Mehr Dramatik geht kaum noch: 54 Sekunden vor Schluss setzt Tim Schaller auch seinen fünften Siebenmeter ins Netz. Es ist der Siegtreffer. Die Eulen Ludwigshafen bezwingen Titel-Mit-Favorit HC Elbflorenz Dresden am Mittwochabend vor 1257 Besuchern 24:23 (12:12). 91 Sekunden vor Spielende hat der Gast durch Spielmacher Greß ausgeglichen. Auszeit Eulen. 62 Sekunden vor Ertönen der Schlusssirene unterläuft Oliver Seidler ein rüdes Foul an Mex Raguse – Rot und Siebenmeter. Schaller bleibt cool, Robin Cantegrel ist geschlagen. Noch ein Angriff der Sachsen – Mats Grupe pariert. Ein letzter Freiwurf – der Ball bleibt im Abwehrblock hängen. Dem Riesenjubel folgt die erste Sieger-Humba mit Kian Schwarzer als stimmungsvollem Dirigenten. „Hat Spaß gemacht“, sagt der Linksaußen, der den verletzten Max Haider als Kapitän vertreten hat.
„Fantastische Abwehr – fantastischer Torhüter“
Es war ein unheimlich spannendes Spiel, in dem der mit 16 Paraden überragende Mats Grupe zur tragischen Figur hätte werden können. Das kam so: Beim Stand von 23:21 unterläuft Magnus Grupe ein technischer Fehler – Lukas Wucherpfennig verkürzt. Dann scheiterte Alexander Falk, der auf Rechtsaußen lange „verhungerte“, an Marino Mallwitz. Den Gegenzug vereitelt Mats Grupe. Noch vier Minuten. In Überzahl dann ein technischer Fehler von Raguse, den Dresden nicht zu nutzen vermag. Mats Grupe versucht den Ball ins verwaiste gegnerische Tor zu werfen – der Wurf hat zu wenig Speed und Höhe und wird abgefangen. Den Konter pariert Teufelskerl Grupe. Im Gegenzug findet Raguse mit einem Traumpass Finn Leun. Der Durchbruch gelungen – aber nicht die Entscheidung: Denn der Ball zischt am Ziel vorbei. Sebastian Greß egalisiert. „Wir haben 19 Fehlwürfe. Damit gewinnt man kein Bundesligaspiel. Wir sind an Mats Grupe gescheitert, der ein fantastisches Spiel gemacht hat“, sagt André Haber, der Trainer des HC Elbflorenz nach der knappen Niederlage in der vom 7. Spieltag vorgezogenen Partie. „Ich bin erleichtert, dass das mit den zwei Punkten geklappt hat. Wir haben eine fantastische Abwehr mit einem fantastischen Mats Grupe gespielt“, bilanziert Eulen-Coach Johannes Wohlrab, der lächelnd davon spricht, die „Offensivleistung“ seines jungen Torhüters zu hinterfragen. Dessen Fehlwurf beschere ihm wohl „drei graue Haare“. Der Fauxpas ärgerte denn auch den Torhüter, der so viel verdientes Lob erntete.
Spielmacher Eisel treffsicher
Den Torreigen hatte Mex Raguse in der 41. Sekunde eröffnet. Dresden antwortete erwartungsgemäß mit präzisen Abschlüssen. Nach 17 Minuten heißt es 7:7. Gleich fünfmal hat Doruk Pehlivan getroffen. Das Spiel der Eulen in den ersten 30 Minuten prägt Raguse als Torschütze und Vorbereiter. Bis zur 24. Minute setzen sich die Eulen auf 12:9 ab. Ihren 3:0-Lauf beantwortet der Gast mit einem 3:0-Lauf. Zur Pause heißt es 12:12. Augenscheinlich der couragierte Auftritt von Marc-Robin Eisel, der nach dem krankheitsbedingen Ausfall von Sebastian Trost, als Mittelmann startete. Sehenswert Eisels Solo mit perfektem Abschluss zum 4:4. Eisel macht 4 von 5, bereit zwei Tore wunderbar vor. „Ich bin sehr froh, dass wir den Krimi mit einer sehr guten Abwehr vor einem sehr guten Torhüter gewonnen haben“, sagte Eisel, der sich über viel Spielzeit freuen durfte, und klug Regie führte. „Robin und Mauni haben ihre Jobs gut erledigt“, lobte Trainer Wohlrab am Ende sowohl Eisel als auch Mauni Grupe, der vor allem auch im Innenblock mit dem überragend schuftenden Frederic Stüber oder dem eminent zweikampfstarken Mihailo Ilic Akzente setzte. Formverbessert zeigte sich auch Neuzugang Sadok Ben Romdhane, der Wurfpech hatte.
Schlüsselfigur Mex Raguse
Von der Spielkunst Mex Raguses profitierten auch die Kreisläufer. Stüber (3 von 5) erfuhr immer mal wieder Entlastung durch Haider-Ersatz Simon Schwarz (1 von 1). Unterm Strich machte Raguse 6 von 11, dazu kamen 6 Assists. Fünf seiner sechs Treffer markierte der Halblinke vor der Pause, ganz wichtig dann aber sein erstes Tor nach dem Seitenwechsel. Es ist das 23:21 in der 53. Minute. Auch den spielentscheidenden Siebenmeter erarbeitete Raguse. Eiskalt am Siebenmeterstrich zeigte sich dann einmal mehr Tim Schaller, verwandelte alle fünf Siebenmeter, machte 7 Tore, vergab nur eine Chance. „Am besten denkt man wenig“, beschrieb der „Iceman“ das Nervenspiel so wenige Sekunden vor Schluss. „Letztes Jahr habe ich die Siebenmeter in Kombination mit Kian Schwarzer geworfen, auch jetzt stimmen wir uns ab. Zum Glück gab es noch keinen Grund zu wechseln“, sagte Schaller nach getaner Schwerstarbeit. Jetzt ist schnelle Regeneration gefragt. So stand am Vormittag nach dem ersten Sieg der jungen Saison Athletiktraining bei Oli Funk in der Fitbase in Rheingönheim auf dem Programm. Am Sonntag (17 Uhr) schon wartet der forsche Aufsteiger HSG Konstanz auf die Eulen. Die 1900 Zuschauer fassende Schänzle-Halle – ein heißes Pflaster.
Trommelnde Begeisterung
Am Mittwoch waren Mitglieder des Fördervereins des Leininger Gymnasiums Grünstadt VIP-Gäste von Lotto Rheinland-Pfalz und der Eulen. Der Förderverein unterstützt und finanziert Projekte der Partnerschule Groupe Scolaire de Mukondo in Ruanda seit zehn Jahren. Zehn Jubiläumsgäste aus dem rheinland-pfälzischen Partnerland sind zu Gast und waren mit trommelnder Begeisterung beim Eulen-Spiel. Der Fan-Block des Fördervereins zählte weit mehr als die 15 VIP-Gäste. Sie waren in guter Stimmung und sorgten für gute Stimmung.