HSG Hanau bietet HSG Krefeld Niederrhein 39 Minuten lang die Stirn
Einen hitzigen Schlagabtausch mit zahlreichen Zeitstrafen sowie zwei unerwartete Comebacks bekamen Handballfans am späten Sonntagnachmittag in der Hanauer Main-Kinzig-Halle zu sehen und obwohl die HSG Hanau gegen den weiterhin ungeschlagenen Spitzenreiter HSG Krefeld Niederrhein am Ende mit 30:37 (18:18) das Nachsehen hatte, zeigte das junge Grimmstädter Team gegen den favorisierten Gegner in der 3. Liga Staffel Süd-West eine seiner besten Saisonleistungen. Bis in die 39. Minute hinein waren Bergold, Ritter & Co. mit den „Eagles“ auf Augenhöhe.
„Wir wussten, dass wir heute eine schwere Aufgabe gegen Krefeld haben. Ich glaube aber auch, dass wir eine unserer besten ersten Halbzeiten in dieser Saison gespielt haben“, resümierte HSG-Cheftrainer Hannes Geist nach Abpfiff am Sonntagabend. „Man sieht dennoch, dass uns momentan die Konstanz in vielen Dingen etwas fehlt.“
Auch in das Topspiel am Sonntag, vor über 500 Zuschauern in der Main-Kinzig-Halle, ging die HSG Hanau wieder mit Verletzungssorgen. Im Vergleich zur Niederlage in der Vorwoche bei der HSG Dutenhofen/Münchholzhausen II hatte sich wenig an der Verletztenliste von Coach Geist geändert. Weiterhin fehlten mit Dziugas Jusys, Luca Braun und Nils Schröder drei wichtige Säulen im Grimmstädter Team.
Einsatzwillen und großes Engagement
Was aber an Manpower auf dem Feld und auf der Bank fehlte, das machte die HSG-Sieben durch Einsatzwillen und ihr großes Engagement wieder wett. Dabei wurde das Team bei der Einlaufzeremonie von den teilnehmenden Kindern des Hanauer Handball-Herbstcamps auf das Spielfeld geführt, die ebenfalls einen tollen abschließenden Abend erlebten.
Obwohl die Gastgeber gegen den Favoriten und Tabellenführer einen schweren Start erwischten und zunächst mit 1:4 (4. Minute) in das Hintertreffen gerieten, zeigten Bergold, Ritter & Co. schnell Nehmerqualitäten und ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Mit drei sehenswerten Treffern in den Anfangsminuten stellte Cedric Schiefer für die Hanauer wieder auf 3:4 (6.). Wenig später setzte sich der pfeilschnelle Julian Fulda gegen seinen Gegenspieler durch und markierte den 4:4-Ausgleich.
In der 10. Minute dann die Überraschung des Tages. Wegen der großen Personalprobleme hatte Geist am Sonntag aus den Reserveteams nachnominiert und so kam es dann, dass mit Marc Strohl ein ehemaliger Hanauer Publikumsliebling nach rund anderthalb Jahren wieder Drittligaboden betrat. Leider endete sein Kurzeinsatz bereits nach zwei Minuten, als er nach einem Foul die Rote Karte hinnehmen musste (12.). Ein weiteres bekanntes Gesicht lief mit Torben Scholl in der Main-Kinzig-Halle für die HSG auf, der im späteren Spielverlauf einen Treffer beisteuerte.
„Ich muss ein großes Dankeschön an die zweite und dritte Mannschaft sowie an unsere A-Jugend aussprechen, dass diese bereit sind, sich an einem Sonntagnachmittag hier reinzustellen und den Kader vollmachen, egal wie viele Einsatzminuten sie bekommen. Das ist nicht selbstverständlich“, meinte Geist.
Zweikampfintensive Begegnung bleibt lange offen
Als Hanau in der 16. Minute zwischenzeitlich mit 7:10 in Rückstand geriet, nahm Geist die Auszeit und gab seinem Team noch einmal Instruktionen mit auf den Weg. Bis dahin war Hanau den „Eagles“ zweikampfstark begegnet und hatte gegen die resolute Krefelder Deckung ein ums andere Mal seine Chancen erkämpft. Dabei ging es auch durchaus etwas ruppiger zu, allerdings keinesfalls unfair. Das sah auch Geist so: „Das solche Spiele gegen Krefeld immer etwas haarig werden, das liegt in der Natur der Sache. Da waren viele Emotionen drin. Das macht dann auch Spaß und am Ende kann man sich auch wieder die Hände reichen.“
Die passenden Emotionen von den Rängen lieferte auch das Hanauer Publikum, welches das HSG-Team nach vorne peitschte. Mit dem lautstarken Support des Blauen Blocks im Rücken glich Dennis Gerst beim 12:12 wieder für Hanau aus, ehe der dynamische David Rivic am Kreis die 14:13-Führung für die Hausherren herauswarf. Beim 18:18-Halbzeitstand, erzielt durch Gerst, der wieder einmal mit seinem quirligen Tempospiel im Rückraum überzeugte, war für die Grimmstädter noch alles offen. Anteil daran hatte auch das Torhüterduo Müller/Khan, das sich einige Male auszuzeichnen vermochte.
