In einer mitreißenden Partie hat sich der HSVH am Montagabend nach hohem Pausenrückstand noch ein verdientes 29:29-Unentschieden gegen die favorisierten Füchse Berlin erspielt. Nach schwacher erster Halbzeit wendete sich das Blatt und der erstarkte HSVH brachte die Füchse in Durchgang zwei in Bedrängnis. In der Schlussminute war sogar ein Sieg möglich.
Beim ersten Montags-Heimspiel des Handball Sport Verein Hamburg am 10. Spieltag der DAIKIN HBL hat sich der HSVH unentschieden vom letztjährigen Vize-Meister Füchsen Berlin getrennt. Nach 12:18-Pausenrückstand und einer schwachen Leistung drehte der HSVH das Spiel, das mit 29:29 endete. Als der HSVH kurz vor Ende sogar mit zwei Toren in Führung ging, sorgten die 5.156 Zuschauer in der Barclays Arena für den wahrscheinlich lautesten Montag in Hamburg – für einen Sieg reichte es aber nicht, weil der HSVH sich im letzten Angriff schwertat.
Da bei den Hamburgern noch immer Kreisläufer Andreas Magaard fehlte, stand Maximilian Botta aus der U19 im Kader und bildete mit Niklas Weller das Kreisläufer-Duo. Im Tor startete diesmal Mohamed El-Tayar.
Frühe HSVH-Führung und defensive Probleme
Linkshänder Zoran Ilic, der vergangenen Spieltag gegen Gummersbach sein Comeback nach mehrwöchiger Ausfallzeit feierte, stand in der Startformation und war direkt erfolgreich zum 2:2. Die Anfangsminuten gestalteten sich munter: Frederik Bo Andersen glich mit dem 3:3 aus, und Leif Tissier, der in den erweiterten Kader der Nationalmannschaft für die Weltmeisterschaft berufen wurde, brachte den HSVH nach fünf Minuten unter den Augen von Bundestrainer Alfred Gislason erstmals in Führung (4:3).
Trotz des guten Starts blieb die Defensive löchrig. Immer wieder fanden die Berliner den Weg zum Tor und nach zehn Minuten geriet Hamburg erstmals ins Hintertreffen (6:8). Besonders bitter: Füchse-Keeper Dejan Milosavljev vereitelte klare Chancen von Mortensen, Andersen und Weller, wodurch der HSVH über zehn Minuten ohne eigenen Treffer blieb. Mortensen sah in dieser Phase noch eine ärgerliche Zwei-Minuten-Strafe, weil er Milosavljev aus kurzer Distanz mitten im Gesicht traf. Alexander Hartwig übernahm dann vorerst seinen Platz auf Linksaußen. Erst in der 16. Minute konnte Tissier den Torlos-Bann brechen und auf 7:8 verkürzen.
Füchse dominieren weiter mit starker Torhüterleistung
Während Dejan Milosavljev die Hamburger verzweifeln ließ, fehlte es dem HSVH an defensiver Stabilität und Zugriff. Nach einem verwandelten Siebenmeter durch Casper U. Mortensen zum 9:11 (18. Minute) zog Berlin konsequent davon. Frederik Bo Andersen konnte zwischendurch noch auf 11:13 verkürzen, doch die Hamburger scheiterten immer wieder an Milosavljev, der bis zur Halbzeit 9 Paraden verbuchen sollte.
HSVH bis zur Halbzeit viel zu harmlos
Beim Stand von 11:15 nahm Trainer Torsten Jansen in der 24. Minute die erste Auszeit, doch auch diese zeigte keine Wirkung. Berlin nutzte die Schwächen in der Hamburger Defensive konsequent aus und erhöhte bis zur Pause auf 18:12. Von der engagierten Anfangsphase, in der der HSVH noch auf Augenhöhe war, war wenig zu sehen. Die fehlende Durchschlagskraft im Angriff und die Probleme in der Defensive ließen Berlin das Spiel an sich reißen. Die eigene Abschlussschwäche und Unkonzentriertheiten sowie die Leistung von Füchse-Keeper Milosavljev stellte die Hamburger immer wieder vor Aufgaben.
