Es war tatsächlich nicht der erste Anlauf für alle Beteiligten, nach rund 15 Jahren hat es nun gepasst: Torwart Nikolas Katsigiannis wird ab sofort ein Westfale und am Freitag bereits seine Premiere im Heimspiel gegen den TSV Bayer Dormagen (ab 19:30 Uhr) feiern. Handball-Zweitligist ASV Hamm-Westfalen reagierte mit der Verpflichtung des 42-Jährigen auf die Verletzung von Stammtorhüter Marcos Colodeti, der sich am Wochenende beim Auswärtsspiel in Coburg das Schienbein gebrochen hatte und nun monatelang fehlen wird. Der in Bergkamen aufgewachsene Deutsch-Grieche erhält einen Vertrag bis zum Saisonende. Nach erfolgreich absolviertem Medizincheck und Vertragsunterzeichnung äußerte sich Katsigiannis im Interview zu seinem Engagement beim ASV.
Der ASV war aufgrund der Verletzungsmisere kurzfristig auf Torwartsuche. Wann hat das Telefon geklingelt?
Nikolas Katsigiannis: „Zuallererst möchte ich natürlich auf diesem Wege Marcos Colodeti gute Besserung wünschen. Der Anlass für meine Verpflichtung ist entsprechend kein erfreulicher, aber ich freue mich auf den ASV. Franz Dressel hat am Sonntag angerufen, als klar war, dass ein längerer Ausfall droht. Ich habe in den letzten Monaten einige Anfragen abgelehnt, etwa aus Dänemark, Schweden oder Griechenland. Jetzt bei der Anfrage aus Hamm hat alles gepasst. Das ist ja quasi Heimat für mich. Ich freue mich riesig darauf, wieder Handball zu spielen. Das hat mir in den zurückliegenden Wochen wirklich gefehlt.“
Griechenland ist ein gutes Stichwort. Mit Vyron Papadopoulos und zuletzt Savvas Savvas waren schon Spieler mit griechischen Wurzeln beim ASV. Gab es da Kontakt?
Nikolas Katsigiannis (lacht): „So direkt nicht. Savvas Savvas kenne ich nur als Gegenspieler. Aber es gibt da eine schöne Anekdote. Wir haben mal festgestellt, dass mein Vater und sein Opa zusammen in Griechenland zur Schule gegangen sind. Auch im aktuellen ASV-Kader ist niemand, mit dem ich zusammengespielt habe.“
Im Sommer endete das Engagement beim TuS Nettelstedt-Lübecke. Wir groß ist dennoch die Nähe zur 2. Handball-Bundesliga?
Nikolas Katsigiannis: „Auf jeden Fall noch immer groß. Ich habe weiterhin die Spiele vor allem meines Ex-Vereins verfolgt. Und ich habe ja zuletzt zwei Jahre in der 2. Liga gespielt, kenne also die meisten Vereine noch ganz gut. Aber diese Saison ist die Liga schon besonders, die Leistungsdichte ist nicht nur unglaublich eng, sondern in Summe auch wirklich hoch. Das haben beispielsweise die Pokalergebnisse gezeigt: Ich denke, dass noch nie so viele Zweitglisten Erstligisten aus dem Pokal geworfen haben, wie in diesem Jahr.“
Welche Rolle hat der ASV in diesem engen Feld?
Nikolas Katsigiannis: „Der ASV ist ein sehr ambitionierter Zweitligist, bei dem sehr professionell gearbeitet wird. Auch den Erstligaabstieg hat man beim ASV sehr gut verarbeitet und direkt wieder eine tolle Rolle gespielt. Die Region ist sehr handballbegeistert, im Grunde ja schon immer. Ich freue mich, dass es jetzt mit dem ASV und mir geklappt hat. In der Vergangenheit hat einfach immer irgendetwas nicht gepasst, entweder bei mir nicht, wo ich aus der 1. Liga nicht rauswollte, oder beim ASV nicht, wo dann die die Torhüterstellen besetzt waren.“
Gab es schon Kontakt zum Trainerstab und Trainer Michael Hegemann?
Nikolas Katsigiannis: „Selbstverständlich. Michael Hegemann kenne ich aus einer Reha-Auszeit in Duisburg und natürlich immer wieder als Gegenspieler. Ich habe nie mit ihm zusammengespielt. Aber man kennt sich so aus der aktiven Zeit. Seine Spielphilosophie gefällt mir sehr gut.“
Nur eine gemeinsame Trainingseinheit ist vor der Premiere gegen Dormagen – was ist mit so einer Vorbereitung überhaupt möglich?
Nikolas Katsigiannis: „Das ist natürlich keine normale Vorbereitung, aber das geht nun mal in dieser Situation nicht anders. Die Karten hat man bekommen und damit spielen wir jetzt. Es ist auf jeden Fall einfacher, einen Torhüter so kurzfristig zu integrieren, als einen Feldspieler. Ich kenne die Dormagener noch aus dem letzten Jahr.“