Für die Dresdner ging es nur um eines: Zuhause endlich wieder zu siegen. Für den Gast aus Lübbecke ging es darum, nach einem katastrophalen Saisonstart die Tendenz der letzten zwei siegreichen Spiele fortzusetzen und nicht wieder in die Muster des Saisonstarts zu verfallen. Beide Mannschaften konnten bei ihren Vorhaben personell aus dem Vollen schöpfen. Vor dem Spiel hatte sich HCE-Trainer André Haber gewünscht, dass sein Team so auftritt wie in den letzten Spielen. Nachdem der Gast aus Lübbecke in der 14. Minute mit 3:7 führte, musste man jedoch ganz klar konstatieren: Der Wunsch des HC-Trainers ging nicht in Erfüllung. Sahen die Zuschauer zu Beginn noch zwei Mannschaften, die im Angriff ein überschaubares Niveau zeigten, waren es dann zunehmend die Dresdner, die regelrecht fahrig wirkten und den Gegner damit zu leichten Toren einluden. HC-Coach Haber sah sich zu diesem Zeitpunkt zu seiner erstenAuszeit gezwungen. Der einzige Dresdner, der bis dahin wirklich im Spiel war, war Torhüter Marino Mallwitz, der mehrfach stark parierte. Beim Gast war es bis dahin der Rückraum, der federführend unter Spielmacher Benas Petreikis die Akzente setzte.
Woran merkte man, dass die Auszeit des HC Elbflorenz wirkte? Nach der Auszeit brauchten die Dresdner genau fünf Minuten, um dem TuS bis auf ein Tor auf die Pelle zu rücken (7:8). In der 23. Minute war es dann der Dresdner Kapitän Sebastian Greß, der per Schlagwurf auf Remis stellte (9:9), und Timo Löser, der nur einen Angriff später, ebenfalls aus dem Rückraum, die Führung besorgte (10:9). Im letzten Abschnitt der ersten Halbzeit bewegten sich beide Teams dann auf Augenhöhe und kamen bis zum 13:12 abwechselnd zu Treffern. Beim 14:12 lag der HCE 100 Sekunden vor dem Ende erstmals mit zwei Toren vorn. Mit diesem Abstand (15:13) ging es in die Pause. Nach 30 Minuten hatten die Zuschauer eine Partie gesehen, die in der Anfangsviertelstunde vom Gast und in der verbleibenden Zeit vom Gastgeber bestimmt wurde.
Nach nicht einmal fünf Minuten in der zweiten Halbzeit sah sich Gästetrainer Piotr Przybecki zu einer Auszeit gezwungen. Die knapp 2.000 Zuschauer hatten bis dahin auch gesehen, dass die Dresdner in Marino Mallwitz einen überragenden Keeper hatten und dies in eine höhere Führung (17:13) umsetzten. Dabei schlugen die Hausherren auch Kapital aus einer Überzahlsituation. In der 37. Minute erzielte der Gast aus Lübbecke dann seinen ersten Treffer (17:14) im zweiten Spielabschnitt. Die Dresdner wirkten nach der Auszeit dann kurzzeitig etwas von der Rolle und machten trotz teilweiser Überzahl vier leichte Fehler in Serie. Beim 17:16 nahm André Haber folgerichtig für die Heimmannschaft eine Auszeit. Es war dann der stark aufspielende Timo Löser, der anschließend zum 18:16 für den HCE traf. Auch das 19:16 konnten die Dresdner nachlegen. Doch es brachte gefühlt im Angriff immer noch keine endgültige Sicherheit ins Spiel der Sachsen. Dafür funktionierte aber die Defensive der Gastgeber, und der TuS fand im Positionsspiel kaum noch Lösungen. Beim 20:17 reagierte die Mannschaft aus Lübbecke erneut mit einer Auszeit. Am Drücker blieb jedoch der HC Elbflorenz und legte nach der Auszeit die Treffer zum 21:17 und 22:17 nach. Mit diesem Ergebnis ging es in die letzten zehn Minuten. Zu Beginn dieser letzten Phase sahen sich die Landeshauptstädter dann einer doppelten Unterzahl gegenüber und trafen dennoch durch Mindaugas Dumcius zum 23:17. Zuvor hatte der TuS einen Strafwurf an das Lattenkreuz gesetzt. Anschließend versuchte es Lübbecke noch einmal mit einer offensiven Deckung. Die überwanden die Landeshauptstädter immer wieder. Als HC-Linksaußen Julius Dierberg mit einem Doppelschlag das 27:21 und 28:21 erzielte, war das Spiel zwei Minuten vor dem Ende endgültig entschieden. Der Schlusspunkt beim 28:22-Heimsieg war dann Marino Mallwitz vorbehalten, denn er hielt den letzten Wurf der Gäste und krönte damit eine starke Leistung.
Fazit: Die Grundlage für den Sieg waren die nur neun Gegentore, die die Dresdner in der zweiten Halbzeit zuließen. Verantwortlich dafür waren eine starke Abwehr und ein sehr gut aufgelegter Marino Mallwitz. Die Lübbecker hatten ihrerseits in der zweiten Halbzeit nichts mehr zuzusetzen. Damit stießen die Dresdner den “Heimbock” endlich um und wurden zu Recht nach dem Spiel von den eigenen Fans gefeiert. Auffälligste Akteure waren bei den Dresdnern Keeper Marino Mallwitz mit 14 Paraden und Rückraumspieler Timo Löser mit fünf Treffern.
HCE-Trainer André Haber sagte nach dem Spiel: „Für uns war heute selbstgemachter Druck auf dem Spiel, weil die Jungs unbedingt gewinnen wollten. Endlich mal wieder zuhause mit unseren Zuschauern gewinnen, das war unser Ziel. Vielleicht hat es uns das etwas schwer gemacht die ersten Minuten. Wir haben den Rückstand dann sehr gut repariert und hatten da natürlich eine Initialzündung durch Marino Mallwitz im Tor. In der zweiten Halbzeit haben wir dann einen starken Verbund aus Abwehr und Torhüter gestellt. Wir haben heute sehr gut auf das Tor geworfen, das war in der Vergangenheit auch mal Thema. Die Torverteilung fand ich heute richtig gut. Ganz ehrlich, es ist heute einfach Balsam für die Seele und zwar für uns alle. Es ist ein Sieg für alle die heute hier waren und alle, die im Verein arbeiten, von FSJlerin bis Vorstand. Ich bin glücklich über den Sieg und froh, dass 1912 Zuschauer heute hier waren. Das gibt ein gutes Gefühl, mit dem wir jetzt in die Nationalmannschaftswoche gehen, um uns dann gewissenhaft auf das Auswärtsspiel in Essen vorzubereiten.“