Vor der Partie hatten die Dresdner drei Mal gewonnen und der Erstligaabsteiger aus Balingen zwei Mal verloren. Die Gäste standen in Dresden also schon etwas unter Druck. Davon ließ sich der Spitzenplatzkandidat aus Balingen jedoch über weite Strecken überhaupt nichts anmerken und spielte über längere Phasen im Stile eines potenziellen Spitzenteams.
Nach gut elf Minuten waren die Gäste aus Balingen per Konter auf dem Weg zum 5:8. Der Dresdner Keeper Marino Mallwitz hielt jedoch den Wurf. Wenig später führte der Gast dann aber doch mit drei Treffern (6:9), erneut per Kontertreffer. Insgesamt waren die Gäste nach ausgeglichener Anfangsphase etwas besser im Tempospiel als die Gastgeber aus Sachsen. Zudem ließ der HC Elbflorenz Dresden im Gegensatz zu Balingen im Angriff zu viel liegen. Teilweise verwarf man, teilweise stimmte aber auch zu oft der letzte Pass nicht. Beim 6:9 nahm André Haber die erste Auszeit. Beim Stand von 7:10 leisteten sich die Dresdner erneut einen Ballverlust und anschließend einen Fehlwurf. Dies nutzte der Gast im zweiten Versuch zum 7:11. Einen Angriff später bissen sich die Elbflorenzer an der HBW-Defensive die Zähne aus, und der Gegner kam erneut über das schnelle Spiel. Das anschließende Foul des HCE wurde mit einem Strafwurf geahndet. Dasselbe Spiel wiederholte sich im nächsten Angriff. Diesmal war es HC-Keeper Marino Mallwitz, der zweimal den Strafwurf hielt. Und doch stand es wenig später 7:12, woraufhin André Haber seine zweite Auszeit nahm. Was die Dresdner in dieser Phase zeigten, bezeichnete er als „Alibihandball“. Doch auch danach lief es ähnlich: Der HCE produzierte einen Abspielfehler zum Kreis und kassierte sofort danach den Kontertreffer zum 7:13 durch Jerome Müller. Man musste konstatieren: Dem HC Elbflorenz fiel im Angriff wenig gegen die gute HBW-Defensive ein. Die Dresdner Abwehr wiederum fand keinen richtigen Zugriff, auch weil sie zu oft dem Tempospiel der Gäste hinterherlief. Die Landeshauptstädter kamen dann nach und nach besser in die Partie und konnten mehrfach auf einen Drei-Tore-Abstand verkürzen. Beim Stand von 14:17 eroberte man den Ball, vergab jedoch die Chance zum 15:17 mit einem überhasteten Wurf auf das Gehäuse des HBW. Die Balinger nutzten danach die letzten Sekunden, um – wenn auch etwas glücklich – zum 14:18 zu treffen. Diese Führung war hochverdient, denn ab der 15. Minute gaben die Gäste mehr und mehr den Ton an. Die Dresdner selbst luden den HBW mit zu vielen leichten Fehlern oft zum Kontern ein.
