Große Emotionen – vor und während der Partie
Der 1. VfL Potsdam hat am Freitagabend einen Statement-Sieg in der 2. Handball-Bundesliga gefeiert: Die Mannschaft um Cheftrainer Emir Kurtagic besiegte den vor dem 8. Spieltag auf Platz zwei rangierenden TV 05/07 Hüttenberg mit 36:30 (18:17). Vor 1020 Fans waren Florian Budde und Nils Fuhrmann mit jeweils sechs Treffern die erfolgreichsten VfL-Torschützen. Sogar einmal mehr traf Hüttenbergs Lasse Ohl (7).
Bereits vor dem Anpfiff herrschte Gänsehaut-Atmosphäre in der MBS-Arena: Am vergangenen Sonnabend verstarb Rainer Müller mit 81 Jahren. Als Torhüter und später auch als Torwarttrainer hinterließ Müller große Spuren im Potsdamer Handball. Alexander Haase, Vorstand Leistungssport beim VfL, erinnerte mit emotionalen Worten an das Urgestein – eine Schweigeminute folgte. Außerdem trugen Mannschaft und Trainerteam Trauerflor.
Die Adler starteten eine Woche nach dem Last-Second-Sieg bei der HSG Nordhorn-Lingen (34:33) nervös in die Partie. Schnell lag man 0:2 zurück, das erste eigene Tor erzielte Marco Mengon durchsetzungsstark. Immer wieder konnte Potsdam auf ein Tor verkürzen – bis zum 4:5. Ein 3:0-Lauf der Mittelhessen, die immer wieder durch kluge Anspiele an den Kreis zum Erfolg kamen, ließ den Rückstand nach zehn Minuten aber bis auf vier Treffer (4:8) anwachsen.
Wenig später sah sich Trainer Emir Kurtagic zur ersten Auszeit gezwungen (7:12/16. Minute). Der VfL-Coach fand die richtigen Worte: Seine Schützlinge nahmen den Kampf nun besser an und kämpften sich Tor für Tor zurück. Florian Budde erzielte in der 24. Minute aus dem rechten Rückraum den Anschlusstreffer zum 14:15, Marvin Siemer kurz danach das 15:16 von der Siebenmeterlinie. Kapitän Mengon besorgte den erstmaligen Ausgleich seit Beginn der Partie – 16:16 (27.).
Und es kam noch besser aus Potsdamer Sicht: Eigengewächs Nils Fuhrmann brachte seine Farben zum allerersten Mal in Führung (17:16). Zwar glich Hüttenberg noch einmal aus, doch kurz vor Ertönen der Pausensirene war Mengon einmal mehr nicht zu halten und traf zur 18:17-Halbzeitführung. In den letzten zehn Minuten des ersten Abschnitts ließ der VfL sieben Mal das gegnerische Tornetz zappeln, die Gäste durften nur zweimal jubeln.
Nach dem Seitenwechsel erhöhte Potsdam mehrfach auf plus zwei, der TVH ließ sich jedoch nicht abschütteln. Erst in der 39. Minute gab es die erste Drei-Tore-Führung des VfL: Tim Niclas Schröder, der dank des Zweitspielrechts wie Rechtsaußen Max Günther am Abend zuvor in der Champions League für die Füchse Berlin gegen Kolstad (38:27) zum Einsatz kam, erzielte das 25:22. Auch dank des sich im zweiten Durchgang steigernden Torhüters Frederik Höler spielten sich die Adler fortan in einen Rausch.
Spätestens nach dem Treffer von Nils Fuhrmann zum 32:25 (52. Minute) war klar: die zwei Zähler werden in der Brandenburger Landeshauptstadt bleiben. Das letzte Tor des Tages glückte Marvin Siemer – ihm gelang frei vor TV-Schlussmann Yahav Shamir der 36:30-Endstand. Mit 10:6-Punkten setzen sich die Adler in der oberen Tabellenhälfte fest, die vom früheren deutschen Nationalspieler (73 Einsätze) Stefan Kneer trainierten Gäste stehen bei 11:5-Zählern.
Der VfL Potsdam reist am nächsten Sonnabend (25. Oktober) zum TuS Ferndorf nach Nordrhein-Westfalen. Anwurf in der Sporthalle Stählerwiese ist um 19.30 Uhr. Nach der dann folgenden Länderspielpause genießt die Kurtagic-Sieben wieder Heimrecht: Am Montagabend, 10. November (19.30 Uhr) ist Aufsteiger HSG Krefeld Niederrhein zu Gast in der MBS-Arena.
Emir Kurtagic (Trainer 1. VfL Potsdam): „Der Auftakt ging in allen Bereichen an Hüttenberg, das Spiel hatte aber zwei Phasen. Nach meiner Auszeit hat die Mannschaft gut reagiert, vor allem in der Abwehr mehr Zugriff bekommen. In der zweiten Halbzeit spielen wir auf einem ganz anderen Niveau – und dann kommt so ein Spiel zustande, dass man relativ souverän gegen eine richtig starke Mannschaft zwei Punkte daheim behält. Kompliment an die Mannschaft und an die Zuschauer, das war ein toller Abend.“
Stefan Kneer (Trainer TV 05/07 Hüttenberg): „Glückwunsch zum am Ende auch in der Höhe verdienten Sieg an den VfL. Wir wollten über die Kreisläufer spielen, was zunächst auch gut funktioniert hat – außerdem profitieren wir von ein paar Fehlern der Potsdamer. Nach 20 Minuten kam ein Einbruch, da fehlt uns Energie in der Abwehr, plötzlich war der Gegner dann drin im Spiel. Nach der Pause hat uns Potsdam vor unlösbare Aufgaben gestellt, auch das Torhüter-Duell haben wir dann verloren. Wir müssen in unseren Abläufen einfach gefestigter werden.“
1. VfL Potsdam: Höler (11 Paraden), Grundmann (1) – Budde (6), Siemer (4/3), Mahr (5), Paulnsteiner, Bulzamini, Günther (5/2), Klein (1), Sontacchi, Fuhrmann (6), Kix (2), Mengon (5), Schröder (1), Kraus.
TV 05/07 Hüttenberg: Böhne (1 Parade), Shamir (7) – Schwarz (1), P. Ohl (4), L. Ohl (7), Spandau (2), Rüdiger (1/1), Reichl (3), Haack (2), Anselm (1), Stehl, Kompenhans (3), Schreiber (1), Kuntscher (5/1).
