Die Generalprobe der DHB-Frauen gegen EM-Gastgeber Österreich wird wie das ganze Turnier nicht im linearen Fernsehen zu sehen sein. Mit starken Leistungen wollen Emily Bölk und Co. ein Jahr vor der Heim-WM für ein Umdenken bei ARD und ZDF werben.
Wenn Deutschlands Handball-Frauen am Sonntag im Vorrundenspielort Innsbruck den EM-Ernstfall testen, schaut kaum jemand zu. Der TV-Bildschirm bleibt – mal wieder – schwarz, eine Live-Übertragung im Fernsehen wird es wie bei der dann anstehenden deutschen Medaillenjagd nicht geben.
“Natürlich wünsche ich mir das anders. Vor allem außerhalb der Community schlummert ein Riesenpotenzial”, sagte Bundestrainer Markus Gaugisch im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID). Eine TV-Präsenz wie zuletzt bei den Olympischen Spielen “wäre super für die Wahrnehmung unserer Sportart” – doch so weit ist nicht. Besser gesagt noch nicht, denn es gibt Licht am Ende des Tunnels.
Ab 2026 bekommt der Frauenhandball die große Bühne, die er sich seit Jahren wünscht. Die EM-Endrunden 2026, 2028 und 2030 werden von ARD und ZDF übertragen. Kein Teil des Deals ist allerdings die am kommenden Donnerstag startende EM – und vor allem auch nicht die Heim-WM im nächsten Jahr. Klar, dass Kapitänin Emily Bölk und ihre Mitspielerinnen in den kommenden drei Wochen alles daran setzen, Werbung in eigener Sache zu betreiben. In zwölf Monaten, so das erklärte Ziel, wollen die DHB-Frauen riesige Arenen füllen – und bei ARD und ZDF im Hauptprogramm laufen.
“Natürlich wäre es überragend, die Heim-WM mit größter medialer Präsenz zu spielen”, sagte Bölk dem SID: “Wir wünschen uns die größtmögliche Bühne, doch – ob mit TV oder ohne: Wir wollen mit gutem Handball überzeugen. Das wird unser Job sein.”
Dieser Job beginnt mit der EM-Generalprobe gegen Österreich schon am Sonntag (15.15 Uhr). Weiter geht es mit den Vorrundenspielen gegen die Ukraine (29. November/20.30 Uhr), die Niederlande (1. Dezember/18.30 Uhr) und Island (3. Dezember/20.30 Uhr), die ebenfalls in Innsbruck stattfinden und allesamt exklusiv, live und frei zugänglich vom Online-Sportsender Sportdeutschland.tv übertragen werden.
Mehr als zehn Jahre hatten die DHB-Frauen auf die große TV-Bühne im öffentlich-rechtlichen Fernsehen warten müssen, ehe mit der Olympia-Qualifikation im Frühjahr eine kleine Zeitenwende eingeläutet wurde. Auch von den olympischen Auftritten bis zum Viertelfinal-Aus in Paris waren Livebilder bei ARD und ZDF zu sehen. Die Zuschauerzahlen in der Liga schossen zuletzt in die Höhe. Kein Wunder, dass man beim DHB nun auch auf die Übertragung seines Premiumprodukts, der Heim-WM im kommenden Jahr, hofft.
Beitragen, betonte Gaugisch, könne man seitens der Mannschaft “alles das, was auf der Platte passiert. Natürlich hilft es, erfolgreich zu sein, um Türen zu öffnen. Dafür brauchen wir aber keine Zusatzmotivation.” Bei der EM will er mit seinem Team vor allem zeigen, “dass wir wirklich attraktiven Handball spielen und eine coole Truppe mit herausragenden Persönlichkeiten sind”. Er selbst, sagte Gaugisch, sei “aber nur dafür zuständig, dass wir als Team möglichst eine Top-Leistung auf der Platte bringen. Wenn wir Werbung für uns machen können und dann auch andere Türen noch aufgehen, dann ist es natürlich eine tolle Sache.”
Garching (SID)