Der Lauf der MT Melsungen hält an. Gegen den HC Erlangen haben die Nordhessen am 9. Spieltag der DAIKIN Handball-Bundesliga einen ungefährdeten 32:27 (18:13)-Erfolg gefeiert.
Wettbewerbsübergreifend stehen bei der MT Melsungen nun zehn Siege in Folge zu Buche. Mit dem 32:27 (18:13) am Samstagabend gegen den HC Erlangen hat die Mannschaft von Trainer Roberto Garcia Parrondo zudem die Tabellenspitze in der Handball-Bundesliga behauptet.
Das war schon ein cooler Auftakt, den die MT da hinlegte. Ihre Angriffszeit voll ausnutzend und selbst unter Druck ohne den Hauch von Hektik. Exemplarisch das 3:1 (5.) durch Aaron Mensing. Der hatte zuvor eigentlich mit dem vorletzten möglichen Pass für Erik Balenciaga aufgelegt, bekam das Leder aber noch einmal zurück, als sich alle bereits auf den Abschluss des Spaniers konzentriert hatten: Freie Bahn, Abschluss, Tor.
Das Spiel der Nordhessen lief, das der Gäste nicht wirklich. Da hatte insbesondere Marek Nissen Probleme mit dem Spielgerät, verlor es gleich zweimal und lud die MT-Außen Timo Kastening und David Mandic damit zu erfolgreichen Gegenstößen ein. Und trotz dieser offensichtlichen Überlegenheit kam die MT nicht weg. Was zum einen an Antonio Metzner lag, der als einziger Erlanger das Visier richtig eingestellt hatte. Viermal war der Linkshänder in der ersten Viertelstunde erfolgreich. Zum anderen kämpfte Melsungen bei aller spielerischen Finesse mit den eigenen Abschlüssen.
Die landeten nämlich regelmäßig nur an Pfosten und Latte. Weshalb es zwar mal auf plus drei nach vorn ging, der HCE aber zuverlässig auch wieder aufschließen konnte. Nach Nikolai Enderleits 10:7 (20.) dauerte es gerade einmal vier Minuten, bis Jonathan Svensson zum 11:11 ausglich. Was dafür eine Bank war: Kamen die Pässe an den Kreis bei Rogerio Moraes an, tat sich zuverlässig auch was auf der Anzeigetafel. Dreimal war das der Fall im ersten Durchgang. Und auch Mensing lief langsam heiß, was nach zwei Kastening-Gegenstößen und einem Zwölf-Meter-Tor von Dainis Kristopans mit auslaufender Uhr schließlich doch in eine komfortable Halbzeitführung mündete.
Die wurde direkt nach Wiederbeginn sofort ausgebaut. Hinten stand die Deckung perfekt, mit Adrian Sipos und Elvar Örn Jonsson im Mittelblock, vorn wuchtete erst Jonsson das Leder ins Tor, dann versenkte der zur Mitte eingelaufene Mandic ein tolles Kristopans-Anspiel zum 20:13 (33.). Insgesamt fand der HCE in dieser Phase kaum mehr Mittel gegen die sehr dominanten Hausherren. Da setzte sich Mandic im Gegenstoß grandios gegen den unfair zupackenden Nikolai Link durch und wuchtete den Ball mit dem Rücken zum Tor trotzdem ins Netz – 24:16 (42.), und gleich noch eine Strafe hintendrauf für Link.
Es lief wie am Schnürchen für Melsungen, bis Jonsson auf 26:19 (44.) ausgebaut hatte und Martin Schwalb zur Auszeit buzzerte. Danach riss der Faden ein bisschen. Weil die rechte Erlanger Seite durch die Hereinnahme von Christoph Steinert an Spielwitz zulegte und der junge Tim Gömmel auf der rechten Außenbahn davon profitierte. Und weil der im zweiten Durchgang eingewechselte Khalifa Ghedbane einige Male stark parierte. Der Vorsprung der MT schrumpfte, Erlangen witterte nicht erst nach Marek Nissens 28:24 (53.) Morgenluft.
Stark, wie der Underdog nach hohem Rückstand zurückgekommen war. Aber noch stärker, dass sich die Melsunger davon überhaupt nicht beeindrucken ließen und zum Ende hin ähnlich abgebrüht spielten wie zu Beginn: mit sauberem Aufbau, ihre Zeit nutzend und vor allem bis zum Schluss hellwach bleibend. Wie Rogerio Moraes, der den Abpraller nach abgewehrtem Kristopans-Wurf sicherte und eiskalt zum 32:26 (59.) über Ghedbane hob. So war der zehnte MT-Sieg in Folge endgültig nicht mehr in Gefahr.
Stimmen:
Martin Schwalb: Glückwunsch an meinen Kollegen Parrondo und die MT. Wir müssen nicht diskutieren, das war ein verdienter Sieg. Wir haben in der ersten Halbzeit über einen langen Zeitraum gut gearbeitet, aber nach dem 11:11 ein paar dusselige Fehler gemacht. Nach Wiederbeginn haben wir nicht den richtigen Zug gefunden, kamen aber über 7-gegen-6 wieder bis auf vier ran. Die Mannschaft hat richtig gekämpft, dann aber zwei Strafen kassiert, über die ich gern noch reden würde.
Roberto Garcia Parrondo: Heute hatten wir nur ein einziges Ziel: dieses Spiel zu gewinnen. Wir haben guten Handball gespielt gegen einen guten und kämpferisch starken Gegner. Nicht nur die Abwehr hat sehr gut zusammengearbeitet, sondern das war in der gesamten Mannschaft so. Jetzt haben wir erst einmal eine Woche Ligapause vor uns und nur wenige Spieler hier. Training werden wir natürlich trotzdem machen.
Statistik:
MT Melsungen: Simic (8 Paraden / 27 Gegentore), Morawski (n.e.); Enderleit 1, Balenciaga, Mandic 6, Sipos, Kristopans 6, Ignatow, Moraes 5, Drosten, Jonsson 3, Arnarsson, Cavalcanti, Mensing 5, Kastening 4, Barrufet 2/2 – Trainer Roberto Garcia Parrondo.
HC Erlangen: Ferlin (2 Paraden / 18 Gegentore), Ghedbane (5 P. / 24 G.); Nissen 2, Overjordet, Büdel, Bissel 2, Bezjak 1, Metzner 7, Svensson 3, Link, Steinert 1, Wagner 1, Olsson, Gebala, Gömmel 7, Bauer 3 – Trainer Martin Schwalb.
Schiedsrichter: Simon Reich (Metzingen) / Hanspeter Brodbeck (Metzingen); Spielaufsicht: Ronald Klein.
Zeitstrafen: 2 – 8 Minuten (Balenciaga 15:20 – Büdel 2:45, Link 41:16, Bissel 51:49, Bauer 53:39)
Strafwürfe: 2/2 – 0/0
Zuschauer: 3.607 in der Rothenbach-Halle, Kassel
Spielstände: 1:0 (1.), 3:1 (5.), 4:3 (7.), 8:7 (16.), 10:8 (21.), 11:11 (24.), 14:12 (28.), 17:12 (30.), 18:13 (30.) HZ – 19:13 (32.), 20:13 (33.), 20:15 (37.), 23:16 (40.), 26:17 (44.), 26:20 (47.), 28:22 (51.), 31:25 (58.), 32:26 (59.), 32:27 (60.) Endstand.