„Lassen das Spiel dann aber etwas abreißen“
„In der ersten Halbzeit haben wir viele gute Lösungen gefunden, gerade auch im Spiel Sechs-gegen-sechs“, resümierte Geist später, dessen Mannschaft, ähnlich wie der Gegner, volles Tempo ging, die eigene Konterstärke am Sonntag aber nicht zu hundert Prozent ausgespielt bekam. „Auch im zweiten Durchgang waren wir noch gut dabei, lassen das Spiel dann aber etwas abreißen.“
Als Knackpunkt des Spiels ließ sich dabei die Phase in der 39. Minute ausmachen: Nach einer Zeitstrafe gegen Theo Surblys, der am 10. Spieltag mit Schiefer den Innenblock bildete, ging der hochgewachsene Rückraumspieler vom Feld und Hanau verlor in der Folge den Anschluss. Krefeld erhöhte seinen Vorsprung durch Jörn Persson auf 24:21 (41.) und obwohl Paul Hüttmann die HSG Hanau beim 23:25 (42.) noch einmal heranbrachte, baute der Spitzenreiter die Differenz in den nächsten Minuten deutlich aus. „Man hat gesehen, dass Krefeld sich heute strecken musste“, so Geist. „Wir hatten viele gute Ideen, aber Krefeld bleibt einer der Top-Aufstiegsfavoriten in dieser Saison.“
Tor für Tor setzten sich die Eagles weiter ab und behaupteten nach dem 30:24 in der 47. Minute ihre Führung, ohne Hanau noch viel Raum für Ergebniskosmetik zu ermöglichen. Der Stimmung in der Main-Kinzig-Halle gab dies aber keinen Dämpfer. Ganz im Gegenteil: Der Blaue Block bedachte das junge Hanauer Team am Ende mit laustarkem Applaus.
„Viele Dank an die Fans, das war wieder eine unglaubliche Heimspielatmosphäre“, sagte Geist beim anschließenden Pressegespräch. „Man hat die Anspannung in der Main-Kinzig-Halle heute knistern hören können. Das hat sich die Mannschaft einfach verdient.“
Am kommenden Wochenende hat die HSG Hanau spielfrei und tritt dann, am Freitag den 15. November auswärts beim VTV Mundenheim 1883 an.
Aufstellung HSG Hanau: Müller, Khan; Ritter (1), Rivic (6), Schierling (1), Gerst (5), Scholl (1), Surblys, Just, Steiner, Bergold, Strohl, Weide, Schiefer (8), Fulda (2/1), Hüttmann (6/1).
Aufstellung HSG Krefeld Niederrhein: Bartmann, Conzen; Krass, Klasmann (11/6), Schneider (3), Noll (1), Lehmann, Mook, Siegler, Schulz (4), Marquardt, Hüller, Jagieniak (1), Persson (11), Ingenpass (4), Mircic.
Zeitstrafen: 16:10 Min. – Siebenmeter: 2/3:6/7. – Rote Karten: Strohl (Hanau / 12. Min.), Mircic (Krefeld / 33. Min.) – Zuschauer: 507. – Schiedsrichter: Benedikt Steinebach / Philipp Schürhoff.
Stimmen zum Spiel:
Mark Schmetz (Trainer Krefeld Niederrhein): „Für uns war klar, dass es eines der schwierigsten Auswärtsspiele der Saison für uns werden wird, denn wir kennen die Qualitäten von Hanau. Für die Leistung von heute muss ich meinen Hut vor meiner Mannschaft ziehen. Am Ende waren es ein verdienter Sieg und wichtige Punkte für uns.“
Max Bergold (Kapitän HSG Hanau): „Das wir keine besonders gute Ausgangslage hatten, das war uns vor dem Spiel allen klar. Dennoch, diejenigen die auf dem Feld standen waren fit und haben alles gegeben, leider hat es am Ende für uns nicht gereicht. Krefeld hat das am Ende mit ihrer Routine sehr gut runtergespielt. Wir haben heute aber ein ganz anderes Gesicht gezeigt, als noch gegen Dutenhofen, das war kämpferisch einfach sehr gut.“
David Rivic (Spieler HSG Hanau): „Gegen eine solche Mannschaft muss man in Topbesetzung mit 110 Prozent auflaufen, das konnten wir heute nicht. Ich bin trotzdem stolz auf die Jungs, wir haben alles reingehauen was uns möglich war. Gegen eine solche Mannschaft wie Krefeld ist es sehr schwer, nach einem Rückstand noch einmal heranzukommen. Aus dieser Sicht bin zufrieden mit dem Ausgang des Spiels.“