MT nicht zu stoppen
Die MT Melsungen ist selbst vom amtierenden Deutschen Meister nicht zu stoppen. Die Nordhessen haben im Gipfeltreffen am Samstagabend den SC Magdeburg deutlich mit 31:23 (15:12) in die Schranken gewiesen.
Logisch, dass die MT Melsungen nach dem überragenden 31:23 (15:12)-Sieg am 10. Spieltag gegen den SC Magdeburg weiterhin die Tabelle der DAIKIN Handball-Bundesliga anführt. Der Mann des Abends hieß Nebojsa Simic. Der MT-Schlussmann war außer Rand und Band und zog mit insgesamt 20 Paraden den Magdeburgern den Zahn.
Was war das für ein rasanter Auftakt in diesem Spitzenspiel. Mit einer Intensität, die höher kaum sein kann. Dazu beiderseits mit leidenschaftlicher Abwehrarbeit, so dass die Kreativkräfte von der ersten Minute an gefordert waren. Zunächst mit Vorteilen aufseiten der Magdeburger, die dann aber an der extrem beweglichen Melsunger Deckung fast zerschellten.
Auf der anderen Seite rochierten Aaron Mensing und Elvar Örn Jonsson, weil Erik Balenciaga zunächst auf der Bank blieb, fanden aber auch nur wenig Gassen. Und war doch mal eine offen, standen da auch noch Nebojsa Simic und Sergey Hernandez. Irrer Schlagabtausch, ganz viel Spannung und nur wenige Tore, bis Ian Barrufet per Siebenmeter zum 3:2 (8.) traf.
Und dann gab es ja Simic, der eine spektakuläre Parade nach der anderen zeigte und bereits nach elf Minuten und seiner sechsten Glanztat gegen Mikael Damgaard Sprechchöre von den Rängen bekam. Gänsehaut, zumal Arnar Freyr Arnarsson ein brillantes Mensing-Zuspiel zum 7:3 (12.) in die Maschen wuchtete.
Die MT also voll im Flow, Magdeburg hechelte hinterher. Immerhin stets in erweiterter Schlagdistanz von zwei, drei Treffern Abstand, so dass die Spannung erhalten blieb. Zudem gab es reichlich individuelle Klasse zu sehen. Von Dainis Kristopans etwa, der neben zwei eigenen Toren als Passgeber glänzte. Ungläubiges Raunen und riesengroßer Jubel, als die ganze Abgezocktheit seines Kempa-Anspiels ausgerechnet auf den Kleinsten, Erik Balenciaga, das zum 11:8 (19.) führte, klar wurde. Sensationell!
Nicht minder sehenswert waren die Pässe des Letten noch einmal auf den spanischen Spielmacher zum 13:9 und auf David Mandic zum 14:10 (25.). Und da war Simic, der kurz vor der Pause erst Omar Ingi Magnusson und anschließend Manuel Zehnder im Nachwurf aus kürzester Distanz entzauberte. Es waren die Paraden zehn und elf des Montenegriners.
Hatten sich die Melsunger schon gegen Ende des ersten Durchgangs zunehmende Vorteile erspielt, setzte sich dieser Trend nach Wiederbeginn fort. Ob beim nächsten Kempa, diesmal von Jonsson auf Kristopans, ob bei den nächsten Husarenstücken von Simic – die MT hatte den amtierenden Meister absolut im Griff. Weil gerade diese beiden Leistungen ablieferten, die nur noch staunen ließen. Kristopans mit einerseits Urgewalt beim Torwurf und andererseits feinster Akribie bei seinen Anspielen, Simic längst als Schreckgespenst des SCM. Bis zum 23:16 (43.) durch Arnarsson ging die Reise, was wie eine kleine Vorentscheidung anmutete.