Die Dresdner waren schnell gut in der zweiten Halbzeit drin, und das trotz zweimaliger Unterzahl. So robbte man sich nach und nach an die Balinger heran. Über das 17:19 und 18:19 erzielte der HC in der 40. Minute das 20:20. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Dresdner Keeper Robin Cantegrel ein paar starke Paraden gezeigt. Das Tor gelang durch einen Konterkracher von Doruk Pehlivan. Anschließend hatte HBW-Trainer Matthias Flohr genug gesehen und nahm die Auszeit. Die Balinger fingen sich danach wieder. Ihr Trainer hatte sie zuvor ermahnt, „endlich wieder Handball zu spielen“. Der Gast kam nun wieder vermehrt über die schnelle Mitte und war damit erfolgreich. Beim Stand von 22:23 vergab der HC Elbflorenz seinen ersten Strafwurf sowie den Nachwurf und der HBW wuselte sich zum 22:24. Die Landeshauptstädter hatten nach dem 23:24 anschließend die Chance zum 24:24, nutzten diese aber nicht. In der Folge beschäftigte sich der HC vielleicht etwas zu sehr mit der ein oder anderen Schiedsrichterentscheidung und die Gäste aus Balingen zogen wieder auf drei Treffer davon (23:26). Beim 24:26 gab es einen Rückschlag für die Sachsen, denn Doruk Pehlivan ging mit einer direkten roten Karte vom Feld und der HC nach dem anschließenden Gegentreffer mit 24:27 in die letzten zehn Minuten der Partie. Der Dresdner Trainer André Haber nahm seine dritte Auszeit und appellierte an den Glauben des Teams – den Glauben daran, dass noch etwas geht. In dieser Phase war es für Balingen, wie schon nach seiner Einwechslung in der ersten Halbzeit, ein bärenstarker Jerome Müller, der für den HBW lieferte und die Dresdner immer weniger glauben ließ. Der Halbrechte zeigte seine ganze Klasse mit starken und variantenreichen Würfen aus dem Rückraum. Als dann Balingen drei Minuten vor dem Ende nach einer Parade in Ballbesitz kam und in Überzahl zum 28:32 traf, war das Spiel entschieden. Am Ende trennte man sich 31:35.
Fazit: Eine reife Leistung zeigte der Erstligaabsteiger aus Balingen in Dresden, und das nach zuletzt zwei Negativerlebnissen. So gewannen die Gäste mit 31:35 eine Partie, in der die Dresdner vor allem die Offensive der Gäste nicht entscheidend stoppen konnten. Vor allem in der ersten Halbzeit nutzte der HBW die zahlreichen Fehler des HC Elbflorenz Dresden im Stile eines Spitzenteams – und das oft über das Tempospiel. Zudem hatten die Gäste an diesem Tag einfach Spieler wie Jerome Müller, die, wenn es mal knapp wurde, den Unterschied machten. Aus den angestrebten Heimpunkten wurde für die Landeshauptstädter also nichts. Die Partie zeigte erneut: Egal, was ein oder zwei Spieltage vorher war, wenn man in dieser Liga gewinnen will – und das gegen jeden Gegner – muss man sich mehr strecken, als es die Dresdner an diesem Tag taten. Damit hat der HC nach fünf Partien 6:4 Punkte und sucht derzeit noch etwas die Konstanz der letzten Halbserie. Klar war vorher, das Auftaktprogramm war und ist hart, aber klar ist auch, danach weiß man schon etwas besser, wo man steht.
Tore: Mallwitz/Cantegrel (beide Tor), Wucherpfennig 4, Dierberg 3, Greß 4, Döbler, Stavast 2, Thümmler 2, Seidler 5, Possehl 1, Dumcius 3, Klepp 1, Pehlivan 3, Dutschke, Löser 3
Trainer André Haber sagte nach dem Spiel: “Die Balinger haben das Spiel heute absolut verdient gewonnen. Mich ärgert vor allem unser Start ins Spiel, da wir uns in den ersten Minuten etwas die Butter vom nehmen lassen. Das war gar nicht notwendig da wir eigentlich mit viel Rückenwind aus dem Nordhorn-Spiel kamen und eigentlich mit genügend Selbstvertrauen ausgestattet sind. Aber wir haben in der ersten Halbzeit sowohl offensiv als auch defensiv einiges vermissen lassen, sodass es mit Sicherheit eine unserer schwächeren Halbzeiten war. Und dann kommen wir in die zweite Halbzeit super rein und stellen innerhalb von sieben Minuten auf Remis, verpassen es aber mal in Führung zu gehen. Und wenn dir das in eigener Halle nicht gelingt, dann gewinnt Balingen das Spiel am Ende völlig zurecht, da wir nicht einmal in Führung waren.”