Der Kreisläufer und Vize-Captain des HSC Suhr Aarau, Joël Willecke, wird seinen Jugendclub im Sommer verlassen. Aus gutem Grund: Es zieht ihn in die «beste Liga der Welt».
Es ist eindrücklich. Der HSC Suhr Aarau spielt zwar seit Jahren konstant im Mittelfeld der Quickline Handball League. Doch auf den Einzug in den Playoff-Halbfinal wartet er seit drei Jahren. Und dennoch hat er mit Manuel Zehnder, Timothy Reichmuth, Leonard Grazioli, Gian Attenhofer und Martin Slaninka in den letzten drei Jahren gleich fünf Bundesliga-Exporte verzeichnet. Dazu kommt Lukas Laube, der nach einem kurzen Umweg über GC ebenfalls in der «besten Liga der Welt» gelandet ist. Die bewusste Talentförderung fruchtet seit Jahren.
Jetzt kommt ein weiterer Spieler dazu: Joël Willecke. Der Kreisläufer verlässt den Verein, dem er während der Primarschulzeit beigetreten ist, im kommenden Sommer. Auch er wechselt in die Bundesliga – zum TBV Lemgo Lippe. Dort erhält er einen Vertrag bis 2027.
Beim HSC Suhr Aarau gibt es nun zwei Gefühlslagen. Einerseits ist man stolz, andererseits auch traurig. So sagt Sportchef Mike Conde: «Es ist fantastisch, dass schon wieder einer unserer Spieler den Sprung in die Bundesliga schafft. Wir sind sehr stolz auf Joël, der gezeigt hat, was mit harter Arbeit und einem klaren Ziel vor Augen möglich ist. Wir sind aber auch solz auf uns als Verein.» Es sei ihm wichtig, dass man sich nicht nur als Ausbildungsverein verkaufe, sondern dies auch lebe, sagt Conde weiter. Er glaubt, dass Bundesliga-Vereine mittlerweile explizit nach Spielern des HSC Suhr Aarau suchen, die in ihr Konzept passen könnten.
Aber da ist auch ein weinendes Auge. Der HSC hat in mehreren Gesprächen alles versucht, den Vertrag mit Joël Willecke noch einmal zu verlängern und ihn im Verein zu halten. «Es tut weh, dass er gehen wird», sagt Mike Conde. Und: «Ihn in der neuen Saison zu ersetzen, wird eine sehr schwierige Aufgabe.»
Joël Willecke hat sich innerhalb kurzer Zeit wie ein Komet entwickelt. Nach wenigen Monaten in der 1. Mannschaft ist er schon im Europacup zum Einsatz gekommen, obwohl man ihn behutsam aufbauen wollte. Es folgen noch im gleichen Jahr (2021) die ersten Einsätze in der A-Nati und an der EM 2024 beweist er bereits, dass ihm die Zukunft gehören könnte.
Im Sommer 2023 wählt ihn HSC-Trainer Aleksandar Stevic zum Stellvertreter von Captain Tim Aufdenblatten, weil Willecke für ihn ein Vorbild punkto Trainingsfleiss und Einstellung sei. Der Kreisläufer zahlt dieses Vertrauen mit starken Leistungen zurück – und belohnt sich mit dem Transfer nach Deutschland nun selbst am meisten.
Joël Willecke selbst sagt: «In den letzten drei Jahren ist so viel passiert, ich kann mich gar nicht mehr an alles erinnern. Ich habe viel investiert, aber es ist auch viel für mich gelaufen. Es ist alles auch ein bisschen surreal.» Er freut sich auf den TBV Lemgo Lippe, er habe «richtig Bock», dort zu spielen. «Es passt alles. Der Verein hat viel Interesse an mir gezeigt und die Gespräche waren positiv und ehrlich. Das brauche ich.» Zudem sei Lemgo eine kleine Stadt, das passe auch zu ihm, sagt er.
Zuletzt dankt Willecke besonders seinen Teamkollegen, von denen er viele seit seiner Jugendzeit kennt und mit ihnen viel erlebt hat. «Es ist schwierig, das Team ab Sommer quasi im Stich zu lassen», sagt er. Willecke bedankt sich aber auch bei jenen Trainern, die ihn gefördert haben und dem gesamten Verein, der jederzeit hinter ihm gestanden hat.
Nun will er mit dem HSC eine erfolgreiche letzte Saison spielen, bevor er den Verein verlässt. Willecke sagt: «Die bisherigen Spiele haben gezeigt, dass wir mit allen Gegnern mithalten können. Jetzt brauchen wir noch mehr Kontinuität in unseren Leistungen. Und dann wollen wir in den Halbfinal.»
Der HSC Suhr Aarau bedauert den Abgang seines Vizecaptains im kommenden Sommer, gratuliert Joël Willecke aber zum Schritt in die Bundesliga und wünscht ihm alles Gute für den weiteren Verlauf seiner Karriere.