Endlich haben die Handballer des HC Einheit Plauen mal wieder zu Hause gewonnen: Die Füchse besiegten am Samstagabend die HG 85 Köthen mit 31:28. Wie den Rot-Weißen der zweite Heimsieg in dieser Saison in der Regionalliga Mitteldeutschland und der erste Erfolg auf eigenem Parkett gegen die Bachstädter seit 2016 gelungen ist.
Die Gemengelage war mehr als herausfordernd bei den Spitzenstädtern vor dem Anpfiff der Partie gegen Köthen: Die Vogtländer mussten in den letzten beiden Begegnungen eine Niederlage hinnehmen, verloren auch die vergangenen zwei Heimspiele und hatten nicht nur mit den Ausfällen ihrer Leistungsträger zu kämpfen, sondern standen auch noch zusätzlich wegen einer nicht ganz zufriedenstellenden Trainingswoche unter Druck – doch mit einer bärenstarken Leistung besänftigten die Füchse nicht nur Trainer Mario Schuldes, sondern auch die 320 Zuschauer in der Einheit-Arena. „Wir haben die ganze Zeit versucht, den Fokus hoch zu halten, weil wir wussten, dass es ein sehr wichtiges Spiel für uns ist“, sagt Schuldes: „Ich bin absolut zufrieden, die zwei Punkte haben sich die Jungs hart erarbeitet.“ Doch die Bachstädter kamen besser in die Partie, gingen nach einem Pfostentreffer von Joel Stegner nach einer Minute durch ihren Mittelmann Jakob Hensen in Führung und Jakub Sira kassierte eine zweifelhafte Zwei-Minuten-Strafe – und dennoch sollte es das einzige Mal in der Begegnung sein, dass die Sachsen-Anhalter in Front lagen. „Wir haben gleich gemerkt, dass Köthen hochmotiviert hier herkam und unbedingt gewinnen wollte“, berichtet der Übungsleiter: „Köthen wusste, dass wir einige Ausfälle haben und das wollten sie natürlich nutzen, weshalb sie mit allem gekommen sind, was sie haben“. Doch trotz Unterzahl glichen die Rot-Weißen direkt durch Kapitän Maximilian Krüger zum 1:1 aus und legten nach einer Parade von Torhüter Jan Misar durch den am Kreis komplett freigespielten Marcell Szöllösi selbst mit 2:1 vor – und so sollte das 2:2 durch Rechtsaußen Steven Just sogar der letzte Gleichstand im Aufeinandertreffen sein. „Wir kamen schwer in die Partie, waren in der Abwehr schnell in der Unterzahl und im Angriff hatten wir im Kopf, dass der Torhüter zu Gunsten eines sechsten Feldspielers raus ist“, beschreibt Mario Schuldes die Anfangsphase: „Es haben dann aber viele Sachen geklappt, die Jungs haben sehr diszipliniert gespielt und sich an die Taktik gehalten, sich auch keine unvorbereiteten Würfe genommen, sondern auf einen guten Abschluss gewartet.“ Der Lohn war, dass sich die Plauener mit einem 5:1-Lauf erstmals beim 7:3 nach knapp acht Minuten einen Vier-Tore-Vorsprung erspielen konnten, auch weil die Abpraller des achtmaligen Torschützen Petr Linhart erst vom ebenfalls acht Mal erfolgreichen Jan Kacin und dann von Szöllösi verwandelt wurden sowie der vierfache Torschütze Adam Janàsek nach Paraden von Misar blitzschnell konterte. „Wir haben die Schwachstellen der Köthener gut attackiert und immer wieder gezielt angegriffen“, lobt der Einheit-Trainer: „Wir kamen ins Tempospiel, was für uns sehr wichtig ist und konnten so den Gegner unter Druck setzen.“ Zwar konnten die Gäste noch einmal auf 5:7 verkürzen, doch bis zum 19:13-Pausenstand bauten die Spitzenstädter ihre Führung dank mehrerer Ballgewinne in der Defensive und eines starken Umschaltspiels kontinuierlich aus. „In der ersten Halbzeit machen wir sowohl in der Verteidigung als auch in der Offensive ein sehr gutes Spiel und zudem hat Hans sehr gut gehalten“, hebt Schuldes die überragende Leistung seines Schlussmannes mit elf Paraden im ersten Durchgang hervor: „In der ersten Halbzeit machten wir nur vier Fehlwürfe, das war fast schon perfekt, auch weil die Konzentration und Wurfauswahl sehr gut war.