Die Eulen Ludwigshafen haben ihren großen Kampf gegen TuS N-Lübbecke 29:32 (13:16) verloren, obwohl sie sich nach Fünf-Tore-Rückständen (3:8, 4:9, 6:11, 8:13) in der 47. Minute auf 24:25 herangearbeitet hatten. „Am Anfang haben wir zu viele freie Bälle liegen gelassen, 29 Tore sind dann aber in Ordnung. Wir hatten aber durch die Ausfälle in der Abwehr das Problem, dass wir zu viele individuelle Fehler gemacht haben“, analysierte Eulen-Trainer Johannes Wohlrab nach der vermeidbaren Niederlage vor 1319 Zuschauern. „Ich muss meiner Mannschaft aber ein Kompliment machen, wie sie gefightet hat“, lobte er und ist überzeugt auf diesem Fundament eine Mannschaft mit Zukunft aufbauen zu können. Die nahe Zukunft heißt Großwallstadt, dort gastieren die Eulen am kommenden Sonntag (17 Uhr). „Sehr, sehr zufrieden“ zeigte sich TuS-Trainer Michael Haaß mit dem ersten Sieg nach zwei Auftaktniederlagen. Haaß: „Ich muss meiner Mannschaft ein Riesenkompliment machen was Emotion, Leidenschaft und Qualität angeht. Es war ein sehr guter Auftritt von uns.“
Finn Leun und Mihailo llic kurzfristig ausgefallen
Die Eulen mussten neben Kapitän Max Haider auch Finn Leun und Mihailo Ilic ersetzen. Beide hatten sich im Training verletzt. Finn Leun, beim 30:27-Sieg in Konstanz fünfmal erfolgreich, auf halbrechts stark im Kommen, musste ebenso passen wie Mihailo Ilic. Der 22-Jährige hatte sich im bisherigen Saisonverlauf an der Seite von Freddy Stüber als Stabilisator der Abwehr bewiesen. Gerade in der Deckung machte sich der Ausfall von Ilic und Leun am Samstagabend deutlich bemerkbar.
Gutes Debüt von Nici Waldvogel
In der Schweiz sagt man Grüezi. In der Pfalz sagt man Servus: Die Eulen sagen – Herzlich Willkommen, Nicolas Waldvogel. Seit Dienstag ist Nici, der von den Kadetten Schaffhausen kam, bei den Eulen unter Vertrag und im Training. Gegen Lübbecke gab er sein vielversprechendes Debüt. Er nutzte seine Chancen (2 von 2), traf trocken zum 6:10 (20.) und spektakulär zum 25:27 (50.). Der junge Schweizer bewies viel Herz bei seiner Premiere, vor allem auch als er in der Abwehr spielte und Sadok Ben Romdhane, halbrechts gezwungenermaßen Alleinunterhalter, Möglichkeiten zum Durchatmen auf der Bank gab.
13:16 zur Pause
Den Torreigen eröffnete in der 60. Sekunde Sadok Ben Romdhane nach einem wunderbaren Angriffszug über Mauni Grupe und Marc-Robin Eisel. Es ließ sich gut an für mutige Eulen: 2:1 Mex Raguse (6.), 3:2 Eisel (7.). Freddy Stüber aber vergab die Chance zur Zwei-Tore-Führung, Jo Genz, der Hüne auf halbrechts, egalisierte. Es folgte eine Fahrkarte Stübers. Das passiert dem „Mister Zuverlässig“ sonst eher nicht. Yannick Drägers Rückantwort: 3:4 (9.). Simon Schwarz übernahm zunächst am Kreis – und scheiterte frei an Leon Grabenstein, der mit elf Paraden zu einer spielentscheidenden Figur werden sollte. Mit einem 6:0-Lauf, gekrönt durch Genz‘ Kempa zum 7:3, setzte sich der Gast ab: 8:3. Lübbecke dominierte die Partie, führte nach 18 Minuten 9:4. Mats Grupe, der nur zwei Paraden hatte, wurde nach 18 Minuten durch Žiga Urbič ersetzt. Auch er blieb zunächst erfolglos, die Abwehr bot zu viele Lücken, nach 22 Minuten führte der Gast dank seines starken Rückraums und der exzellenten Flügelzange Tim Wieling/Alexander Schulze 13:8. Aber die Eulen bewiesen Charakter und kamen zurück: 9:13 durch Eisel, 10:13 durch Tim Schaller nach Top-Zuspiel von Raguse, dann visiert Tim Schaller vom eigenen Kreis aus das verwaiste gegnerische Tor an und trifft ins leeres Gehäuse: 11:13 (25.). In Minute 26 die erste Parade von Urbič, wenig später gibt Mex Raguse der Hoffnung neue Nahrung: 12:13. „Es ist nix passiert“, beruhigt TuS-Coach Michael Haaß in der Auszeit die Seinen trotz des 0:4-Laufs. Dann gibt Mauni Grupe die Chance zum Ausgleich aus der Hand. Falk Kolodziej, Lübbeckes Spielmacher, dämpft keimende Euphorie mit dem 12:14, zur Pause führt der Favorit mit drei Toren: 16:13. „Wir haben zu viele einfache, dumme Fehler gemacht“, gestand Mauni Grupe am Ende der Partie.