Es war jedoch keine, obwohl die Magdeburger auch noch zwei Siebenmeter liegen ließen. Einen parierte Adam Morawski von Magnusson, den zweiten setzte der Isländer an die Latte. Bis auf 26:21 (Oscar Bergendahl, 52.) näherten sich die Gäste an und witterten tatsächlich Morgenluft.
Als Manuel Zehner kurz darauf zum Strafwurf antrat und die Aufholjagd hätte fortsetzen können, hatten sich die zahlreichen mitgereisten Magdeburger Fans schon vorbereitet auf einen möglichen Showdown in den Schlussminuten. Der mit dem Wurf Zehnders an den Pfosten schon wieder in die Ferne rückte. Und im direkten Gegenzug Ian Barrufet zu den Akten gelegt wurde, als der von der Linie zum 27:21 (54.) traf und den Gästen damit endgültig alle Hoffnung nahm.
Den Rest besorgten dann Mandic, zweimal Rogerio Moraes und Dimitri Ignatow – und natürlich Nebojsa Simic, der wohl noch nie in einem Spiel so oft und ausdauernd mit Sprechchören bedacht worden war.
Stimmen:
Bennet Wiegert: Herzlichen Glückwunsch an Roberto und die MT. Das Ergebnis war mehr als verdient, das Spiel lässt sich sehr einfach analysieren. Da war ein überragender Simic. Bei uns hat dann jeder Chancen ausgelassen, die Verunsicherung wurde mit jedem Mal größer. Das gilt es jetzt für uns aufzuarbeiten, und die Jungs müssen mit dem Erlebten klarkommen. Die MT war uns heute in allen Belangen überlegen.
Roberto Garcia Parrondo: Wir haben heute gegen eine der besten Mannschaften der Welt gespielt. Das war einfach nicht real. Unglaublich, was meine Mannschaft da heute gemacht hat. Ich kann mich als Trainer nur bedanken. Ich weiß natürlich, dass wir in Zukunft noch schwere Momente und auch Niederlagen haben werden. Aber in diesem Moment jetzt müssen wir alle einfach nur zufrieden sein und es auskosten.
Statistik:
MT Melsungen: Simic (20 Paraden / 22 Gegentore), Morawski (1 P. / 1 G. bei einem Siebenmeter); Enderleit, Balenciaga 4, Mandic 3, Sipos 2, Kristopans 7, Ignatow 1, Moraes 3, Drosten, Jonsson 3, Arnarsson 3, Cavalcanti, Mensing 3, Kastening, Barrufet 2/2 – Trainer Roberto Garcia Parrondo.
SC Magdeburg: Hernandez (4 Paraden / 14 Gegentore), Portner (8 P. / 17 G.); Persson 2, Musche 2, Zehnder 1, Zechel, Kristjansson, Pettersson 1, Magnusson 9/4, Serradilla, Lagergren 1, Mertens, Saugstrup 1, O’Sullivan 1, Damgaard 4, Bergendahl 1 – Trainer Bennet Wiegert.
Schiedsrichter: Fabian Baumgart (Neuried) / Philipp Dinges (Stutensee); Spielaufsicht: Jürgen Rieber.
Zeitstrafen: 2 – 2 Minuten (Mandic 16:20 – Lagergren 53:13)
Strafwürfe: 2/2 – 7/4 (Morawski hält Wurf von Magnusson 41:25, Magnusson trifft die Latte 45:23, Zehnder an den Pfosten 52:37)
Zuschauer: 4.491 in der Rothenbach-Halle, Kassel (ausverkauft)
Spielstände: 0:1 (3.), 1:1 (3.), 3:2 (8.), 3:3 (8.), 7:3 (12.), 8:6 (15.), 10:8 (18.), 13:9 (24.), 15:11 (26.), 15:12 (28.) HZ – 16:12 (31.), 17:12 (32.), 20:14 (37.), 21:16 (41.), 23:16 (43.), 25:18 (49.), 26:21 (52.), 29:22 (56.), 30:23 (57.), 31:23 (60.) Endstand.