Deutschlands Handballer haben im ersten Spiel nach ihrem olympischen Silber-Coup ein Offensivspektakel hingelegt.
Mannheim (SID) Deutschlands Handballer tanzten ausgelassen im Kreis, dann bildeten die Silbermedaillengewinner von Paris ein Spalier für Kai Häfner: Der Europameister von 2016 nahm gerührt Abschied vom DHB-Team – und bester Laune, denn zuvor durfte er gemeinsam mit den 12.721 Zuschauern in Mannheim ein Offensivspektakel genießen. Die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason deklassierte die Schweiz zum Start der EM-Qualifikation mit 35:26 (21:13) und trotzte auf dem Weg zur Weltmeisterschaft im kommenden Januar ihren personellen Ausfällen.
"Das war ein fantastischer Start, die Zuschauer haben uns getragen", sagte Torhüter Andreas Wolff. Häfner blickte dagegen dankbar zurück auf 154 Länderspiele. "Für diese Reise bin ich sehr dankbar", erklärte er am Hallenmikrofon.
Rechtsaußen Lukas Zerbe (sieben Tore) war in der ausverkauften SAP Arena der beste Werfer für die deutlich überlegene Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB). Ohne mehrere Leistungsträger, darunter die verletzten Schlüsselspieler Juri Knorr und Julian Köster, lieferte Deutschland 89 Tage nach dem verlorenen Olympia-Finale gegen Weltmeister Dänemark insbesondere zu Beginn eine echte Show.
Vor der Pause leisteten sich die DHB-Männer bei einer Trefferquote von 84 Prozent kaum einen Fehler. Nach dem Seitenwechsel kamen die von der früheren Bundesliga-Ikone Andy Schmid gecoachten Schweizer, am 17. Januar zweiter deutscher WM-Vorrundengegner in Herning, zunächst besser ins Spiel, am Ende wurde es aber deutlich.
Am Sonntag (15.10 Uhr/ARD) treten Johannes Golla und Co. im letzten Länderspiel des Kalenderjahres in Ankara bei Außenseiter Türkei an. Der dritte DHB-Gegner in der EM-Qualifikation ist Österreich. Die zwei besten Teams der Gruppe 7 lösen das Ticket für die Endrunde in Dänemark, Schweden und Norwegen (13. Januar bis 1. Februar 2026).
Das deutsche Team legte mit viel Tempo und großer Konzentration los. In der dritten Minute stand es bereits 3:0, wenig später 9:3 (10.) und kurz darauf 13:5 (15.) – Deutschland deckte konsequent und spielte offensiv in den ersten 20 Minuten beinahe fehlerfrei. Schmid, seit Frühjahr Nationalcoach der Eidgenossen, nahm bei seiner Rückkehr nach Mannheim bereits in der 17. Minute die zweite Auszeit.
Schon vor zehn Monaten hatte Deutschland die Schweiz, der ehemalige Löwen-Spielmacher Schmid stand damals noch auf dem Feld, vor 53.586 Zuschauern beim Weltrekordspiel zum Auftakt der Heim-EM in Düsseldorf (27:14) dominiert. Nun wurde es früh eine klare Gelegenheit, beim 19:6 (24.) wuchs der Vorsprung zwischenzeitlich auf 13 Tore.
Luca Witzke oder Marko Grgic auf der Mitte, Renars Uscins oder Sebastian Heymann aus dem Rückraum, Golla oder Justus Fischer am Kreis – die Tore verteilten sich auf alle Mannschaftsteile. Gislason konnte wie erhofft möglichst vielen seiner Profis Spielanteile geben und unter Wettkampfbedingungen ein erstes Kader-Casting für die WM-Plätze betreiben.
Erst nach der Pause kam es zu einem kleinen Bruch. Die Schweiz sammelte durch mehrere Tore Selbstvertrauen, dem DHB-Team fehlte die letzte Spannung. Nicht zuletzt Wolff im deutschen Tor war es in dieser Phase zu verdanken, dass der Vorsprung nicht weiter als auf sechs Tore schmolz.