Die hart erkämpfte 15. Meisterschaft hat eine grosse Bedeutung für die Kadetten Schaffhausen. Für einen aber eine ganz spezielle. Kreisläufer Kassem Awad durfte mit 30 Jahren seinen ersten Titel überhaupt feiern – und liess seinen Gefühlen danach freien Lauf.
Er war es, der seine Mannschaft mit dem Ausgleichstreffer zum 33:33 kurz vor Schluss überhaupt erst in die Verlängerung brachte und das emotionale Happy End vor 2500 Fans ermöglichte. Mit seinem wohl besten Auftritt im Kadetten-Trikot krönte er sich mit seinem Team zum Schweizer Meister. Nun befindet sich der gebürtige Schwede mit libanesischen Wurzeln nach einer Stippvisite in Dänemark in seiner schwedischen Heimat. Aus persönlichen Gründen bat er um Auflösung seines Vertrags zum Saisonende und wechselt zurück nach Skandinavien zum dänischen Aufsteiger HØJ Elitehåndbold aus Kopenhagen um Sportdirektor Hans Lindberg.
Im Abschiedsinterview spricht der 30-Jährige über seine Zeit in Schaffhausen, in der er 36 NLA-Spiele absolvierte und 87 Tore warf und erklärt, was ihm sein erster Titel überhaupt bedeutet.
Kassem, was war das für ein verrückter Final. Was ging in dir vor?
Das war schon ein besonderer Kampf bis zum Ausgleich. Ich hatte das Gefühl, dass uns dieses Tor so viel Energie gegeben hat und die Arena förmlich explodiert ist. Das hat unglaublich viel Spass gemacht. Am Ende hat mich die Freude überwältigt.
Du sprichst deinen Ausgleichstreffer kurz vor Schluss zum 33:33 an. Der Knackpunkt?
Wir hatten davor schon Chancen, um näher heranzukommen, aber in diesem Moment wusste ich, dass wir uns die Trophäe holen werden. Jeder in der Halle hat diese besondere Atmosphäre und Energie gespürt. Das hat uns getragen. Ich weiss nicht, wie wir bis in die Verlängerung gekommen sind bei drei Toren Rückstand drei Minuten vor Schluss. Hoffnung hatte ich immer, aber wie wir es gemacht haben, kann ich nicht erklären. Das passiert nicht oft, aber dann kam diese Extra-Energie durch den Ausgleich…
Es war der erste Titel deiner Handball-Karriere. Was bedeutet er dir persönlich?
Wenn man auf hohem Niveau spielt, will man gewinnen, will man Erfolge und Titel. Dieser Moment, den Pokal in den Händen halten zu dürfen war sehr speziell. Darauf habe ich lange gewartet und lange darauf hingearbeitet. Ich bin sehr froh, dass wir es geschafft haben.
Wie schaust du auf das Jahr in Schaffhausen zurück?
Ich habe hier sehr gerne gelebt. Schaffhausen ist eine wunderschöne Stadt, die mir sehr gefällt. Ich habe viele gute Menschen kennenlernen dürfen und werde viele schöne Erinnerungen mitnehmen. Mit vielen tollen Momenten, Spielen und Erlebnissen mit dem Team.
Die Saison bot ein Wechselbad der Gefühle. Wie hast du die Spielzeit erlebt?
Mit vielen Höhen und Tiefen. Das Aus in der European Handball League war wirklich hart. Ich hatte mich besonders auf diese Spiele gefreut. Wir hatten gute Spiele wie in Limoges, aber auch die Enttäuschung im Rückspiel und im Cup-Halbfinal. Wir sind alle glücklich, dass wir diesem Jahr ein erfolgreiches Ende geben konnten. Es ist ein gutes Zeichen, zurückzukommen. Ich bin stolz auf die Mannschaft.
Mit Beginn der Playoffs es ist euch gelungen, euch noch einmal zu steigern. Woher kam dieser Leistungsschub?
Viele haben darüber geredet, dass die Playoffs anders werden, uns ein anderer Handball erwartet und es nun wirklich zählt. Es war uns allen klar, dass es nicht wie in der Ligaphase werden würde. Jeder musste über seine 100 Prozent hinausgehen, hat noch mehr und noch härter gearbeitet und alles in das Team eingebracht.
Konntest du von diesen Erfahrungen als Mensch und Sportler profitieren?
Man muss sich immer weiterentwickeln und verbessern und gerade nach schweren Niederlagen zurückkämpfen, immer weitermachen. Dieses Jahr war ein sehr intensives und auch emotionales für mich. Vor allem in den Playoffs sind wir als Mannschaft eng zusammengerückt. Es ist immer traurig und schwierig, ein Team zu verlassen. Man hat sich täglich gesehen, hat gute Verbindungen aufgebaut und die Mitspieler sind Teil meines Lebens geworden. Dazu habe ich die wunderschöne Stadt und Umgebung zu schätzen gelernt.
Was möchtest du den Fans noch sagen?
Das Erlebnis und die Unterstützung in den Playoffs hat so viel Spass gemacht. Nur dank dieser konnten wir die engen Heimspiele zweimal in der Verlängerung vor unseren Fans für uns entscheiden. Als Sportler lebt man für solche Momente. Ohne euch Fans hätten wir es nicht geschafft. Das war unfassbar. Dies werde ich sicher vermissen. Danke für alles.