“ Auch nach dem Seitenwechsel können die Vogtländer das hohe Niveau halten, die Deckung um Abwehrchef Lukas Horky, der sich für seine leidenschaftliche Blockarbeit mit drei Treffern belohnte, kämpfte um jeden Ball und so leuchtete auch wegen des souverän agierenden Mittelmanns Stegner eine 25:16-Führung nach 39 Minuten an der Anzeigetafel. „Die zwei Wochen intensives Training haben sich ausgezählt, er hat es sehr gut gemacht und sich wenig Fehler geleistet“, bekam der 19-Jährige ein Extralob vom Übungsleiter, der für den verletzten David Zbiral das Spiel lenkte: „Joel hat mit seinem Tor gezeigt, was für einen starken Wurf er hat, denn der war wirklich toll und deshalb wünsche ich mir noch etwas mehr Torgefahr von ihm.“ Doch die Bachstädter gaben nicht auf und verringerten mit der Unterstützung der mitgereisten Fans, ihrem agilsten Spieler Yasin Noah Jaidi sowie dem zur zweiten Halbzeit eingewechselten Torhüter Christian Kanzler, der in dieser Saison zwar noch keinen Einsatz hatte, sich aber gleich mehrmals auszeichnen konnte, den Rückstand auf sieben Tore beim 22:29 nach 49 Minuten. „Wir bekommen zu viele Gegentore, die wir wegen einfacher Fehler kassieren und das gefällt mir nicht“, ärgert sich Mario Schuldes: „Wir sind auch nicht mehr so in die Abwehr reingegangenen, wie wir es zuvor gemacht haben.“ Denn die Füchse mussten nun dem hohen Tempo Tribut zollen, das sie bis dahin sowohl in der Defensive als auch in der Offensive gegangen sind und dann schwanden sichtlich die Kräfte. „Dann fehlten uns paar Prozente, weil wir die Wechseloptionen nicht hatten und das merkt man in dieser Liga, aber dennoch müssen wir noch cleverer sowie konsequenter agieren, dann kommen wir gar nicht in so eine Phase“, erklärt der Einheit-Trainer: „Ich hatte das Gefühl gehabt, dass wir dann im Angriff Angst hatten, einen Fehler zu machen und wenn man deshalb nicht mehr 100 Prozent geht, dann fehlt etwas.“ Die Folge war ein 6:1-Lauf der Sachsen-Anhalter, die in einer nun spannenden Schlussphase auf 28:30 nach 56 Minuten verkürzten, weil sich bei den Rot-Weißen Fehlwürfe und der Frust über unglückliche Pfiffe des Schiedsrichterduos häuften. „Wir stellen auch in der zweiten Halbzeit eine gute Deckung, aber Hans war nicht mehr so stark und Jan Dohnal hat leider auch keine Hand an das harzige Leder bekommen“, so Schuldes, der befürchtet hatte, dass es am Ende so knapp wird: „Doch die Pause hat Hans gut getan, er bekam den Kopf frei und hält dann drei wichtige Bälle – und damit auch den Sieg fest.“ Das letzte Tor in dem engen Aufeinandertreffen erzielte dann wenige Sekunden vor dem Abpfiff Krüger, der nicht nur den verletzten besten Plauener Werfer Petr Jan mit fünf Treffern stark ersetzte, sondern auch ein „sehr starkes Spiel mit wenigen Fehlern und vielen guten Entscheidungen gemacht“ hat. „Köthen hatte eine andere Taktik, wechselte öfter, auch wenn sie dabei qualitativ Abstriche machen mussten, aber konnten dann in der Schlussphase mehr Druck machen und sind so nochmal rangekommen“, resümiert Einheit-Trainer Mario Schuldes: „Wir haben zum Glück den verdienten Sieg noch über die Zeit gerettet, denn die Jungs haben über 50 Minuten ein richtig gutes Spiel gemacht.“
HC Einheit Plauen: Misar, Dohnal – Model, Janàsek (4), Krüger (5), Linhart (8), Kacin (8), Jahn, Machacek, Horky (3), Stegner (1), Szöllösi (1), Sira (1); Trainer Mario Schuldes, Co-Trainer Josef Pour, Mannschaftsverantwortlicher Bernd Grimm, Physio Antonia Weller
HG 85 Köthen: Soutschek, Krug (4), Kunze (4), Gmirek (2), Hensen (1), Kanzler, Grohmann (6/4), Serfas, Tarek Jaidi, Just (3), Milkow (1), Yasin Noah Jaidi (3), Kuhl, Brodowski (3), Konsel (1); Trainer Martin Lux, Mannschaftsverantwortlicher Rene Nowak
Verwarnungen: keine für HC Einheit Plauen, 1 für HG 85 Köthen
Zeitstrafen: 4 für HC Einheit Plauen, 3 für HG 85 Köthen
Siebenmeter: keinen für HC Einheit Plauen, 4 für HG 85 Köthen
Zuschauer: 320
Von Florian Wißgott (flow)