Erst in den letzten zehn Minuten die Oberhand behalten
SV Henstedt-Ulzburg – TSV Nord Harrislee 28:32 (15:13)
Die Handballerinen des TSV Nord Harrislee bleiben in der 3. Liga Nord weiter in der Verfolgerrolle auf Tabellenführer Rostocker HC. Das Team von Hendryk Jänicke hielt sich im Derby beim SV Henstedt-Ulzburg mit einem 32:28 (13:15) Sieg schadlos. Doch bis die zwei wichtigen Punkte im Aufstiegsrennen unter Dach und Fachen waren, brauchte es fünfzig Minuten Geduld.
Bis auf die Anfangsviertelstunde liefen die Nordfrauen fast ständig einem Rückstand beim Tabellenvorletzten hinterher. Von Anpfiff an entwickelte sich ein umkämpftes Schleswig-Holstein Derby. Die Gastgeberinnen, die nur wenige Kilometer vor den Toren Hamburgs beheimatet sind, präsentierten sich nicht wie eine Mannschaft, die gegen den Abstieg in die Regionalliga kämpft. „Man kann trotz des Tabellenstandes nicht erwarten, dass man eben Mal nach Henstedt fährt und über sie drüber läuft. Sie haben zwar einige Punkte zu wenig, aber sie waren heiß wie Frittenfett. Das war bei uns genauso, denn viele Spielerinnen kennen sich sehr gut. Henstedt hat mit viel Tempo agiert und uns so große Probleme bereitet“, sagte Hendryk Jänicke nach dem Spiel. Zunächst legte der TSV Nord Harrislee stets einen Treffer vor, wobei vor allem Lotta Woch mit drei der ersten fünf Tore erfolgreich war. Doch nach knapp zwölf Minuten mussten die Nordfrauen auf der sich an der Hüfte verletzten Jane Andresen verzichten. Da Madita Jeß nach ihrer Daumenverletzung nur sporadisch einsetzbar war, musste das Rückraumtrio Lotta Woch, Leonie Mettner und Sandra Nickel fortan fast durchspielen. Nach dem 5:4 für die Nordfrauen (13.), war dann Henstedt-Ulzburg das Team, das immer einen Treffer vorlegte. Nur beim 8:7 für die Nordfrauen (19.), abermals durch Woch, war der Tabellenzweite noch einmal vorne. Danach schlichen sich im Harrisleer Angriff zu viele Fehler ein, zudem wurde bei den eigenen Torchancen zu inkonsequent abgeschlossen. So bestraften die Gastgeberinnen dies mit viel Tempo und eigenen Torerfolgen. Zur Halbzeit sah sich der Zweitbundesligaabsteiger so mit 13:15 im Hintertreffen.
Nach dem Wechsel wurde der Angriff der Nordfrauen wieder konsequenter und kam zu regelmäßigen Torerfolgen. Doch sie liefen weiter einem Zwei-Tore-Rückstand hinterher. Der Anschluss wollte zunächst nicht gelingen, doch zum Glück für die Nordfrauen wurde dies nicht mit einem Drei-Tore-Rückstand bestraft. „Lea Tiedemann hat uns in diesen Phasen mit ihrer starken Leistung und wichtigen Paraden den Rücken frei gehalten“, sagte Jänicke und lobte seine Torhüterin, die mitverantwortlich dafür war, dass der TSV Nord Harrislee beim 20:20 in der 43. Minute erstmals nach langer Zeit den Ausgleich erzielte. Danach ging es hin und her. Henstedt-Ulzburg legte ein Tor vor, das Jänicke-Team glich postwendend wieder aus. Nach dem 24:25 durch die starke und sieben Mal erfolgreiche HU-Torschützin Annika Jordt, knapp zehn Minuten vor der Schlusssirene, drehten die Nordfrauen die Partie. Tabea Schleemann, Sandra Nickel und Madita Jeß trafen zur 27:25 Führung des TSV Nord Harrislee, knapp fünf Minuten vor Ultimo. Beim 28:27 für die Gäste, bauten Nickel und Sophia Frauenschuh die Führung beim 30:27 vorentscheidend aus. Denn es waren nur noch 77 Sekunden zu spielen. Nach dem 30:28, 38 Sekunden vor Schluss, nahm Hendryk Jänicke eine Auszeit und schwor sein Team gegen die offensive HU-Deckung ein. Sandra Nickel schloss den Angriff sieben Sekunden später zum umjubelten und entscheidenden 31:28 für die Nordfrauen ab. Das 32:28 durch „Soso“ Frauenschuh in der Schlusssekunde war dann das i-Tüpfelchen der Erleichterung für den TSV Nord Harrislee. „Am Ende haben wir mit unserer Erfahrung dann doch abgezockt agiert. Ich bin froh, dass wir das Spiel noch gezogen haben. Aber man muss ehrlich sein. Henstedt-Ulzburg hat ein sehr gutes Spiel gemacht und aus ihrer Sicht wird ihnen die Vier-Tore-Niederlage nicht gerecht. Aus unserer Sicht schmeichelt uns der Vier-Tore-Sieg und ist viel zu hoch“, sagte Hendryk Jänicke in seiner Abschlussanalyse sportlich fair und atmete tief durch.
SV Henstedt-Ulzburg: Krohn, Kohn – Prante (4), Heller, Richter (3/1), Rahn (2), Jordt (7), Mader (5), Günther, Bracklow, Sankowski, Spitzer (1), Rodewald (5), Rakowski (1).
TSV Nord Harrislee: Zietz, Tiedemann – Uhl, Vogler (2), Woch (7), Mettner (6), Andresen (1), Nickel (6), Jeß (4/1), Frauenschuh (4), Schleemann (2), Dogan.
Schiedsrichterinnen: Cornelia Förster/Manuela Förster
Zuschauer: 158
Jörn Saemann