Es ist die beste Saison der Handballer des HC Einheit Plauen seit zehn Jahren, die mit dem 28:27-Erfolg im letzten Spiel auf eigenem Parkett am Samstag in der Rückrunde der Regionalliga Mitteldeutschland alle Partien vor heimischer Kulisse gewonnen haben. Wie den Füchsen die Revanche gegen ihren Lieblingsgegner HC Elbflorenz II gelang.
Es war eine der Szenen des Duells zwischen den Rot-Weißen und des Perspektivteams des Zweitbundesligisten: Nach einem Ballverlust der Dresdener kullert das harzige Leder in Richtung Mittellinie und Lukas Horky wirft sich nach einem schnellen Antritt in der Schlussphase beim Stand von 27:24 auf das Spielgerät, um zu verhindern, dass sich die Landeshauptstädter das Objekt der Begierde wiederholen – diese Situation steht exemplarisch für den unbedingten Willen der Hausherren, trotz der verletzungsbedingten Ausfälle vor der Saison-Rekordkulisse von 420 Zuschauern den doppelten Punktgewinn perfekt zu machen. „Lukas ist in der Verteidigung unser absoluter Anführer, geht gerade in solchen Momenten mit Einsatz voran und reißt die anderen mit – und genau solche Führungsspieler brauchen wir“, zieht Einheit-Trainer Mario Schuldes seinen Hut vor dem Abwehrchef, der seit Wochen angeschlagen fast komplett durchspielen muss: „Lukas wusste, dass der Dresdner nicht nochmal den Ball aufnehmen konnte, weil es sonst zwei Mal gewesen wäre und dadurch kam er zu dem ganz wichtigen Ballgewinn.“ Doch zu Beginn der Begegnung hatten die Plauener sowohl einige Probleme mit der offensiven 4+2-Deckung der ebenfalls ersatzgeschwächten Gäste als auch in der Defensive, sodass die Spitzenstädter nach knapp vier Minuten beim 2:5 mit drei Toren zurück lagen. „Als ich gesehen hatte, mit welchen Spielern Elbflorenz angereist ist und wer vor allem alles nicht mit dabei ist, war es abzusehen, dass sie mit einer offensiven Abwehr verteidigen werden, weil ihnen die Zentrumsdecker fehlten“, war Schuldes nicht überrascht: „Es war dadurch klar, dass es kein einfaches Spiel wird und wir auch einige Fehler machen werden, aber gerade in der ersten Halbzeit leisten wir uns mit zehn technischen Fehlern sowie acht Fehlwürfen zu viele Fehler.“ Allerdings kamen die Vogtländer nach dem 3:6 nach knapp fünf Zeigerumdrehungen besser ins Aufeinandertreffen und glichen mit einem 4:1-Lauf zum 7:7 Mitte des ersten Durchgangs aus. „Am Anfang haben wir auch in der Defensive zu einfache Tore kassiert und hatten gegen die schnellen Jungs nicht so den Zugriff, weil wir es nicht geschafft hatten, im Innenblock kompakt zu stehen“, erklärt der Übungsleiter: „Danach stand die Abwehr gut und wir haben sehr clever verteidigt.“ In der Folge gingen zwar die Rot-Weißen beim 9:8 erstmals nach einem Ballgewinn durch Horky selbst in Führung, doch nun entwickelte sich eine ausgeglichene Partie mit leichten Vorteilen des Perspektivteams und so mussten die Füchse mit einem 13:14-Rückstand in die Pause gehen. „Wenn wir in Unterzahl waren, dann hat es Elbflorenz gut gelöst und ist viel über die Breite gegangen“, benennt Mario Schuldes einige Gründe: „Es war vor allem für die Rückraumspieler eine sehr hohe Belastung, weil sie immer wieder ins Eins-gegen-Eins gehen mussten.