Dass der erste Saisonsieg der Beyeröhder-Handballgirls noch einmal leicht in Gefahr geraten würde, war nach einer grandiosen ersten Hälfte, in der fast alles funktionierte, nicht mehr zu erwarten gewesen. Doch als Julia Kerber eine Minute vor dem Ende den Treffer zum 28:25 (17:8) quasi erkämpft, da fiel allen Spielerinnen, TVB-Verantwortlichen und den Fans in der Buschenburg doch ein großer Stein vom Herzen. Denn in den letzten Spielminuten hatte Aufsteiger Nümbrecht, der nach hohem Halbzeitrückstand die zweite Hälfte mutig und in der Abwehr verstärkt anging, gestützt auf seine starke Torhüterin Anna Lena Meissner eine Aufholjagd gestartet. Gut, dass der TVB mit Yelizaveta Salimova ein mindestens ebenso großes Ass zwischen den Pfosten stehen hat. Nach Paraden löste sie mit ihren weiten Abwürfen auf Linksaußen Lotta Rehorst, die beim TVB aufgrund ihrer Geschwindigkeit bei Gegenstößen den Beinamen „Speedy Gonzales“ erhalten hat, den verkrusteten TVB-Positionsangriff auf. Dass Rehorst mit acht Treffer erfolgreichste Schützin wurde, spiegelt auch das Spiel der Beyeröhderinnen, das sehr stark auf den Gegenstoß ausgerichtet ist, was vor der Pause auch hervorragend funktionierte.
Doch wie schon eine Woche zuvor in Weiden kam nach dem Wechsel Sand ins Getriebe. „Ich weiß auch nicht, was da immer passiert“, sagte ein erschöpfter Trainer Michael Renner nachher und betonte zum wiederholten Male, dass die neu formierte, in Teilen sehr junge Mannschaft, noch einige Zeit brauche, um sich einzuspielen. Insofern kommt die nun vierwöchige Spielpause nicht ganz ungelegen.
Jasmin Sander hatte eine weitere Erklärung für den Einbruch nach der Pause: „Mit unserem Mini-Kader lassen dann auch irgendwann die Kräfte nach, und wenn man vorne immer das Gleiche spielt, stellt sich der Gegner irgendwann darauf ein.“ Zudem ist Sander eine der wenigen Führungspersönlichkeiten im Team, die in schwierigen Augenblicken Verantwortung übernehmen. So wie am Samstag, als Nümbrecht nach der Pause von 8:18 schnell auf 20:17 herangekommen war und Sander mit zwei Toren in Folge erst mal etwas Druck vom Kessel nahm. Gut, dass ein Feuerwehrkollege nachmittags für sie eingesprungen war, denn ursprünglich hatte Sander als Berufsfeuerwehrfrau 24-Stunden-Dienst, den sie morgens um 7 Uhr auch angetreten hatte.
Für gute Stimmung sorgte vor der Partie und in der Halbzeitpause übrigens das neue TVB-Maskottchen „Mieze“ fröhlich tanzend im Katzenkostüm. Der neue Glücksbringer ist eine Reminiszenz an Gerd „Mieze“ Schmidt (92), den einstigen Gründer der TVB-Handballabteilung, der anschließend in vielen Funktionen dort tätig gewesen und bis heute, wenn möglich, noch bei jedem Heimspiel in der Halle ist. Er wurde am Samstag mit Ehefrau Roswitha geehrt und freute sich natürlich ebenfalls auf über den Sieg, durch den der TVB nun punktgleich mit drei Teams auf den Nichtabstiegsrängen ist.
Günter Hiege – Westdeutsche Zeitung
