Vor der Saison wäre der geneigte Zweitligakenner davon ausgegangen, dass das Duell HC Elbflorenz Dresden (Heim) gegen den Aufsteiger TuS Ferndorf eine Partie sei, in der die Sachsen favorisiert in die Partie gehen. Nach sieben Spieltagen musste man dies jedoch noch einmal überdenken, denn das Gastteam aus Kreuztal war überraschend stark in die Spielzeit gestartet und stand vor der Partie mit 10:4 Punkten sogar auf Platz drei der Tabelle.
Zu Beginn der Partie waren beide Torhüter, Robin Cantegrel auf Dresdner Seite sowie Can Adanir in den Reihen der Gäste, gut im Spiel und nahmen den einen oder anderen Wurf der Gegenmannschaft weg. Zudem fiel auf, dass der Gast aus Ferndorf vor allem Probleme mit dem Dresdner Kreisläuferspiel hatte. Dafür verantwortlich war HC-Kreisläufer Oliver Seidler. Er traf nicht nur häufig selbst, sondern holte auch Strafwürfe heraus. So führten die Gastgeber nach circa 13 Minuten mit 6:3. Es war dann Timo Löser, der nach einer erneuten Cantegrel-Parade das 7:3 erzielte. Als der Dresdner Keeper dann einen Ball aus dem Rückraum des TuS fing und der HC anschließend beim schnellen Ballvortrag einen Fehler machte, nahm TuS-Trainer Ceven Klatt eine Auszeit und fand dabei deutliche Worte. Danach war es zunächst allerdings das gleiche Spiel wie zuvor, denn die Defensive der Sachsen erlaubte dem Gast kaum freie und klare Chancen. Das brachte dem HCE in Minute 19 eine Sechs-Tore-Führung (10:4). Nach dem 10:4 traf dann der Gast zwei Mal und konnte, auch unterstützt durch eine Überzahl, auf 10:6 verkürzen. Nachdem Ferndorf seinerseits die Chance zum 10:7 ungenutzt ließ, nahm HC-Trainer André Haber eine Auszeit. Die Dresdner trafen aber nicht, machten es jedoch einen Angriff später nach einem Ballgewinn besser (11:6). Der Ferndorfer Abwehr konnte man ab Minute 20 eine klare Steigerung bescheinigen. Die Dresdner fanden in dieser Phase nicht die guten Lösungen wie zuvor. Am Ende ging es mit einer 11:8-Führung in die Halbzeitpause. Zwei Drittel dieser Halbzeit hatten dem HC Elbflorenz gehört, und der Gast war so richtig erst ab Minute 20 im Spiel. So war das Ergebnis folgerichtig.
Die Gäste kamen besser als der HCE aus der Halbzeit, denn Daniel Hideg traf erst zum 11:9 und bei Zeitspiel zum 11:10. Es war dann Kapitän Sebastian Greß, der nach knapp vier Minuten in Halbzeit zwei zum 12:10 traf. In den ersten Minuten zeigte sich dabei weiterhin, dass beide Abwehrreihen die richtigen Mittel gegen den jeweiligen Angriff fanden. Spätestens beim 12:12 durch TuS-Kreisläufer Mattis Michel war aber klar, dass die Gäste nach und nach die besseren Lösungen als die Landeshauptstädter fanden. HC-Trainer André Haber sah sich zu einer Auszeit gezwungen. Anschließend agierten die Sachsen mit dem siebten Feldspieler. Die Dresdner nutzten diese Überzahl zunächst gut, konnten aber trotzdem nicht verhindern, dass der Gast in Minute 44 erstmals im Spiel führte (15:16). Die Ferndorfer ließen sich im Angriff in dieser Phase kaum aus dem Konzept bringen und hatten in Janko Kevic einen klaren Lenker und Denker. Beim 16:17 kamen die Gäste in Überzahl und hatten die Chance zum 16:18. Dem HCE gelang es aber den Ball zu stehlen und bei Zeitspiel traf Justin Döbler zum 17:17. Zu diesem Zeitpunkt waren noch zehn Minuten zu spielen – es war schon lange ein sogenanntes Kampfspiel. In diesem lief der HC Elbflorenz beim Spiel “6 gegen 6” aber ständig Gefahr, ins Zeitspiel zu geraten, da die Ferndorfer Abwehr sehr stark agierte. Beim 19:19, gut fünf Minuten vor dem Ende, hatte sich noch kein Team einen Vorteil erspielt. Das Heimteam geriet nun allerdings in Unterzahl, und der Gast traf im zweiten Anlauf zum 19:20. Sebastian Greß gelang dann nach einer HCE-Auszeit der Ausgleich zum 20:20. 53 Sekunden vor dem Ende bekamen die Gäste einen Strafwurf zugesprochen, und Janko Kevic traf zum 20:21. Acht Sekunden vor dem Ende war es dann Mindaugas Dumcius, der auf Remis (21:21) stellte. Ferndorf nahm die Auszeit und kam eine Sekunde vor Ende zum Wurf. HC-Keeper Marino Mallwitz hielt, der TuS bekam aber einen Strafwurf zugesprochen. Den setzte Janko Kevic allerdings an den Pfosten. So endete die Partie 21:21.
Fazit: Beiden Teams muss man vor knapp 1.300 Zuschauern eine starke Abwehrleistung bescheinigen. Die Ferndorfer zeigten, warum sie so gut in die Saison gestartet sind und ließen sich auch nach einem schwachen Start nicht aus dem Konzept bringen. Bei den Dresdner sah man mit zunehmendem Spiel vor allem viel Kampf und weniger spielerische Elemente. Die Sachsen fanden im Verlaufe des Spiels im Spiel “6 gegen 6” immer weniger Lösungen gegen die Defensive des Gastes. Am Ende muss man feststellen, die Dresdner sind nach vier Punkten aus vier Heimspielen noch nicht in der Heimspielsaison angekommen und damit auch noch nicht im Spitzenbereich der 2. Liga.
HC-Trainer André Haber sagte nach dem Spiel: „Das ist erneut schwer heute. Mindestens so schwer wie letzte Woche, wenn nicht sogar noch ein bisschen schwerer. Wir hatten es nach dem guten Start voll selbst in der Hand. Wenn wir dann aber 24 Fehlwürfe gegen den gegnerischen Torhüter machen, ich weiß nicht, wann ich das vereinsübergreifend das letzte Mal gesehen habe. Das Spiel geht so los wie wir wollen: Mit Rückraumbällen von Ferndorf, einer guten Abwehr und einem guten Robin Cantegrel im Tor. Wir liegen nach fünfzehn Angriffen bei zehn Toren. Das ist ein guter Wert. Ab der 20 Minute spielen wir keinen guten Angriff mehr und gehen mit zu wenig Toren in die Pause. Das zieht sich dann bis zum Ende durch, dass wir an der Ferndorfer Abwehr abprallen und schlecht gegen den Torhüter werfen. Wir kommen gar nicht mehr in die Tiefe und das ist ein Problem. Das müssen wir beheben, indem wir mehr trainieren. Irgendwann haben wir das Momentum und das Selbstvertrauen im Angriff quasi abgegeben. Wenn man zuhause 21 Gegentore bekommt, muss man ein Handballspiel gewinnen. Ich habe großen Respekt davor, was Ferndorf bisher in der Saison geleistet hat, aber nach dem Start, den wir haben, müssen wir einfach mehr erreichen. Aktuell sind wir kein Spitzenteam, wenn wir auf die letzten Heimspiele schauen. Wir werden aber hart daran arbeiten, eines zu werden.“