Als Kapitänin Xenia Smits den Pokal aus den Händen von Andreas Thiel, dem Vorsitzenden der Handball Bundesliga Frauen, erhielt, kannte der Jubel im Konfettiregen keine Grenzen mehr – obwohl viele der dort Feiernden dieses Erlebnis schon bestens kannten. Zum vierten Mal nach 2021, 2022 und 2023 (noch unter dem alten Namen SG BBM Bietigheim) hat die HB Ludwigsburg den DHB-Pokal der Frauen gewonnen.
Am Ende stand am Sonntag in der Porsche-Arena in Stuttgart vor der neuen Rekordkulisse von 3828 Zuschauern ein deutlicher 31:21-Erfolg gegen die HSG Blomberg-Lippe, die zum dritten Mal nach 2010 und 2014 ein Pokalfinale verlor und somit weiter auf den ersten Pokalsieg wartet.
Mit einer überragenden Johanna Bundsen im Tor (14 Paraden) und einer bärenstarken Abwehr war der aktuelle Meister und jetzt vierfache Pokalsieger von Beginn an überlegen. Bundsen wurde unter dem Jubel ihrer Mannschaftskameradinnen später auch als beste Torfrau des Haushahn Final4 2025 geehrt. In der Anfangsphase war vor allem Nationalspielerin Antje Döll für die klare 15:9-Führung der HBL verantwortlich, später waren es Viola Leuchter und Xenia Smits, die den Vorsprung immer weiter ausbauten.
Ein ganz besonderer Moment war das 22:13: Nur zwei Monate nach der Geburt ihres Sohnes erzielte Karolina Kudlacz-Gloc ihr erstes Turniertor. Nach dem Triumpf von Sonntag ist die gebürtige Polin nun achtfache DHB-Pokalsiegerin, gewann jeweils vier Titel mit dem HC Leipzig und jetzt Ludwigsburg/Bietigheim. Damit überholte sie sogar Christian Zeitz, den Rekordhalter im Männer-DHB-Pokal, der sieben Titel mit dem THW Kiel gewann.
Danach war der Abstand erstmals zweistellig – und die Partie längst entschieden. Beste Werferinnen waren Döll (sechs Tore) und Smits (5) für Ludwigsburg und Nieke Kühne (5) für die HSG-Blomberg-Lippe. Sollte Ludwigsburg deutscher Meister werden, ist Blomberg-Lippe für die European League qualifiziert.
Die Stimmen zum Spiel
Jakob Vestergaard, Trainer HB Ludwigsburg:
Ich bin sehr, sehr zufrieden. Blomberg hat ein Superturnier gespielt, aber wir haben den Sieg heute verdient. Wir hatten eine gute Abwehr, Torfrau Johanna Bundsen mit einer Weltklasseleistung und haben auch das Gegenstoßspiel dominiert. Ich bin also rundum zufrieden. Die Abwehr stand viel besser als gestern. Wenn wir eine solche Leistung bringen, wird es für jeden Gegner schwer, einfache Tore zu machen, und wir können mehr Tempo ins Spiel bringen. Das brauchen wir nun bis Saisonende.
Der deutsche Frauenhandball ist derzeit absolut genial: Blomberg, der THC und Bensheim stehen im Viertelfinale der European League, wir in den Champions-League-Playoffs. Zudem hat die Nationalmannschaft im Dezember große Chancen bei der Heim-WM. Heute hatten wir fast 4000 Zuschauer, das ist Wahnsinn. Es war eine überragend gute Stimmung in allen Fanblöcken. Und die Frauen-Bundesliga ist viel stärker als viele sagen.
Ich gehe wegen meiner Familie zurück nach Dänemark, die Entscheidung war nicht einfach. Ludwigsburg hat auch nächste Saison einen überragend guten Kader, deswegen erwarte ich auch nächste Saison eine starke Leistung.
Antje Döll, Spielerin HB Ludwigsburg:
Ich bin wahnsinnig happy und glücklich. Das Halbfinale hatte viel Kraft gekostet und war sehr emotional, weil es so knapp war. Wir sind heute super gestartet mit einer tollen Abwehr und vielen Paraden von Johanna Bundsen. Und dann haben wir nicht nachgelassen. Wir haben das wahnsinnig gut gemacht und den Titel auch verdient. Die Finalniederlage gegen Metzingen im Vorjahr tat weh. Wir haben aber daraus gelernt. Wir sind heute besser gestartet, hatten vollsten Respekt vor Blomberg, denn das ist eine unangenehme Mannschaft, die sind im Flow. Jetzt können wir die Niederlage gegen Metzingen aus dem Vorjahr endgültig vergessen.
Steffen Birkner, Trainer HSG Blomberg-Lippe:
Der Sieg war auch in der Höhe verdient, wir hätten ein perfektes Spiel gebraucht, angesichts der Qualität von Ludwigsburg. Wenn Hexer Andreas Thiel den Hut vor der gegnerischen Torfrau zieht, sagt das vieles aus. Wir haben eine junge Mannschaft mit ein, zwei erfahrenen Spielerinnen und werden viel aus dem Turnier lernen. Wir haben alles versucht und sind absolut stolz auf den zweiten Platz.
Nieke Kühne, Spielerin HSG Blomberg-Lippe:
Ludwigsburg hat absolut verdient gewonnen, sie hatten uns nach 15 Minuten den Schneid abgekauft. Bei uns haben Abwehr und Chancenverwertung nicht gepasst. Aber wir sind megastolz, dass wir im Finale standen. Für mich war es das erste Final4, wir wollten es genießen, und hoffentlich kommen wir wieder, um es besser zu machen. Ich nehme superviel vom Final4 mit und bin froh, dass ich das in jungen Jahren erleben darf. Ich durfte diese Stimmung aufsaugen und unsere Fans waren überragend, eine echte schwarze Wand. Wir haben jetzt noch Chancen in zwei Wettbewerben. Wir haben uns in einen flow gespielt, alle zusammengeschweißt, jede steht für die andere ein – und das soll so weitergehen.