Die MT Melsungen ist am Dienstagabend wieder in der EHF European League gefordert. Der Spitzenreiter der Handball-Bundesliga tritt bei Valur in Reykjavik an (Anwurf 20.45 Uhr).
Mit der Partie in Reykjavik beginnt für die MT Melsungen die Rückrunde in der Gruppe F der EHF European League. Wie schon im Heimspiel gegen Valur am vergangenen Dienstag gönnt MT-Trainer Roberto Garcia Parrondo auch in Islands Hauptstadt mehreren Profis eine Verschnaufpause. Was zugleich bedeutet: Der spanische Coach vertraut erneut der Jugend.
In der Nacht von Sonntag auf Montag ist der MT-Tross mit dem Bus Richtung Frankfurt aufgebrochen, um von dort über Zürich in den hohen Norden zu fliegen. Nicht mitgereist sind: Kapitän Timo Kastening, David Mandic, Erik Balenciaga, Dainis Kristopans, Adrian Sipos und Nebojsa Simic. Dafür gehört der komplette Förderkader zur MT-Mannschaft, die in Reykjavik den vierten Sieg im vierten Spiel auf internationaler Bühne und damit den vorzeitigen Einzug in die Hauptrunde perfekt machen will.
Während Schlussmann Pawel Krawczyk seine Premiere feiert, ist Leon Stehl bereits zum dritten Mal in der European League dabei. Gegen Vardar Skopje erzielte der Rechtsaußen direkt im ersten Einsatz seinen ersten Treffer, und am zurückliegenden Dienstag trug er sich gleich viermal in die Torschützenliste ein. Das sei schon irre, sagt der 18-Jährige: „Ich bin seit fünf, sechs Jahren bei der MT, und nun bekomme ich die Chance, nicht nur bei den Profis, sondern auch gleich im Europapokal zu spielen.“
Für den Trip auf die Insel im Nordwesten Europas musste der junge Handballer von der Schule befreit werden. Er besucht die Radko-Stöckl-Schule in Melsungen. Er lebt bei seinen Eltern in Baunatal – Stehl ist ein Kind der Region. Kein Wunder, dass er Sätze sagt wie diesen: „Ich erlebe hier gerade einen kleinen Traum.“ Sein großes Ziel sei eine Profikarriere. Von daher sei er extrem dankbar, diese Erfahrungen sammeln zu können.
An Unterstützung mangelt es nicht. Erinnern wir uns kurz an Stehls Premierentor. Eigentlich hätte Ian Barrufet das Ding selbst machen können. Skopjes Kasten war verwaist, der spanische Linksaußen hatte freie Bahn, doch er wartete auf Stehl, überließ ihm den Ball, und der freute sich schließlich über seinen ersten Treffer bei den Profis: „Das war eine super Geste. Ian hat von mir dann einen besonders netten Klaps bekommen“, berichtet Stehl.
Der Rechtsaußen fühlt sich als Teil des Teams, komplett akzeptiert, er schaut sich viel bei den gestandenen Spielern ab. Dass die gesamte junge Garde mit an Bord ist, vermittelt ihm zusätzlich ein gutes Gefühl: „So bin ich nicht allein im Boot“, sagt Stehl, für den es in Reykjavik gern so weitergehen darf wie beim jüngsten Aufeinandertreffen mit Valur.
Mit einem Erfolg zöge die MT nicht nur vorzeitig in die Hauptrunde der European League ein, sie würde obendrein auf einen perfekten Monat zurückblicken. Wettbewerbsübergreifend stünden dann nämlich acht Siege zu Buche – Niederlagen: Fehlanzeige. Auch diese statistische Randnotiz ist ein schöner Anreiz für die Partie in Reykjavik.
Der MT-Kader in Valur:
Linksaußen: Ian Barrufet, Florian Drosten; Rückraum: Alexandre Cavalcanti, Tom Wolf, Aaron Mensing, Elvar Örn Jonsson, Nikolaj Enderleit, Jonas Riecke; Rechtsaußen: Dimitri Ignatow, Leon Stehl; Kreis: Rogerio Moraes, Arnar Freyr Arnarsson, Bruno Eickhoff; Tor: Adam Morawski, Pawel Krawczyk.
Schiedsrichter am Dienstag: Jakub Jerlecki / Maciej Labun; EHF-Delegierter: Bjorn Hogsnes (Norwegen)
Übertragung: Die Partie ist live zu sehen bei Dyn.