Jasmin Camdzic, der Sportliche Leiter der HSG Wetzlar, spricht über die aktuelle sportliche Situation der Mittelhessen und vor allem über das jüngste Auswärtsspiel beim ThSV Eisenach
Den vergangenen Freitagabend hatten sich alle bei der HSG Wetzlar anders vorgestellt. Nach der 22:30-Auswärtsniederlage beim ThSV Eisenach war die Enttäuschung groß. Bei der Mannschaft, beim Trainerteam, bei den Verantwortlichen und natürlich auch bei den Fans, die zahlreich mit in die Wartburgstadt gereist waren. Die Niederlage bei einem direkten Konkurrenten im Abstiegskampf der Handball-Bundesliga schmerzt – keine Frage. Aber es war in den 60 höchst intensiven Spielminuten auch nicht alles schlecht, wie Jasmin Camdzic, der Sportliche Leiter der Mittelhessen, im Interview betont.
Jasko, ein paar Tage sind nun seit dem Eisenach-Spiel vergangenen. Mit etwas Abstand: Wie bewertest Du diese Partie?
Jasmin Camdzic: Mir ist erst einmal wichtig zu sagen, dass wir natürlich über die Niederlage enttäuscht waren. Wir hatten uns für dieses Spiel viel vorgenommen. Auch wenn das Ergebnis schmerzt, so müssen wir in der Analyse sehr differenziert vorgehen. Wir dürfen nicht denken und sagen, dass alles schlecht war.
Dann gehen wir mal chronologisch vor. Was sagst Du zu den ersten 30 Minuten?
Jasmin Camdzic: Wir waren in der ersten Hälfte über weite Strecken sehr stabil und gut organisiert. Die Einstellung hat gestimmt und wir haben die erste und zweite Welle punktuell sehr geschickt eingesetzt. Kurzum: Wir hatten eine gute Basis für den zweiten Durchgang gelegt. Und das bei einem Gegner, bei dem jeder in der Liga weiß, wie schwierig es gegen ihn in dieser Atmosphäre werden kann.
Was wir uns vorwerfen müssen: Wir hätten zur Pause mit zwei, drei Toren führen müssen.
Warum folgte in der zweiten Hälfte der Einbruch?
Jasmin Camdzic: Wir haben uns mit einer schlechten Chancenverwertung selbst in Schwierigkeiten gebracht. Wenn man sich die ersten Minuten nach Wiederbeginn anschaut, dann haben wir uns die Möglichkeiten hervorragend herausgespielt, aber wir nutzen sie einfach nicht. Da haben wir es verpasst, das Spiel in unsere Richtung zu lenken und den Druck auf den Gegner zu erhöhen. So aber setzt sich Eisenach wenig später auf drei Treffer ab, mobilisiert die Halle und wir schaffen es nicht mehr, noch einmal die Wende einzuleiten. Das lag auch daran, dass wir in der Deckung auf bestimmten Positionen an diesem Abend nicht stabil genug gewesen sind. Das reicht dann auch nicht, um in der Bundesliga bestehen zu können. Das müssen wir klar verbessern.
Wie geht Ihr nun mit der Situation um?
Jasmin Camdzic: Wir besprechen intensiv alle Themen, die wir haben. Wir analysieren die Spiele gemeinsam und bringen alles auf den Tisch. Natürlich hätten wir uns alle gewünscht, dass wir zu diesem Zeitpunkt ein bisschen weiter in der Entwicklung wären. Deswegen wissen wir, dass wir in manchen Dingen schnell besser werden müssen. Wir haben aber vor der Saison nicht ohne Grund darum geworben, dass wir Geduld mit dieser Mannschaft brauchen. Was ich aber nach sechs Spielen feststellen muss, ist, dass der eine oder andere im Umfeld schon jetzt diese notwendige Geduld verliert.
Was macht Dir Hoffnung für die nächsten Spiele?
Jasmin Camdzic: Die Mannschaft hat gezeigt, dass genug Potenzial in ihr steckt. Wir brauchen natürlich Steigerungen in einigen Bereichen und vor allem mehr Konstanz von einzelnen Spielern. Da bedarf es der einen oder anderen Anpassung. Aber ich sehe ganz klar die Möglichkeiten dazu. Wir müssen weiter hart arbeiten, müssen zusammenstehen und gemeinsam die Aufgaben bewältigen. Dann werden wir uns auch belohnen.