Totgesagte leben länger – eine Floskel, die im mit Spannung erwarteten Halbfinale der HLA MEISTERLIGA ohne Widerspruch sowohl auf die FIVERS als auch auf den HC LINZ AG zutrifft. Immerhin trifft der nach der HLA Hauptrunde nur Sechste auf den Achten. Eine Halbfinalkonstellation, die den FIVERS noch das unerwartete Heimrecht in der Best of 3 – Serie gegen den HC LINZ AG bescherte. Am Samstag geht es los, die ALSTOM Handballcity Margareten wird wohl beben.
Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Dieser Wilhelm Busch zugesprochene Satz steht stellvertretend für den diesjährigen Weg der FIVERS und des HC LINZ AG ins Halbfinale der HLA MEISTERLIGA. Elf Siegen und zwei Unentschieden stehen auf Margaretner Seite gleich zwölf Niederlagen in der Hauptrunde entgegen. Machte insgesamt nur Platz 6 vor der Viertelfinalserie gegen die heuer richtig starken BT Füchse Auto Pichler (Platz 3 in der Hauptrunde) aus. Gegen die Füchse konnten die FIVERS auch im Viertelfinale „nur“ auswärts gewinnen und das schafften sie dann gleich zweimal. Spiegelbildlich verhielt sich der HC LINZ AG: Platz 8 in der Hauptrunde wurde nach nur neun Siegen, einem Unentschieden und zwölf Niederlagen gerade noch vor dem roomz JAGS Vöslau geholt. Und wie die FIVERS gegen die Füchse bezwangen die Linzer dann den erst in den letzten Spielen eingeknickten Liga-Dominator Sparkasse Schwaz Handball Tirol im Viertelfinale zweimal auswärts. Daheim setzte es eine Niederlage gegen die Tiroler.
Womit wir mitten im direkten Vergleich der beiden Halbfinalisten sind: Die FIVERS konnten gegen den HC LINZ AG in der Hauptrunde keinen einzigen Punkt holen, zweimal setzten sich die Oberösterreicher durch (38:35 in Linz, 32:35 in Wien). Womit die FIVERS defacto dem HC LINZ AG den Weg ins Viertelfinale ebneten. Ein Sieg weniger und die Linzer wären nur auf Rang 9 in der Hauptrunde gelandet. Um ins Halbfinale einzuziehen, müssen die FIVERS somit ihren „letzten Heimfluch“ gegen einen noch in der Meisterschaft verbliebenen Gegner bezwingen. Nur ein Heimsieg gegen Linz bringt den Finaleinzug. Von den 70 Linzer Gegentoren aus den bisherigen Spielen erzielte Mislav Grgic sagenhafte 20 Treffer, der Ur-Linzer Christian Kislinger nicht minder starke 14 Tore und Lucijan Fizuletto 13 Stück. Diese drei Spieler sind auch jene Akteure, die im Viertelfinale gegen Schwaz gemeinsam knapp 60 Prozent aller Tore erzielten. Mit Jadranko Stovanovic haben die Linzer zudem einen extrem starken Kreisspieler, der vor dem Wechsel zu den Füchsen Berlin stehende Nicolas Paulnsteiner wechselte wie der zuletzt im Nationalteam stark spielende Florian Kaiper erst letzten Sommer nach dem wirtschaftlichen Aus von Westwien in die oberösterreichische Landeshauptstadt. Moritz Bachmann zählt seit Jahren zu den starken Newcomern am Aufbau. Mit Elias Derdak, der von den FIVERS über Westwien zum HC Linz AG kam trifft man auch auf einen „guten alten Bekannten“.
