Ein Heimsieg zum Abschluss einer Saison ohne Konstanz: 35:30 (17:12) gewinnen die Eulen Ludwigshafen am Samstagabend das letzte Saisonspiel vor 1732 Zuschauern gegen den HSC 2000 Coburg. Mit 33:35 Punkten und 1073:1070 Toren rangieren die Eulen in der Abschlusstabelle auf Platz 8 in Liga 2. Damit haben sie am Finaltag mit einem Platz in der Top Ten das Minimalziel Qualifikation für den DHB-Pokal erreicht. In die Bundesliga steigen Meister 1. VfL Potsdam und Vize-Meister SG BBM Bietigheim auf. Die Aufsteiger TuS Vinnhorst und EHV Aue steigen wieder ab.
Traumstart und Pausenführung
Gegen die zuletzt so starken Coburger erwischen die Eulen einen Traumstart. Sie führen nach acht Minuten 7:2, nach zwölf Minuten mit 9:4, nach 27 Minuten 17:10, zur Pause 17:12. Und das, obwohl Kristian van der Merwe im Coburger Kasten, der beste Torhüter der Liga, in den ersten 30 Minuten neun Paraden verbucht. Das ist eine (starke) Quote von 36 Prozent.
Žiga Urbič mit starken Paraden
Ein Faktor für die 17:12-Pausenführung der Eulen ist Torhüter Žiga Urbič. Er hat in der ersten Halbzeit acht Paraden, großartig wie er nach technischen Fehlern beim Stand von 14:9 in der 23. und 24. Minute zwei Tempogegenstöße vereitelt. Kurios, dass der traumhaft ins Spiel gestartete Mex Raguse zwischen der 9. und 17. Minute fünf Fehlwürfe verbucht. Dann aber ist die Treffsicherheit wieder da, nach einem feinen Pass von Julius Meyer-Siebert trifft Ausnahmekönner Raguse zum 16:9 (26.).
Tor-Premiere für Debütant Frederik Zepp
Durch den Ausfall von Max Haider, den Rückenprobleme peinigen, bekam Frederik Zepp den freien Kaderplatz. Der 17-Jährige Jugend-Nationalspieler erlebte auf Linksaußen sein Zweitliga-Debüt und durfte sich auch gleich über sein erstes Tor freuen. Sein 19:13 konnte sich fürwahr sehen lassen! Eine Schwächephase der Eulen nutzte der Gast und kam durch den starken Linkshänder Mikael Helmersson in der 42. Minute bis auf drei Tore heran (24:21). Nach einem Lattenschuss von „Sebi“ Trost sorgte der gerade eingewechselte Kian Schwarzer mit seinem Steal für das 25:21 (43.). Im richtigen Moment war auch Žiga Urbič wieder da. 14 Minute bekam er nichts in die Finger, hatte dann binnen vier Minuten drei super Paraden. Die verzinste Schwarzer mit dem 26:21 (46.) und 27:21 (48.). Nach 53 Minuten und elf Paraden machte Urbič zwischen den Pfosten Platz für Mats Grupe.
Top-Torjäger Mex Raguse
Am Ende hieß es 35:30 – der Boden für die letzte Sieger-Humba unter der Regie und Stabführung von „Chefdirigent“ Jannek Klein war bereitet. Klein (2 von 4), dazu 5 Assists, brachte in seinem letzten Auftritt im Eulen-Dress den ihm eigenen Siegeswillen auf die Platte. Coburgs Viktor Glatthard hatte Klein gleich zu Anfang rüde gefoult und quittierte in der 3. Minute Rot. Unterm Strich stehen für Klein, das Mentalitätsmonster, 157 Saisontore und 101 Torvorlagen. Mex Raguse (9 von 16 plus 4 Assists gegen Coburg) ist der Top-Torjäger der Eulen: 183 Saisontore bei 113 Torvorlagen sind besondere Marken. Erfreulich die Bilanz der vier Außen – auch am Samstag: Tim Schaller (5/2), Kian Schwarzer (3 von 3) und Alexander Falk (2 von 2) erreichten 100-Prozent-Quoten. Theo Straub, 19 Jahre jung, hatte 3 von 5. Unterm Strich stehen bei Schaller 131/65 Tore, bei Schwarzer 125/35 und bei Falk 110/4. „Kurzarbeiter“ Straub, am Samstag 30 Minuten am Ball, hat nach 23 Einsätzen 29 Tore auf dem Konto.
