Die deutschen Handball-Teams reisen mit großer Zuversicht zu ihrer olympischen Medaillenmission. Bei der Eröffnungsfeier wählen Männer und Frauen aber gänzlich unterschiedliche Ansätze.
Karlsruhe/Paris (SID) Emily Bölk erfüllte letzte Autogrammwünsche, Markus Gaugisch posierte für Fotos mit den Fans – und dann ging es endlich los: Deutschlands Handballerinnen kletterten am Montagmittag mit riesiger Vorfreude und bester Laune in den ICE 9574 nach Paris. “Es ist ein bisschen surreal. Jetzt erfüllt sich der Traum für jede einzelne”, sagte Kapitänin Alina Grijseels dem SID vor der Abfahrt am Karlsruher Hauptbahnhof.
Das Olympia-Feeling hatte bereits wenige Stunden vor der Ankunft in Frankreich endgültig eingesetzt – daran änderten auch rund 40 Minuten Verspätung und ein kurzfristiger Gleiswechsel nichts. “Jetzt wird es wirklich konkret, wir freuen uns sehr und sind gut präpariert”, versprach Bundestrainer Gaugisch.
Bereits am Donnerstag (16.00 Uhr/ZDF und Eurosport), einen Tag vor der spektakulären Eröffnungsfeier, steht für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) nach 16 Jahren die lang ersehnte Rückkehr auf die Olympia-Bühne gegen Südkorea an. Dann werden auch die Männer von Bundestrainer Alfred Gislason bereits vor Ort sein, ihr Auftakt wartet am Samstag (19.00 Uhr/ARD und Eurosport) gegen den EM-Dritten Schweden.
Für alle deutschen Frauen ist die Teilnahme am Mega-Event eine Premiere – eine, die sie voll auskosten wollen. Anders als die Männer wird Gaugischs Team am Freitagabend daher auch bei der einmaligen und stundenlangen Eröffnungsshow im Herzen der französischen Hauptstadt teilnehmen, wenn 6000 bis 7000 Athleten und Athletinnen auf rund hundert Lastkähnen und Flussbooten die Seine hinuntergefahren werden.
“Wir müssen schauen, dass wir die Emotionen und Erlebnisse in einen Rahmen packen, der die Belastung verträgt”, sagte Gaugisch nach dem 27:20 im letzten Olympia-Test gegen Brasilien in Stuttgart. Es gäbe die Möglichkeit, bei einer “kürzeren Version” der Eröffnungsfeier dabei zu sein und nach der Bootsparade auszusteigen: “Darüber haben wir gesprochen. Das wollen wir den Mädels ermöglichen, wenn sie das möchten.”
Die Männer, die sich an selber Stelle durch ein 35:25 gegen Vorrundengegner Japan weiteren Schwung für ihre Medaillenmission geholt hatten, wählen einen gänzlich anderen Ansatz. “Ich würde lieber gegen Schweden ein richtig gutes Spiel machen, als sieben Stunden in Paris irgendwo unter freiem Himmel zu sitzen”, sagte Bundestrainer Gislason vor der Abreise am Mittwoch. Er sei “überhaupt nicht traurig”, das Spektakel zu verpassen.
Das “Problem” des DHB-Teams der Männer ist der Spielplan: Wegen des Schweden-Spiels am Folgetag habe sich die Mannschaft “klar dafür ausgesprochen”, berichtete Kapitän Johannes Golla, “dass wir nach Paris reisen, um nicht Olympia-Tourismus zu machen, sondern natürlich sportlich so weit kommen wollen wie möglich.”
Andreas Wolff und Co. wissen jedoch, dass gegen die Schweden, gegen die bei der Heim-EM im Januar der Traum von einer Medaille endgültig platzte, ein echter Gradmesser wartet. “In den letzten Spielen haben wir gegen sie nie gut ausgesehen, und ich hoffe, dass wir das jetzt mal etwas ändern und dann Schweden mal wieder schlagen können”, sagte Torhüter Wolff.