Deutschlands Handballer nehmen den nächsten Sieg in der EM-Qualifikation in den Blick. Bei Außenseiter Türkei geht es aber um mehr als zwei Punkte.
Bundestrainer Alfred Gislason fordert “Respekt”, Kapitän Johannes Golla absolute “Seriosität”: Deutschlands Handballer wollen ihren Türkei-Trip keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen. Im letzten Länderspiel des Jahres peilen die DHB-Cracks vielmehr das nächste Torfeuerwerk an – und hoffen zusätzlich auf wertvolle Erkenntnisse auf ihrem Weg zur Weltmeisterschaft im Januar.
“Die können Handball spielen. Gerade in Ankara und in einer vollen Halle können die aufdrehen, wenn man sie lässt”, warnte Gislason vor der überhaupt erst zweiten Partie einer deutschen A-Nationalmannschaft gegen die Türken am Sonntag (15.10 Uhr/ARD). Das erste Aufeinandertreffen ist bereits 34 Jahre her. 1990, nachdem die DHB-Auswahl bis in die C-Weltmeisterschaft abgestiegen war, gab es im finnischen Turku ein 21:11 in der Vorrunde.
Es ist daher kaum überraschend, dass der Handball-Zwerg für das deutsche Team die große Unbekannte in der EM-Qualifikation ist. “Die Türkei kenne ich bisher nur aus Spielen auf Klubebene”, sagte Gislason, dessen Team aber nicht nur wegen des klaren Erfolgs gegen die Schweiz (35:26) als haushoher Favorit in das Spiel geht. Kapitän Golla bekräftigte: “Wir wollen zeigen, dass wir auch solche Spiele ernst nehmen.”
Gislason nutzte den Tag nach dem spiel- und reisefreien Freitag daher, um sein Team mit Videostudium auf den Gegner einzustimmen. Sieben Spiele des Underdogs, der sich noch nie für eine Welt- oder Europameisterschaft qualifizieren konnte, habe er sich angeschaut. Am Samstagvormittag steht dann der rund dreistündige Flug von Frankfurt in die türkische Hauptstadt auf dem Plan. Rund 2000 Zuschauer werden in der Yasar Sevim Handball Sports Hall erwartet.
Die olympische Silbermedaille, das belegte der souveräne Auftritt gegen die Schweiz in Mannheim, ließ das Selbstvertrauen des deutschen Teams noch einmal steigen. Nun geht es für Gislason darum, seine Auserwählten für die Weltmeisterschaft zusammenzustellen. “Jede gute Leistung zählt”, sagte der 65-Jährige.
Nach dem Türkei-Spiel warten bis zur WM, wo Deutschland im dänischen Herning in der Vorrundengruppe A auf Polen, die Schweiz und Tschechien trifft, nur noch zwei weitere Testspiele gegen Brasilien (9. und 11. Januar) im neuen Jahr, also nach der Nominierung. Für die deutschen Spieler Grund genug, sich noch einmal richtig ins Zeug zu legen, die Reise aber auch ein wenig zu genießen.
“Wir wissen nicht, was auf uns zukommt von der Stimmung, von der Kultur”, sagte Shootingstar Renars Uscins: “Sicherlich wird es eine sehr schöne Erfahrung.”
Großwallstadt/Ankara (SID)