„Wir brauchen euch alle“
Dem letzten Spiel schloss sich die Verabschiedung der fünf Spieler an, die den Verein verlassen. Vor dem emotionalen Auf Wiedersehen richtete Geschäftsführerin ihre Dankesworte an die treuen Fans, besonders an die mehr als 1700, die trotz des Fußball-Champions League-Finales in die Halle gekommen waren. „Wir brauchen euch alle! Behaltet euer starkes Eulen-Herz bei und unterstützt uns auch in der neuen Saison“, appellierte die Geschäftsführerin, deren besonderer Dank dem Geschäftsstellenpersonal und den Ehrenamtlichen galt. Und natürlich den Partnern, die den Eulen erlauben in der 2. Bundesliga zu spielen. Lisa Heßler: „Wir brauchen die Politik. Wir brauchen die Gesellschafter. Wir brauchen den Wirtschaftsrat. Wir brauchen die Ehrenamtlichen.“ Mit einer wunderbaren Bildergalerie, gestaltet von Nico Hasert, und einer von Ina Bühl zusammengestellten sehenswerten Spielszenen-Auswahl der Fünf, die die Eulen verlassen, wurde die eigentliche Verabschiedung eingeläutet. Bemerkenswert: Die Coburger Mannschaft verfolgte das Abschiedszeremoniell in der Halle. Welch faire Sportler!
Danke Pascal, danke für neun Jahre
Symptomatisch für das Seuchenjahr, das Pascal Durak erlebte, war der Samstagabend. Der Rechtsaußen, lange Jahre kongenialer Partner von Alex Falk, blieb wegen einer Schulterverletzung samt OP ohne Einsatz in dieser Saison, bei der Verabschiedung fehlte der knapp 32-Jährige. Er lag mit Fieber daheim im Bett. Durak wird in der neuen Saison standesgemäß verabschiedet, versprach Lisa Heßler und sagte „Danke, Pascal, für neun Jahre“. Es gab viel Beifall für den Pechvogel und Sympathieträger. Für ihn schließt sich der Kreis, er kehrt zur HG Oftersheim/Schwetzingen zurück, seinem Jugendverein.
Tom Berger paart Mentalität und Emotion
Es war nur ein Jahr, aber es hat sich für beide Seiten gelohnt, würdigte Lisa Heßler Kreisläufer Tom Bergner (24). Er kam auf Leihbasis vom Bergischen HC, begeisterte „mit seiner Mentalität und Emotion“ und identifizierte sich mit seiner Freundin schnell mit der Stadt, mit der er anfangs etwas fremdelte. Bergner wechselt zu GWD Minden. „Es war nur ein Jahr, es war ein tolles Jahr. Ich bin dankbar, dass ich hier spielen durfte“, erklärte Bergner.
Kasper Manfeldt Hansen und eine tolle Entwicklung
„Danke für deinen tollen Einsatz“, sagte Lisa Heßler an Kreisläufer Kasper Manfeldt Hansen gewandt. Der 21-Jährige, der in den zwei Jahren bei den Eulen prima Deutsch lernte, setzt seine Karriere in seiner dänischen Heimat fort. „Es hat unfassbar viel Spaß gemacht. Die Atmosphäre hier war super. Ihr habt uns damit sehr geholfen“, dankte der junge Däne den Fans und sagte zu seinen Mannschaftskameraden: „Ich werde euch alle vermissen.“
Julius Meyer-Siebert – tragende Säule mit guter Laune
Als „tragende Säule“, stets gut gelaunt und mit einem besonderen Humor gesegnet, würdigte die Geschäftsführerin den 2,06 Meter großen Julius Meyer-Siebert (23). Der gebürtige Bayreuther kam vor zweieinhalb Jahren aus Leipzig und wechselt nun zum ASV Hamm-Westfalen. „Jule“ geht mit Wehmut, weil er viele Menschen, die er kennen, schätzen und lieben lernte, vermissen wird. Sein besonderer Dank galt der Mannschaft, dem Verein „und den Leuten vom Behler Haisl“, die sein Spielerpatronat hatten und ihn auf vielen Wegen unterstützten.
Jannek Klein – Flensburg, Barcelona, Lu, Potsdam
Als Jannek Klein vor fünf Jahren zu den Eulen kam, wurde er von Trainer Ben Matschke mit den Worten „aus Flensburg über Barcelona nach Ludwigshafen“ begrüßt. Nun wandert der gereifte Torjäger nach Potsdam weiter. „Als ganz, ganz tollen Menschen“ würdigte Lisa Heßler den Halbrechten, einen „einfach gut erzogenen Kerl“: „Jannek ist einer, der mit breiter Brust Handball spielt. Er hat eine tolle Entwicklung genommen. Ich bin wahnsinnig stolz, dass wir ein Teil seiner Entwicklung sein durften.“ Die führt ihn nun zum 1. VfL Potsdam in die Bundesliga. Der beherzte Linkshänder, Markenzeichen mutige Durchbrüche, dankte allen Fans und Menschen in Stadt und Verein für so viel. „Ich habe es mir nicht einfach gemacht, die Entscheidung zu treffen, aber es fühlt sich richtig an“, erklärte Klein.
Kian Schwarzer neuer Humba-Interpret
Als Humba-Sänger war Jannek Klein, hyper-nervös wie er jetzt gestand, in die Fußstapfen von Kai Dippe und Max Neuhaus getreten. Nun schlug er die „drei Saarländer“ (Eisel, Schaller, Schwarzer) als seine Nachfolger vor. Der Beifall der Fans entschied die Kür des künftigen Humba-Interpreten: Kian Schwarzer machte das Rennen knapp vor Tim Schaller.