Die Linzer bieten somit eine extrem starke erste Aufstellung auf, die angeführt von Mislav Grgic (heuer wahrscheinlich bester Legionär der Liga) mit Fizuletto einen weiteren Überflieger aufbieten und deren Offensivkraft spielentscheidend sein kann. Für die FIVERS spricht in der Halbfinalserie der objektiv betrachtet breitere Kader. Dieser hat in der Serie gegen die Füchse wesentlich zum Aufstieg ins Halbfinale beigetragen. Da gibt es weder einen besonders hervorragenden Torschützen, Eric Damböck kam im Viertelfinale bei drei Spielen trotzdem auf 18 Treffer, gefolgt von Jakob Nigg mit insgesamt 13 Toren – womit die wohl stärkste Flügelzange der Liga definiert ist. Und danach wuselt es nur so von vielen unterschiedlichen FIVERS-Spielern, die „ihren Anteil“ am Viertelfinaltriumph mit Toren untermauern: Marin Marinovic 12 Treffer, Fabio Schuh und Philipp Gangel je elf Tore, Lukas Gangel acht und das zuletzt stark aufzeigende Routinierduo aus Markus Kolar und Thomas Seidl mit je sechs Treffern zeigen die Breite des FIVERS-Kaders auf. Die zwei letztgenannten bilden gemeinsam mit Leander Brenneis auch das Bollwerk in der FIVERS-Defense, das sich in den letzten Spielen gestärkt, agiler und auch aggressiver präsentierte. Mit dem jüngsten Torhüter-Duo der Liga aus Leon Bergmann und Jan David hat man möglicherweise einen weiteren spielentscheidenden Faktor, welcher sich gegen Flo Kaiper in der anstehenden Serie beweisen muss. Sowohl Bergmann als auch David zeigten sich bei den Auswärtssiegen gegen die Füchse richtig stark.
Ein noch vor wenigen Wochen wohl nicht mehr ganz erwarteter Finaleinzug wird für die FIVERS vor allem dann möglich sein, wenn die Margaretner sich als starkes, in jeder Phase der Halbfinalserie gegenseitig stützendes Team präsentieren – mit jeder Menge Emotionen und der bekannten FIVERS-Leidenschaft.. Und wenn die beim entscheidenden Auswärtssieg gegen die Füchse am Spielfeld gezeigte Energie auf die Tribüne überschwappt, dann können die FIVERS Herausragendes leisten und auch gegen den HC LINZ AG bestehen. Die Linzer sind letztes Jahr unglücklich nicht Meister geworden, wissen ebenso wie die FIVERS „wie Playoff geht“ und träumen vom großen Coup. Der Linzer Fanbus nach Wien ist bereits ausgelastet, will auch in Wien eine „blaue Wand“ bilden, der sich in Wien eine gewohnt bunte Mischung an FIVERS-Fans entgegenstellen wird. Die ALSTOM Handballcity Margareten freut sich auch deshalb auf einen würdigen Auftakt der Halbfinalserie.
Peter Eckl, FIVERS-Trainer: „Der HC LINZ AG steht so wie wir hochverdient im Halbfinale. Mit Grgic und Fizuletto hat man ein herausragendes Legionärsduo, Grgic ist ein Unterschiedsspieler, der praktisch im Alleingang für Siege sorgen kann. Insgesamt ist die Einseraufstellung der Linzer sehr stark, Stojanovic am Kreis, der junge Paulnsteiner und Routinier Kislinger machen die Sache rund, Flo Kaiper zeigte erst am Wochenende im Nationalteam seine Klasse. Uns erwartet eine enge Serie, bei der wir wieder als Team mit ganz großer Leidenschaft dagegenhalten müssen. Gegen die Füchse konnten wir das zeigen, was es braucht, um in solchen Spielen zu bestehen. Herz, Hirn und jetzt sogar nochmals gemeinsam mit unserem Heimpublikum FIVERS-Leidenschaft pur.“
HLA MEISTERLIGA – HALBFINALE | 1. SPIEL
SA, 18.05.2024 | 18.30 Uhr
FIVERS WAT Margareten vs. HC LINZ AG
Schiedsrichter: noch offen