Robin Haug wird zum Faktor und zündet die Halle an
In der Pause wechselte Jansen mehrfach: Mit Robin Haug im Tor, Azat Valiullin im Angriff und Casper U. Mortensen zurück auf Linksaußen startete der HSVH fokussiert in den zweiten Durchgang. Haug zeigte direkt seine Qualität mit einer wichtigen Parade und Niklas Weller erzielte den ersten Treffer der Halbzeit (13:18). Mortensen und Jacob Lassen legten nach und spätestens beim 17:20 durch Frederik Bo Andersen in der 36. Minute spürten auch die Hamburger Fans, dass das Spiel noch nicht durch war.
Angeführt vom unermüdlichen Leif Tissier fand der HSVH nun im Angriff bessere Lösungen, variierte das Tempo geschickt und verteidigte leidenschaftlich. Nach 39 Minuten brachte Azat Valiullin die Hamburger mit seinem ersten Treffer zum 19:22 weiter heran. Robin Haug hielt mit starken Paraden den HSVH im Spiel und Tissier sowie Andersen machten mit Toren den viel umjubelten Ausgleich zum 23:23 in der 42. Minute perfekt – die Barclays Arena erhob sich das erste Mal.
Spannung bis zur letzten Sekunde
Trotz der extrem starken Hamburger Phase fand Berlin zurück ins Spiel. Die Füchse nutzten eine Überzahl konsequent und setzten sich erneut auf 23:26 ab. Doch Hamburg ließ sich nicht mehr abschütteln: Ein perfekter Steckpass von Jacob Lassen fand Tissier, der in der 48. Minute auf 24:26 verkürzte. Ein Doppelschlag von Casper U. Mortensen brachte die Barclays Arena dann förmlich zum explodieren. Das Spiel war bei 26:26 knapp 10 Minuten vor Schluss wieder offen.
In einer dramatischen Schlussphase zeigte Azat Valiullin keine Nerven und traf erst per Freiwurf zum Ausgleich (27:27) und wenig später zur 29:28-Führung. Als Jacob Lassen in der 56. Minute sogar die Zwei-Tore-Führung zum 29:27 erzielte, stand die Halle Kopf. Es folgte eine umstrittene Zeitstrafe für Frederik Bo Andersen und Berlin hatte wieder die Chance, zurück ins Spiel zu kommen. Robin Haug hatte jedoch die passende Antwort parat und hielt mit einer spektakulären Doppelparade erst gegen Manuel Strlek und dann gegen Mathias Gidsel.
Dann nahm Berlin die Einladung doch noch an, ließ nicht locker und Mijajlo Marsenic glich eine Minute vor dem Ende aus (29:29). Der HSVH hatte mit dem letzten Angriff der Partie noch die Chance auf den Siegtreffer, doch Hamburg fand keinen klaren Abschluss mehr – das Spiel endete mit 29:29-Unentschieden. Mit ein wenig mehr Konsequenz in den letzten Szenen der Partie hätte der HSVH nach einer überragenden zweiten Halbzeit auch als Sieger von der Platte gehen können.
„Die zweite Halbzeit war mit das Beste der gesamten Saison“
Der dreifache Torschütze Jacob Lassen fand nach Schlusspfiff nur schwer Worte: „Es war ein geiles Spiel mit einer super Stimmung. In der ersten Halbzeit war unsere Abwehr viel zu passiv und Mohamed El-Tayar hatte somit kaum Chancen, Bälle zu halten. Aber die zweite Halbzeit war mit das Beste der gesamten Saison. Wir haben alles gegeben und Robin Haug hat uns gerade in der zweiten Hälfte mit seinen Paraden geholfen.“
HAMBURG: El-Tayar (3 Paraden), Haug (9) – Andersen (7 Tore / 1 Siebenmeter), Tissier (6), Weller (4), Mortensen (4), Valiullin (3), Lassen (3), Ilic (2), Axmann, Sauter, Hartwig, Unbehaun, Botta (n.e.), Levermann (n.e.)