ballerte die Kugel zum umjubelten Ausgleich in den Winkel. Aus, vorbei, Punkteteilung.
Eine tolle Einstimmung auf das Halbfinale im DHB-Pokal, das beide Teams am kommenden Wochenende in Köln schon wieder zusammenführt.
Statistik
MT Melsungen: Simic (20 Paraden / 25 Gegentore), Morawski (n.e.); Kühn, Balenciaga, Mandic 1, Sipos, Kristopans 3, Ignatow, Drosten, Jonsson 7, Arnarsson 3, Wolf, Aho 4, Martinovic 7, Kastening, Pavlovic – Trainer Roberto Garcia Parrondo.
SG Flensburg-Handewitt: K. Möller (4 Paraden / 13 Gegentore), Buric (8 P. / 12 G.); Pytlick 6, Golla 4, Einarsson 4, Mensah 4, Gottfridsson 3, Jörgensen, Hansen 2, Horgen, Pedersen 2, Zivkovic, Blagotinsek, L. Möller – Trainer Nicolej Krickau.
Schiedsrichterinnen: Tanja Kuttler (Ostrach) / Maike Merz (Oberteuringen); Spielaufsicht: Ronald Klein.
Zeitstrafen: 6 – 8 Minuten (Martinovic 7:36, Kristopans 11:15, Sipos 24:12 – Blagotinsek 8:45, Jörgensen 22:16, Einarsson 47:25, Mensah 50:39)
Strafwürfe: 1/0 – 3/0 (Martinovic scheitert an Buric 31:36 – Simic hält L. Möllers Heber 16:10, Hansen scheitert an Simic 17:31, Pedersen scheitert ebenfalls an Simic 26:22)
Zuschauer: 4.491 in der Rothenbach-Halle, Kassel (ausverkauft)
Spielstände: 0:1 (2.), 1:1 (4.), 2:2 (6.), 2:4 (7.), 4:7 (13.), 8:7 (20.), 11:8 (26.), 12:9 (29.), 13:10 (30.) HZ – 13:11 (31.), 13:13 (36.), 14:14 (37.), 16:16 (41.), 18:16 (43.), 18:19 (47.), 22:19 (52.), 22:22 (56.), 24:24 (59.), 24:25 (60.), 25:25 (60.) Endstand.