Viereinhalb Jahre lang trug Donát Bartók nach seinem Wechsel vom spanischen Erstligisten Bidasoa Irun im Januar 2021 das Trikot der Kadetten Schaffhausen. Viermal feierte der Ungar die Meisterschaft, zweimal den Cupsieg, zweimal den Supercupsieg und drang mit dem 15-fachen Schweizer Meister bis in den Viertelfinal der European Handball League gegen die Füchse Berlin vor. Was nun kommt, ist noch unklar. «Aber mit grosser Wahrscheinlichkeit werde ich meine Handballkarriere beenden», sagt der Linkshänder. «Mal sehen, was dann kommt.»
Was dem dynamischen Rückraumspieler, der in der letzten Saison eine schwere Verletzung überstehen musste, die Zeit in Schaffhausen bedeutet, entlud sich in vielen Emotionen direkt nach einem verrückten Final gegen Bern und dem Gewinn der vierten Meisterschaft in Serie. Bartók wirkte tief ergriffen, liess seinen Tränen freien Lauf und wurde zusammen mit seinen Mitspielern von 2.500 Fans gefeiert. Umso mehr, nachdem er mit drei Toren und einigen wichtigen Aktionen selbst entscheidenden Anteil am neuerlichen Meistertitel hatte.
Im Abschiedsinterview spricht der 28-Jährige über seine Zeit in Schaffhausen, in der er 116 NLA-Spiele absolvierte und 303 Tore warf.
Doni, wie emotional war dieser letzte Meistertitel nach einem verrückten Final mit erstmaliger Führung in der Verlängerung gegen Bern?
Da waren so viele Gefühle im Spiel, so viele Gedanken in meinem Kopf. Ich musste das Spiel zu Hause in Ruhe analysieren. Es waren viele letzte Momente für mich. Ein letzter Einlauf mit Gänsehaut, eine letzte Begrüssung durch unsere fantastischen Fans – dann ging es fokussiert in das letzte Spiel. Hier dürfen nicht zu viele Emotionen reinkommen. Für uns alle zählte nur gewinnen, der Sieg, der Titel. Dies so dramatisch zu Hause mit unseren Fans erleben zu dürfen und dabei selbst meinen Teil, dazu beitragen zu können – etwas Schöneres kann es nicht geben.
Was ging dir in den letzten Sekunden, beim Hochstemmen des Pokals, der Party mit den Fans und der Familie durch den Kopf?
Es war ein schwieriges Spiel. Der Gegner stand vor dem Aus und musste gewinnen, wir hatten das Ziel vor Augen. Ich wollte alles tun, um mich gut zu verabschieden. Ob mit einem Wurf, Assist oder einer guten Abwehraktion. Wir haben alle zusammen gekämpft und sind stark zurückgekommen. Ich bin sehr froh, dass es so gelaufen ist. Es gibt ein sehr schönes Bild, nachdem ich mit dem 39:37 für die Entscheidung sorgen konnte. Da haben sich alle Emotionen entladen und die Halle ist explodiert.
Welche Rolle spielte die Orange Wand bei der Aufholjagd?
Unsere Fans haben komplett mitgekämpft, nach 45 Minuten sind alle gestanden. Ich habe selten solch eine Stimmung erlebt. Das war ein grosser Faktor, um nach vier Toren Rückstand nochmal zurückzukommen und ein unglaublich schöner Abschied. Wir hatten eine schwierige Saison – waren aber zum Schluss da und haben mit der Meisterschaft den wichtigsten Titel verteidigt.
Was wirst du aus Schaffhausen im Herzen behalten?
Schaffhausen ist zu meiner Heimat, zur Heimat meiner Familie geworden. Die Kadetten sind meine längste Station als Handballspieler und ich habe mich hier als Sportler und Familienvater immer wohlgefühlt. Hier habe ich viele Freunde gewonnen und die Zeit auf und neben dem Spielfeld sehr genossen. Ich durfte mit Joan Cañellas, Gábor Császár und vielen weiteren tollen Spielern und Menschen zusammenspielen. Viele Mitspieler sind Freunde geworden.
Inwiefern hat dich die Zeit bei den Kadetten geprägt?
Ich habe viele wertvolle Erfahrungen machen dürfen. Auch menschlich habe ich viel lernen und adaptieren können. Viele Persönlichkeiten durfte ich kennenlernen, die mich weitergebracht haben. Es gibt viele schöne Erinnerungen an eine wunderbare Zeit und Menschen, über die ich sehr froh bin, ihnen begeht zu sein. Diese Kontakte werden weit über den Sommer hinaus Bestand haben. Ich bin sehr dankbar für diese viereinhalb Jahre bei den Kadetten.
Du wurdest mit einem grossen Transparent von den Fans verabschiedet, auf dem Stand «Wir werden dich nicht vergessen, Donát Bartók!» Was bedeutet dir das?
Das ist ganz besonders. Die Unterstützung der Fans war immer der Wahnsinn. Nach der Rückkehr aus meiner Verletzung, jetzt beim Abschied. Diese Aktionen erfüllen dich als Sportler. Es rührt mich, wenn man als Vorbild der nächsten Generation geschätzt wird. Ich habe immer alles für das Team gegeben. Es hat mich unglaublich gefreut, diese Wertschätzung zu erhalten. Das bleibt in Erinnerung und werde ich nie vergessen. Danke an alle Fans für die Unterstützung.