Zwischendurch kurz wacklig, aber am Ende doch souverän: Die MT Melsungen hat am 33. Spieltag der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga bei Frisch Auf! Göppingen einen verdienten 32:22 (15:10)-Erfolg gefeiert.
Damit gelang den Nordhessen am Mittwochabend der siebte Saisonsieg in der Fremde. Obwohl es im Verlauf der ersten Hälfte gar nicht danach aussah. Aber auch dank drei gehaltener Siebenmeter von Nebojsa Simic drehten die Gäste die Partie zu ihren Gunsten.
Zur Personalsituation der MT muss nicht mehr viel gesagt werden, oder besser: geklagt. Für die Begegnung in Göppingen hatte sich zusätzlich David Mandic aufgrund muskulärer Probleme abgemeldet; ohnehin nicht dabei waren Elvar Örn Jonsson, Arnar Freyr Arnarsson und Domagoj Pavlovic. Kurzum: Die Nordhessen mussten erneut mit einem Rumpfteam antreten.
Sei’s drum. Vor 4.600 Zuschauern in der Göppinger EWS Arena schienen zunächst beide Teams nicht sonderlich Lust darauf zu haben, Tore zu werfen. Nach knapp neun Minuten hatte bei den Gastgebern von sechs Versuchen nur einer gesessen, bei den Melsungern sah es nicht wesentlich besser aus: zwei Treffer aus acht Möglichkeiten. Allein Julius Kühn traf in der Anfangsphase zweimal nur Aluminium.
Ansonsten spielte sich im Schwabenland eine äußerst seltsame erste Halbzeit ab. Zu Beginn lagen die Vorteile leicht bei den Gästen, ohne dass sie sich entscheidend hätten absetzen können. Nach einer knappen Viertelstunde kippte die Partie. Göppingen ging durch David Schmidt, der zum 5:4 traf (13. Minute), erstmals in Führung. Und die Schwaben legten nach. Begünstigt durch eine doppelte Unterzahl aufseiten der MT, baute Sebastian Heymann mit einem Wurf ins verwaiste Melsunger Tor den Vorsprung auf 8:5 aus (17.).
Bei der MT lief plötzlich nichts mehr. Trainer Roberto Garcia Parrondo hatte genug gesehen und holte seine Jungs an die Seitenlinie – und der Spanier wurde für seine Verhältnisse richtig laut. Die Ansprache zeigte Wirkung. Zwar bewarb sich Rogerio Moraes zunächst für den Fehlpass des Jahres, der die 9:5-Führung der Göppinger durch Josip Sarac einleitete (18.). Aber dann.
So plötzlich, wie die Melsunger zuvor ins Wackeln kamen, so überraschend drückten sie nun auf die Tube. Acht Tore in acht Minuten, kein Gegentreffer, der dritte gehaltene Siebenmeter von Simic, in diesem Fall gegen Franko Lastro, nachdem davor Marcel Schiller zweimal das Nachsehen hatte – und schwups stand ein 9:13 auf der Anzeigetafel (27.). Und weil Ivan Martinovic fast mit der Pausensirene zum 10:15 traf, gingen die Gäste mit einem komfortablen Polster in die Halbzeit.
Wie so oft in dieser Saison wirkten die Melsunger aber unmittelbar nach dem Wechsel ein wenig schläfrig. Göppingen kam ratzfatz auf zwei Tore heran, unter anderem nach Heymanns Treffer zum 15:17 (36.). Für eine kurze Phase war die Partie da offen, es ging hin und her, und im Gegensatz zum Start der ersten Hälfte fanden beide Teams nun richtig Spaß am Torewerfen. Logisch, dass die EWS Arena jetzt kochte.
Die Stimmung kühlte sich aber recht schnell wieder ab. Denn erneut fand die MT das Gaspedal und sorgte mit einem fulminanten 5:0-Lauf für klare Verhältnisse – 23:16 stand es da nach einem Treffer von Martinovic (44.). Kam Göppingen noch einmal zurück?
Die Antwort: nein! Dafür hatten die Gäste inzwischen zu viel Spaß an diesem Spiel gefunden. Locker und sicher trug die MT ihre Angriffe vor, Keeper Simic präsentierte sich in Heimspiel-Form, bei den Schwaben hingegen war die Luft raus. Es passte ins Bild, dass auch noch der eingewechselte Adam Morawski einen Siebenmeter hielt, und dass der 17 Jahre alte Tom Wolf mit seinem Tor zum 32:22 aus Melsunger Sicht den Schlusspunkt setzte.
Am Sonntag erwartet die MT dann zum letzten Saisonspiel den THW Kiel in der Rothenbach-Halle.
Statistik
FA Göppingen: Sego (5 Paraden / 20 Gegentore), Buchele (4 P. / 12 G.); Neudeck, Kneule 1, Goßner 1, Heymann 3, Sarac 1, Poteko, Ellebaek 3, Persson 1, Schiller, Lastro 1, Hermann 3/2, Kozina 4, Malus 1, Schmidt 3 – Trainer Markus Baur.
MT Melsungen: Simic (12 Paraden / 20 Gegentore), Morawski (2 P. / 2 G.); Kühn 1, Balenciaga 4, Sipos 3, Kristopans 4, Ignatow 1, Moraes 5, Drosten 1, Waldgenbach, Wolf 1, Aho 4, Hörr, Martinovic 6, Kastening 2/2 – Trainer Roberto Garcia Parrondo.
Schiedsrichter: Julian Köppl (Frankfurt) / Denis Regner (Nieder-Olm); Spielaufsicht: Bernd Andler.
Zeitstrafen: 6 – 10 Minuten (Sarac 10:31, Kneule 22:08, Schmidt 49:20 – Kühn 12:00/24:12, Moraes 14:46, Sipos 15:19, Waldgenbach 58:29)
Strafwürfe: 6/2 – 2/2 (Simic hält Wurf von Schiller 8:55, Simic erneut Sieger gegen Schiller 15:24, Lastro scheitert ebenfalls an Simic 28:43, Kneule scheitert an Morawski 59:19)
Zuschauer: 4.600 in der EWS Arena, Göppingen
Spielstände: 0:1 (3.), 3:3 (10.), 5:4 (13.), 5:5 (14.), 9:5 (18.), 9:13 (27.), 10:15 (30.) HZ – 13:15 (33.), 16:18 (37.), 16:23 (44.), 19:27 (50.), 20:29 (52.), 22:29 (55.), 22:32 (59.) Endstand.