“ Zwar legten die Gäste nach dem Seitenwechsel nach und erhöhten auf 15:13, doch mit einem dreifachen Ballgewinn in der Defensive drehten die Plauener die Begegnung zu ihren Gunsten und hielten die knappe Führung bis zum 21:20 nach 43 Minuten. „Wir haben weniger Fehler gemacht, haben nicht mehr so zeitig den finalen Pass gesucht und dadurch konnten wir uns auch absetzen“, beschreibt der Einheit-Trainer die stärkste Phase, in der sich die Spitzenstädter mit einem 5:2-Lauf innerhalb von sieben Zeigerumdrehungen einen Vier-Tore-Vorsprung beim Stand von 26:22 erspielten. „Bis zur 52. Minute beim 27:23 lösen wir es richtig gut, sind im Abschluss sehr konzentriert und standen in der Abwehr wirklich gut, wodurch wir Ballgewinnen erzwingen – und so auch leichte Tore erzielen konnten“, so Schuldes: „Es wird dann nur spannend, weil wir in vier Angriffen hintereinander einen Fehler machen und Elbflorenz das eiskalt ausnutzt.“ So kamen die Landeshauptstädter wieder beim 26:27 nach knapp 57 Minuten auf ein Tor heran, doch Linksaußen Kevin Model behielt gut eine Zeigerumdrehung später in seinem letzten Spiel nach sechs Jahren im rot-weißen Trikot die Nerven und sorgte mit seinem 28:26 für den Siegtreffer – auch weil Torhüter Jan Misar mit starken Paraden den doppelten Punktgewinn verteidigte. „Am Ende bin ich sehr glücklich, wir haben das letzte Heimspiel gewonnenen uns ordentlich bei den Fans verabschiedet, was mir wichtig war“, freut sich der Übungsleiter: „Die ganze Mannschaft ist sehr glücklich und gerade mit den Heimspielen bin ich sehr zufrieden, wie wir in der Einheit-Arena mit tollem Tempohandball sowie absoluter Leidenschaft aufgetreten sind.“ Mit dem 28:27-Erfolg im letzten Spiel auf eigenem Parkett haben die Vogtländer nicht nur in der Rückrunde in der Regionalliga Mitteldeutschland alle Partien vor heimischer Kulisse gewonnen, sondern insgesamt auch nur fünf Punkte an die Gastmannschaften abgegeben – bei der 22:30-Niederlage gegen den Meister Delitzsch, bei der 32:33-Niederlage gegen Staßfurt und beim 26:26-Unentschieden gegen Apolda. „Dass wir den vierten Platz erreichen, hätte vor der Saison keiner gedacht und die Jungs können sehr stolz darauf sein“, strahlt Einheit-Trainer Mario Schuldes: „Die Heimspiele waren die Basis und da wir hier so viele Punkte mitgenommen haben, konnten wir auch mal auf fremdem Parkett den ein oder anderen Zähler liegen lassen, ohne dass es zu schwer ins Gewicht fällt.“
HC Einheit Plauen: Misar, Dohnal – Model (3), Janàsek (1), Krüger (1), Englert, Linhart (9/2), Machacek (4), Kacin (2), Speer, Jahn (4/1), Sinkule, Horky, Stegner, Szöllösi, Sira (4); Trainer Mario Schuldes, Co-Trainer Josef Pour, Mannschaftsverantwortlicher Bernd Grimm, Physio Christian Ulbricht
HC Elbflorenz 2006 II: Bensch (2), Palm (2), Schwaiger (4), Wujczak (1), Nitsche (1), Bilhastre (6/1), Sandin, Göde (3), Punte (1), Drefahl, Meinhardt (2), Hoffmann (1), Prager, Weinand, Niestroj (4); Trainer Gonzalo Tajuelo, Co-Trainer Daniel Grieve, Mannschaftsbetreuer Stephan Laskowski, Physio Anja Röntsch
Verwarnungen: 1 für HC Einheit Plauen, 3 für HC Elbflorenz 2006 II
Zeitstrafen: 4 für HC Einheit Plauen, 3 für HC Elbflorenz 2006 II
Siebenmeter: 5 für HC Einheit Plauen, 1 für HC Elbflorenz 2006 II
Von Florian Wißgott (flow)