Rasant ist das Wort, das die Begegnung TUSEM Essen gegen den HC Elbflorenz zu Beginn der Partie am besten beschreibt. Die über 1.600 Zuschauer in der “Arena am Hallo” in Essen sahen in der Anfangsviertelstunde eine Partie, in der beide Mannschaften extrem auf das Tempo drückten und damit sehr erfolgreich waren. So hatten die Fans beider Lager nach 15 Minuten schon 18 Tore gesehen, und zwar neun auf beiden Seiten. Die vielen Tore bis dahin waren jedoch nicht nur Ausdruck eines hohen Tempos, sondern auch ein Hinweis darauf, dass beide Abwehrreihen nicht den erwünschten Zugriff fanden.
Beim 12:12 musste der HCE dann in Minute 20 eine schwierige Phase überstehen, denn die Dresdner kamen teilweise in doppelte Unterzahl. Trotzdem traf ein bis dahin sehr auffälliger Timo Löser bei Zeitspiel stark zum 12:13 für die Sachsen. Anschließend nutzte der HC zwei Angriffe nicht, um mit 12:14 in Führung zu gehen. So traf der TUSEM durch seinen bis zu diesem Zeitpunkt besten Akteur, Nils Homscheid, zum 13:13. Der Spielmacher war der Dreh- und Angelpunkt des Essener Spiels. Das Spiel hatte in dieser Phase zwar das Tempo der Anfangsviertelstunde verloren, eines blieb jedoch gleich: Beide Mannschaften agierten im Gleichschritt. Am Ende ging es fast folgerichtig mit 17:17 in die Kabine, nachdem den Gästen ein Kempatrick misslang und die Gastgeber in der verbleibenden Zeit mit ihrem Wurf an HC-Keeper Robin Cantegrel scheiterten. Nach 30 Minuten musste man für beide Teams konstatieren: viel Tempo, hohe Wurfeffektivität und kein Spiel für die Torhüter.
Das Spiel in der zweiten Halbzeit begann ähnlich eng, wie die erste Spielhälfte geendet hatte. Beim 21:19 und 23:21 hatten die Essener Gastgeber jedoch zweimal einen kleinen Vorteil erspielt. Nach dem 23:21 nahm HCE-Trainer André Haber eine Auszeit. Anschließend traf Timo Löser zum 23:22, wurde dabei aber unsanft aus der Luft geholt. TUSEM-Rückraumspieler Dennis Szczesny erhielt dafür folgerichtig die rote Karte und musste den Rest des Spiels als Zuschauer verfolgen. Der bis dahin auffälligste Spieler bei den Gastgebern war Rechtsaußen Felix Eissing. Er traf unglaublich sicher aus allen Lagen und wurde aus diesem Grund immer wieder konsequent freigespielt. Aber auch die Dresdner fanden nach der Auszeit Lösungen, und so stand es eine Viertelstunde vor Ultimo 25:25 – ohne dass sich ein Team einen entscheidenden Vorteil erspielt hatte. Ein Schlagwurftreffer durch HCE-Mittelmann Ivar Stavast führte dann zur ersten Tiger-Führung in der zweiten Halbzeit (25:26). Es war anschließend Felix Eissing, der mit zwei Treffern zum 27:26 die Gastgeber wieder in Front brachte. Nach einem Dresdner Fehler legte das Team aus dem Ruhrpott sogar noch das 28:26 nach.
Mit 28:27 ging es in die letzten zehn Minuten. Beim Team aus Essen waren es in dieser Phase immer wieder Spielmacher Nils Homscheid und Felix Gottler, die oft gefährliche Aktionen erzeugten. Insgesamt fand die Dresdner Defensive keinen wirklichen Zugriff, und HC-Trainer André Haber nahm beim 31:29, sechs Minuten vor dem Ende, seine letzte Auszeit. Doch nach der Auszeit traf nicht der HC Elbflorenz, sondern die Gastgeber – mit einem feinen Kempatrick – zur ersten Drei-Tore-Führung (32:29) im Spiel. Auffällig bis dahin war, dass die Sachsen sehr viele Treffer über die Außenpositionen der Essener kassierten, und das nicht im Stil von Kontertreffern. Beim 32:31 und 33:32 waren die Dresdner jedoch wieder dran. Es waren noch 90 Sekunden zu spielen, als die Dresdner von Rechtsaußen warfen und aufgrund eines Kopftreffers noch in Unterzahl gerieten. Als Felix Gottler eine Minute vor Schluss zum 35:32 traf, war das Spiel entschieden. Am Ende gewann der TUSEM das fünfte von fünf Heimspielen mit 36:33.
Fazit: Keine Abwehr, keine Chance – und das trotz 33 eigener Tore. Die Dresdner fanden zu keinem Zeitpunkt im Spiel einen Zugriff auf das Essener Angriffsspiel. Immer wieder kam der TUSEM zu klarsten Chancen. Dabei fiel eine erhebliche Anzahl der Treffer im Positionsspiel über die Essener Außen. Auch das Fehlen von Doruk Pehlivan kann die Zahnlosigkeit der Dresdner Abwehr nicht gänzlich erklären. Der türkische Nationalspieler war nach sieben Tagen Handball für sein Land und vier Flügen mit einem dicken Knie zu den Sachsen zurückgekehrt. Zwar zeigten die Dresdner im Angriff über weite Strecken eine richtig gute Partie, blieben aber eben in der Defensive vieles schuldig. So stehen die Sachsen nach elf Partien, also fast einem Drittel der Saison, mit 12:10 Punkten in der Tabelle da.
HCE-Trainer André Haber sagte nach der Partie sichtlich enttäuscht sowie kurz und bündig: “Mit 36 Gegentoren im Spiel und 19 Gegentoren in einer Halbzeit, gewinnst du kein Handballspiel. Was wir heute in der Abwehr gemacht haben, reicht nicht aus. Wir wollten durchaus von Außen auch einmal Chancen zulassen, aber natürlich nicht immer wieder solche klaren Möglichkeiten.”