Erneut laden die Handballer des HC Einheit Plauen am Samstag zum Spitzenspiel: Die auf dem dritten Platz stehenden Füchse empfangen den Vierten HV Rot-Weiß Staßfurt. Dabei kommt es ab 17 Uhr nicht nur zum Duell der beiden Tabellennachbarn in der Regionalliga Mitteldeutschland, sondern bei den Gästen steht mit Steffen Cieszynski auch ein neuer Spielertrainer an der Seitenlinie.
Die Stimmung könnte unterschiedlicher kaum sein: Während die Rot-Weißen nach fünf Spieltagen klar auf Kurs sind, ihr durchaus als ambitioniert eingeschätztes Saisonziel zu erreichen und wie angestrebt am Ende unter den besten fünf Aufgeboten zu stehen, herrschte bei den Bodestädtern „aufgrund verschiedener Komponenten zunehmend Unzufriedenheit im Kader“, die in der letzten Woche zur Beendigung der sechsjährigen Amtszeit der beiden Trainer Sebastian Retting sowie Sebastian Scholz führte – seitdem übernimmt bis auf Weiteres Steffen Cieszynski als Spielertrainer. „Man weiß nie so richtig, wie sich so ein Trainerwechsel während der Saison auswirkt, es kann natürlich bei der Mannschaft etwas frei setzen und neue Impulse bringen, aber auf der anderen Seite muss sich die Auswahl auch erst einmal unter dem neuen Übungsleiter einspielen“, meint Einheit-Trainer Mario Schuldes: „Auf uns nimmt es keinen Einfluss, wir konzentrieren uns auf unser eigenes Spiel und ich denke, dass der Trainerwechsel auch noch keine großen Auswirkungen auf die Staßfurter Spielweise hatte, da der neue Übungsleiter in der kurzen Zeit noch nicht so viel Einfluss nehmen konnte.“ Auch wenn die Salzländer mit 6:4 Punkten auf dem fünften Tabellenplatz stehen, überraschten sie bisher eher mit unterschiedlichen Ergebnissen: So besiegten sie die Titelkandidaten HSV Bad Blankenburg (30:27) und USV Halle (25:24) sowie denkbar knapp den HC Glauchau/Meerane (28:27), aber verloren auch bei der HG 85 Köthen (27:29) und gegen den Aufsteiger HSG Suhl (23:26). „Man sieht, dass die Liga sehr ausgeglichen ist, deshalb ist vielleicht auch Staßfurts Saisonverlauf so wechselhaft“, mutmaßt Schuldes: „Staßfurt spielt einen guten Handball, hat die Ambition, vorne mitzuspielen sowie eine Mannschaft, die sich auch bei größerem Rückstand nie aufgibt, sondern immer weiter Gas gibt und Druck macht.“ Denn auch wenn die Gäste mit 133 Toren nur die zweitwenigsten Treffer nach HC Glauchau/Meerane mit 126 Toren erzielt haben und im Durchschnitt 26,60 Treffer pro Partie werfen, überzeugt vor allem immer wieder ihr starker Rückraum. „Wir brauchen wieder eine stabile Abwehr mit einem stark aufgelegten Torhüter und wenn uns das gelingt, dann ist es für jeden Gegner schwer“, weiß der Übungsleiter: „Staßfurt ist eine erfahrene Truppe mit richtig guten Einzelspielern, deshalb wird es schwer, diese zu verteidigen.“ Besonders der ehemalige Zweitbundesligaspieler Malvin Haeske (30 Tore), der ehemalige Magdeburger Justus Max Kluge (24 Tore, davon neun Siebenmeter) und Staßfurts bester Werfer der letzten Saison Steffen Cieszynski (18 Tore, davon zwei Siebenmeter) zeigen sich sehr offensivstark. „Wir dürfen diese individuell starken Akteure gar nicht erst ins Spiel kommen lassen“, fordert Mario Schuldes: „Wir müssen über eine geschlossenen Mannschaftsleistung in unser Spiel finden und vor allem über unser Tempospiel viele einfache Tore erzielen.“ Zudem haben die Bodestädter im Sommer drei Neuzugänge verpflichtet: Jens Osterloh kehrte aus der dritten Liga vom SV Anhalt Bernburg zurück und möchte an seine starke Zeit von 2020 bis 2023 anknüpfen, in der er in 41 Aufeinandertreffen 207 Tore für die Salzländer erzielte. Sogar langjährige Erfahrung in der dritten Liga konnte der 1,91 Meter große und 25 Jahre alte Niklas Danowski als „eine tragende Säule“ bei den Youngsters des SC Magdeburgs und beim Oranienburger HC sammeln, der als Allrounder variabel im Angriff sowie Abwehr eingesetzt wird. Das dritte neue Gesicht bei den Sachsen-Anhaltern ist Noah Herzan genannt Bertram, der seine bisherige Karriere ausschließlich bei der SG Seehausen verbrachte und dort in der Sachsen-Anhalt-Liga als Linkshänder auf der halbrechten Position spielte. „Wir müssen konzentriert sein und unsere Leistung bringen, dann behalten wir die zwei Punkte in Plauen, auch wenn es schwer werden wird, denn Staßfurt ist eine starke Truppe“, ist der Einheit-Trainer zuversichtlich: „Ich denke, beide Mannschaften sind auf einem ähnlichen Niveau, von daher erwarte ich auch ein enges, knappes und spannendes Spiel.“ Denn auch die Bodestädter sind vor allem dank der beiden Routiniers um Abwehrchef Nils Hähnel sowie Andreas Steinbrink defensivstark, die mit nur 133 Gegentoren die viertbeste Defensive haben und im Durchschnitt nur 26,60 Treffer pro Begegnung hinnehmen müssen. „Im Positionsangriff müssen wir wie gegen Pirna sehr diszipliniert agieren, immer wieder auch spielerische Lösungen finden und für unseren starken Rückraum gute Eins-gegen-eins-Situationen kreieren oder auch über die Breite spielen“, sieht Schuldes die Plauener gut vorbereitet: „Staßfurt spielt eine sehr aggressive Abwehr wie Pirna, aber wir sind absolut in der Lage, die Defensive der Salzländer zu knacken, wenn wir uns gute Abschlussmöglichkeiten erarbeiten und diese Chancen dann auch effektiv verwerten.“ Trotz der schweren Aufgabe gegen den Tabellennachbarn wollen die Spitzenstädter mit einem Erfolg das Publikum begeistern und in der Verfolgergruppe hinter dem Meisterschaftsfavoriten Delitzsch bleiben. „Wir wollen zu Hause gewinnen, unseren Tabellenplatz festigen und so unseren Zuschauern auch einen attraktiven Handball bieten“, zählt auch Mario Schuldes auf die lautstarke Unterstützung des Publikums: „Mit der starken Leistung in Pirna haben wir viel Selbstvertrauen getankt und müssen uns auch vor keinem Gegner verstecken.“
Von Florian Wißgott (flow)