Am Ende brachte ein technischer Fehler wenige Sekunden vor dem Abpfiff die Entscheidung in diesem Krimi. Der TV Hannover-Badenstedt schlug den Tabellendritten vom SV Grün-Weiß Schwerin in einem ausgeglichenen und hart umkämpften Spiel mit 34:32 (15:14) Toren. Der letzte Treffer für die Gastgeberinnen fiel mit dem Schlusspfiff. Hannover weist erstmals in dieser Saison mit 10:8 Punkten ein positives Punktekonto auf und verkürzt den Abstand zu den Aufstiegsrelegationsrängen, da auch der Tabellenzweite aus Nord-Harrislee (12:6 Punkte) eine Niederlage einstecken musste. Schwerin rutscht hinter den punktgleichen Buxtehuder SV II auf Platz 4 ab (beide 11:7 Punkte). Die Nordstaffel der 3. Liga wird oben immer spannender, da hinter dem souveränen verlustpunktfreien Spitzenreiter vom Rostocker HC die Plätze 2 und 7 nur zwei Punkte trennen.
Die Gäste vom SV Grün-Weiß Schwerin erwischten trotz langer Anreise den besseren Start. Wie schon in der vergangenen Woche bei LIT Tribe 1912 kam der Angriff des TV Hannover-Badenstedt zunächst nicht mit den sehr offensiv und griffig agierenden Gästen zurecht. Nach sieben Minuten betrug der Rückstand 2:5 Tore für die Mannschaft von Chef-Trainer Roland Schwörer.
In den folgenden Minuten kam Hannover besser ins Spiel und konnte in der 14. Minute erstmals durch ein Siebenmeter-Tor von Chiara Rohr zum 6:6 ausgleichen. Schwerin legte aber weiter vor und konnte sich bis zur 22. Minute einen Drei-Tore-Vorsprung zum 9:12 erarbeiten. Schwörer bat daraufhin seine Spielerinnen zum Gespräch und es mündete in einen 3:0-Lauf für Hannover und dem Ausgleich zum 12:12.
Die Gäste blieben aber unbeeindruckt und erzielten wiederum zwei Tore zur 12:14 Führung. Dies sollten aber die letzten Tore der Schwerinerinnen in der ersten Hälfte sein. Der TV Hannover-Badenstedt nutzte die letzten drei Minuten und ging mit den Toren von Anna Rudolf und zweimal Chiara Rohr mit dem Minimalvorsprung von 15:14 Toren die Kabine.
Der Verlauf der zweiten Hälfte gestaltete sich ähnlich wie in der ersten Halbzeit, nur mit umgekehrtem Vorzeichen. Dieses Mal spielten die gastgebenden Hannoveranerinnen von vorne weg und der SV Grün-Weiß musste immer nachziehen. Der TV Hannover-Badenstedt arbeitete hart dafür, die Führung auszubauen. Die Mecklenburgerinnen konterten aber jeden Rückstand, ob dieser zwei, drei oder gar vier Tore betrug.
Aus einem 23:19 nach vierzig Minuten wurde wenige Minuten später ein 23:23 Ausgleich, der letztmalige wie sich später zeigen sollte. Hannover legte mehrmals wieder vor und schien beim 30:27 zu Beginn der Crunch-Time (54. Minute) auf bestem Wege, dieses Spiel nach Hause zu bringen.
Schwerin hatte viel dagegen, verkürzte erneut auf 31:30, um postwendend wieder mit drei Toren hinten zu liegen. Mit dem 33:30 durch Leni Köwing hundert Sekunden vor Ende der Partie wähnte man sich durch beim TV Hannover-Badenstedt. Schwerins Trainer Johannes Prothmann zog sein letztes Team-Time-Out und stellte auf Manndeckung um.
Der Krimi kam in seine entscheidende Phase. Nachdem Hannover in zwei Angriffen nacheinander den Ball jeweils hergab, konnten die Gäste erneut auf ein Tor zum 33:32 verkürzen. Die Uhr zeigte noch 39 Sekunden Spielzeit an und jetzt legte Roland Schwörer die grüne Karte auf den Tisch des Kampfgerichts.
Seine Ansprache brachte nicht die nötige Ruhe in sein Team. Ein erneuter Ballverlust brachte Schwerin zwanzig Sekunden vor Schluss nochmals in Ballbesitz. Mit der siebten Feldspielerin wollte man den Ausgleich erzwingen, spielte aber seinerseits den Ball ins Seitenaus. Ein letzter Pass und mit dem Schlusspfiff erzielte Leni Köwing das erlösende Tor zum 34:32 Endstand.
In einem Klassespiel setzte der TV Hannover-Badenstedt vor allem im Angriff seine Akzente. Von allen Positionen strahlte man Torgefährlichkeit aus und zeigte sich im Verlauf des Spiels nach anfänglichen Schwierigkeiten vor allem auf den Außenpositionen immer treffsicherer. Pia Döpke (7 Tore) und Leni Köwing (6 Tore) erzielten dabei die meisten Tore. Die Deckung hatte auf der anderen Seite ihre Probleme mit den physisch starken Gästen und konnte nicht wie zuletzt glänzen. Lediglich Torhüterin Nicola Czaja war wieder auf dem Posten, hielt 17 Würfe (starke 38%) und ließ sich auch durch zwei Kopftreffer nicht stoppen.
Ein abgekämpfter Roland Schwörer freute sich über die hart erkämpften Punkte: „Ich bin sehr zufrieden, dass wir jetzt auch in der Lage sind, eines der Top-Teams zu schlagen. Es war ein tolles Spiel, in das wir wieder schwer reinkamen. In der zweiten Hälfte haben wir mehrmals die Möglichkeit verpasst, den Sack zuzumachen. Schwerin ließ sich einfach nicht abschütteln. Am Ende zeigen wir dreimal Nerven, haben aber dann das Glück des Tüchtigen, dass Schwerin den letzten Angriff selbst wegwirft.“
Am kommende Wochenende steht noch einmal kurz vor Weihnachten eine längere Reise an. Der TV Hannover-Badenstedt tritt am Samstag, den 7.12.24, bei Aufsteiger TSV Altenholz von 1948 in Kiel an.