Lukas Zerbe hat in der EM-Qualifikation gute Argumente für eine Nominierung gesammelt, im großen WM-Casting der Handballer gab es aber auch Verlierer.
Acht Treffer gegen die Schweiz, acht Tore in der Türkei: Lukas Zerbe flog mit einem wohligen Gefühl im Bauch zurück in die Heimat. Mit seinen zwei starken Auftritten in der EM-Qualifikation sammelte der Rechtsaußen des THW Kiel, Neffe von Handball-Legende Volker Zerbe, im großen WM-Casting des DHB-Teams wertvolle Pluspunkte beim Bundestrainer.
“Zebu hat ein Riesenspiel gemacht”, sagte Alfred Gislason nach dem ansonsten eher wackeligen 36:29 in Ankara. Das Lob war auch deshalb erstaunlich, da der DHB-Coach in seiner Analyse des letzten Länderspiels des Jahres ansonsten kaum ein gutes Haar an der Vorstellung seiner Mannschaft ließ.
Der Arbeitssieg brachte wie erhofft zwei weitere Punkte auf dem Weg zur EM-Endrunde 2026, allerdings keinen zusätzlichen Rückenwind für die anstehende WM-Mission im Januar. Der Kampf um die Kaderplätze, den Gislason für den Türkei-Trip ausgerufen hatte, kannte auch Verlierer. “Jeder will sich zeigen für die WM”, analysierte der 65-Jährige in der ARD, doch gegen die Türken sei das “nicht gelungen”.
Während Zerbe, der bei dem olympischen Silber-Coup im Sommer gefehlt hatte, genau wie Youngster Marko Grgic, der aus dem linken Rückraum am Sonntag ebenfalls achtmal traf, mit Blick auf die bevorstehende WM-Nominierung zu den Gewinnern zählen dürfte, gab es in Abwesenheit von DHB-Stars wie Juri Knorr, Julian Köster und Johannes Golla auch einige verpasste Chancen.
So konnten Spieler wie Timo Kastening und Lukas Stutzke allein schon aufgrund ihrer begrenzten Einsatzzeiten kaum Argumente sammeln. Zudem dürften Akteure wie Nils Lichtlein und Luca Witzke weiter zu den Wackelkandidaten zählen – vor allem, wenn die arrivierten Kräfte rechtzeitig zurückkommen sollten.
Nach einem ereignisreichen Jahr, das mit Platz vier bei der Heim-EM begonnen hatte, hofft die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) nun zeitnah auf die Rückkehr ihrer Leistungsträger. Während Spielmacher Knorr (Daumenbruch) und Rückraum-Riese Köster (Innenbandriss) mit schwerwiegenderen Verletzungen kämpfen, dürfte der Ausfall von Kapitän Golla (muskuläre Probleme) in der Türkei eher eine Vorsichtsmaßnahme gewesen sein.
Unklar ist die Situation dagegen bei Christoph Steinert: Der abwehrstarke Linkshänder erlitt im Abschlusstraining in der Türkei einen Mittelhandbruch. Seine Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Dänemark, Norwegen und Kroatien (14. Januar bis 2. Februar) ist akut gefährdet.
Nicht nur deshalb plant Gislason, sich für die Berufung seines WM-Kaders maximal viel Zeit zu lassen. Man werde das Aufgebot “so spät wie möglich nominieren”, kündigte der Isländer an: “Wir werden erstmal diese beiden Spiele hier und die gesamte Woche analysieren. Dann werden wir sehen, was im November und Dezember passiert.”
Die letzten Testspiele vor WM-Start stehen dann bereits im neuen Jahr an: Am 9. und 11. Januar trifft Deutschland in Flensburg und Hamburg auf Brasilien, bevor am 15. Januar im dänischen Herning das WM-Abenteuer beginnt.
Ankara/Hamburg (SID)