Sadok Ben Romdhane zeigt Flagge
Die Eulen stemmen sich mit Leidenschaft gegen die drohende zweite Niederlage im vierten Saisonspiel. Zwischenzeitlich stellte Joh Wohlrab die Abwehr auf 3:3 um, durchaus eine interessante Variante, wenn sie erst mal fester, eingeübter Bestandteil im Eulen-Repertoire ist. Žiga Urbič steigerte sich nach der Pause, hatte insgesamt neun Paraden. Die Eulen verloren das Torhüterduell 11:14 gegen Leon Grabenstein (11 Paraden), den in den letzten fünf Spielminuten Finn Zecher ablöste, der drei wichtige Bälle abwehrte. Rückschläge, Rückstände konnten die Eulen nicht entmutigen. So zeigte Sadok Ben Romdhane Flagge, bewies, dass er auch Tore werfen kann (4 von 8). Der Mehrwert Raguses (6 von 13 plus vier Assists) ist bekannt, dazu kam bei der Aufholjagd der energiegeladene Antreiber Eisel (5 von 8) als wichtiger Faktor. Die Eulen blieben dran: 26:28 durch Mauni Grupe (54.), 27:29 durch Raguse (55.), dann aber vergab der starke Schaller. Er machte 7 von 8, seine drei Siebenmeter nutzte der Iceman. So warf er die Eulen nochmal heran: 28:30 vier Minuten vor dem Ende. Aber Raguse fand in Zecher seinen Meister. Schallers dritter Siebenmeter saß: 29:31 – die Uhr zeigte 57:42 Minuten. Noch 138 Sekunden! Marc-Robin Eisel wollte es zwingen – und scheiterte an Zecher, im Gegenzug machte der Ex-Dansenberger Alexander Schulze alles klar: 29:32. Über die Flügel machten die Gäste 13 Tore, die Eulen sechs. Die Außen bekamen zu wenig Futter. Vor allem Rechtsaußen Alexander Falk (2 von 3) litt unter fehlenden Anspielen.
Eisel gut und selbstkritisch
„Wir haben verdient verloren, aber es war vermeidbar. Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht. Jeder von uns hat zu viele leichter Fehler gemacht. Immer wenn wir auf Unentschieden kommen konnten, hatte jemand einen Aussetzer, deshalb haben wir den Knackpunkt nicht geschafft“, erklärte der gute Spielgestalter Marc-Robin Eisel, der sich selbstkritisch zeigte: „Ich habe es auch in der Kabine gesagt. Ich darf so einen Fehler nicht machen, dass ich im stehenden Angriff jemandem auf den Fuß spiele. Das darf mir als Mittelmann nicht passieren.“
Herzlicher Empfang tut Nici gut
Trotz der Niederlage durften sich die Fans und Verantwortlichen der Eulen über ein vielversprechendes Debüt von Nicolaus Waldvogel freuen, der Einsatzfreude, Mut, Leidenschaft und Wurfkraft auf die Platte bringt. „Es war sehr speziell. Das widerspiegelt die letzte Woche: Ein super Start, ein super Empfang, richtig gute Stimmung. Es war schon schön“, beschrieb der 21 Jahre junge Neuzugang seine Gefühlslage bei seinem ersten Auftritt in der „Eberthölle“. Nici Waldvogel: „Ich denke für das erste Match war es okay. Es gibt Steigerungspotenzial in der Defense.“ Die Niederlage wurmte den Halblinken natürlich: „Uns fehlte überall ein bisschen. Zu viele technische Fehler im Angriff, in der Defense nicht reingeschoben, dumme Fehler, dumme Situationen …“
Danke für Euren Besuch!
Auf Einladung von Lotto Rheinland-Pfalz und der Eulen waren am Samstag 15 Gäste von der Lebenshilfe Speyer-Schifferstadt beim Spiel. Sie wurden im VIP-Raum begrüßt. Als Elternvereinigung betroffener Eltern und Freunden von Menschen mit einer geistigen Behinderung sieht die Lebenshilfe ihre Aufgabe in der lebenslangen Begleitung, der Förderung der Selbstbestimmung und der Lebensqualität der ihr anvertrauten Menschen und deren Familien. Eine elementare Rolle in der Betreuung spielt der Sport. „Bei uns steht am Ende des Tages eine Tatsache im Vordergrund: Sport macht – vor allem in einer vielfältigen Gruppe – einfach Freude und Spaß“, heißt es in einer Profilbeschreibung der Lebenshilfe Speyer-Schifferstadt. Am Samstag hieß es: Auf zum Handball, auf zu den Eulen! Lotto, am Samstag auch durch Geschäftsführer Jürgen Häfner vertreten, und die Eulen sagen: Schön, dass ihr gekommen seid. Auf Wiedersehen.