Trainer Michael Lerscht steht mit seinem ASV Hamm-Westfalen vor den abschließenden drei Partien der Saison 2023/24 in der 2. Handball-Bundesliga. Für ihn persönlich hat dieser Endspurt eine besondere Bedeutung: Im Sommer kehrt der 40-Jährige in seinen Beruf als Mathe- und Sportlehrer zurück. Mit welchen Gefühlen er dem – zumindest vorübergehenden – Abschied vom Profihandball entgegensieht und wie er auf seine vier Jahre bei den Westfalen zurückblickt, schildert der erfolgreiche Trainer im Interview.
Nur noch drei Spiele stehen an – mit welchen Gefühlen geht Trainer Michael Lerscht in diese Partien?
Michael Lerscht: „Irgendwie steckt man doch noch sehr im täglichen Business, um groß darüber nachzudenken. Auch wenn es jetzt nicht mehr ganz so viel Tagesgeschäft ist, weil ich ja keine Vorbereitung mehr zu planen habe und nicht mehr in die Kaderplanung eingebunden bin. Es gibt immer mal wieder Momente, wo es einem – positiv und negativ – klar wird, dass nun ein Abschnitt zu Ende geht. Und dann gibt es schon die, die fehlen werden.“
Welche sind das?
Michael Lerscht: „Das ist zuallererst die tägliche Arbeit mit den Jungs. Das wird fehlen. Das macht irrsinnig viel Spaß, wir haben gemeinsam Höhen und Tiefen erlebt. Ich sehe mich ja als Teil der Gruppe, nicht über- oder untergeordnet. Auch wenn ich natürlich die Richtung vorgebe und die Verantwortung für vieles trage. Es sind die vollen Hallen, die fehlen werden. Das ist dann dieser Kick, warum wir das alles machen. Richtig wird mir das alles wahrscheinlich fehlen, wenn die Vorbereitung beginnt und du fährst nicht irgendwo hin.“
Höhen und Tiefen gab es einige diese Saison. War es eine besondere Saison?
Michael Lerscht: „Die Saison, die wir spielen, ist einfach wirklich gut. Die Jungs haben tollen Charakter bewiesen in vielen Momenten. Wir haben im Saisonverlauf viele Knüppel zwischen die Beine bekommen. Wir haben den dritten Platz bereits sicher. In einer Saison mit so einem Ergebnis hat man normalerweise viel Ruhe. Das hatten wir allerdings nicht: Spielerwechsel, Wechsel in der Geschäftsführung, Verletzung und sicher auch meine Entscheidung im Herbst zu sagen, dass ich aufhöre. Wir mussten immer wieder basteln. Aber egal was ar, die Jungs waren in den Spielen immer bereit. Ich konnte mich immer auf die Gruppe verlassen. Grundsätzlich geht es in eine sehr positive Richtung.“
Drei der fünf erfolgreichsten ASV-Jahre gemessen an der Platzierung im deutschen Handball sind nun fest mit Trainer Michael Lerscht verbunden. Wie fühlt sich das an?
Michael Lerscht: „Mein Gefühl ist schon, dass die letzten drei Jahre sehr erfolgreich für uns alle waren. Ich bin hierher gekommen, mit einem klaren Ziel: Ich möchte zu einem Zweitligisten kommen, mit dem ich die Chance haben, aufzusteigen. Das war der ASV. Und das ist dann normalerweise ein Plan für drei oder vier Jahre. Dass wir das früher geschafft haben, war natürlich sensationell. Ich freue mich, dass ich hier einen Fußabdruck hinterlassen kann. Auch auf menschlicher Ebene, nicht nur auf sportlicher und Businessebene. Auch wenn die Zeit nicht so lange war, wie in Ferndorf – hier sind Freundschaften entstanden. Das ist mir im Rückblick auf die Zeit extrem wichtig. Dass sie auch sportlich so erfolgreich war, ist toll. Auch nach einem Erstligaabstieg so eine Saison hinzulegen, macht einen stolz. Schön, dass ich meinen Teil dazu beitragen konnte.“
Und trotz dieser positiven Gefühle gab es dann die Entscheidung für den Lehrerberuf. Wie geht es dem Trainer Michael Lerscht damit?
Michael Lerscht (lacht): „Gut! Ich freue mich auf einen neuen Abschnitt. Ich habe meine Schule zugewiesen bekommen und bin sehr glücklich damit. Ich bin dann genau dort, wo ich mein Referendariat absolviert habe. Ich verabschiede mich ja nicht vom Handball. Was das für nächsten Jahre bedeutet, weiß ich noch nicht. Wenn es ein spannendes Projekt gibt, dann ist es nicht ausgeschlossen, dass ich zurückkehre. Aber ab Sommer geht es in die Schule. Nach einem Urlaub ohne Gedankenspiele über Kaderzusammenstellungen, Vorbereitungsspiele und Gegnerstudium.“