Eine Ära geht zu Ende. Metzingens Kapitänin Julia Behnke wird nach Abschluss der laufenden Saison ihre Karriere im Profisport beenden.
14 Jahre Profihandball prägten das Leben von Julia Behnke maßgeblich. In Mannheim geboren, begann Sie im Alter von 7 Jahren bei der Post SG Mannheim mit dem Handballspielen, ehe Sie mit 10 Jahren zur TSG Ketsch wechselte. Jule durchlief dort erfolgreich alle Jugendmannschaften und erreichte dabei schon beeindruckende Erfolge: Sie wurde zweimal Deutsche Vizemeisterin in der B-Jugend und einmal in der A-Jugend. Bereits im Alter von 16 Jahren sammelte sie wertvolle Erfahrungen in der 2. und 3. Liga bei den Damen, bevor sie 2011 zum damaligen Zweitligisten SG BBM Bietigheim wechselte. In der Saison 2012/2013 feierte die damalige Juniorinnen-Nationalspielerin mit der Mannschaft den Aufstieg in die 1. Bundesliga, wo sie sich als fester Bestandteil und wichtige Stütze des Teams etablierte.
Nach drei Jahren in Bietigheim folgte ihr erster Aufenthalt in Metzingen. Von 2014 bis zum Sommer 2019 war Behnke über fünf Spielzeiten für die Ermstälerinnen aktiv.
Dort entwickelte sich die 1,80 Meter große Kreisläuferin – die ihre aktive Karriere einst als Rückraumspielerin begann – zur Nationalspielerin. Am 30. November 2013 gab sie ihr Debüt gegen Schweden. Jule nahm an vier Europameisterschaften und vier Weltmeisterschaften teil. Ein besonderer Höhepunkt in ihrer Karriere im DHB-Dress war im Sommer 2024 die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris. In insgesamt 125 Länderspielen erzielte sie beeindruckende 227 Tore.
In der Saison 2015/2016 konnten sich die TUSSIES den 3. Tabellenplatz sichern und spielten in der darauffolgenden Saison erstmals international. Zu den Höhepunkten dieser Zeit zählten für Jule das Finale im Europapokal und die Deutsche Vizemeisterschaft.
Ab 2019 sammelte Behnke Auslandserfahrung. Auf ein einjähriges Gastspiel in Rostow am Don, wo sie den russischen Meistertitel und Supercup-Sieg feiern konnte, folgten zwei Jahre bei Ferencváros Budapest. Hier gewann sie im Jahr 2021 den ungarischen Meistertitel und ein Jahr später den ungarischen Pokal.
Mit all ihrer Erfahrung im Gepäck kehrte Behnke danach zu den TUSSIES Metzingen zurück. Hier bekleidete sie das Kapitänsamt und führte ihr Team im Jahr 2024 zum Deutschen Pokalsieg. Beim Haushahn Final4 in der Stuttgarter Porsche-Arena wurde Sie zudem zur besten Spielerin des Turniers gewählt.
Zukünftig tauscht Behnke die Handballhalle gegen eine Vollzeitstelle in ihrem Beruf ein. „Jetzt freue ich mich auf eine Zeit, die ich noch gar nicht kenne. Freie Wochenenden, Kurztrips und einfach mal spontan sein“, so Jule. Aber eine neue sportliche Herausforderung hat sie sich ebenfalls bereits gesetzt: „Ich möchte irgendwann einen Marathon laufen – man braucht ja neue Hobbys“ so die 31-jährige.
„Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt für ein Karriereende, da jedes Jahr neue Höhepunkte kommen, die einem die Entscheidung nicht leichter machen“ gibt Behnke Einblick in ihre Entscheidungsfindung. „So eine Entscheidung trifft man nicht von heute auf morgen, sondern man setzt sich längere Zeit damit auseinander. Jetzt genieße ich noch die letzten Monate auf dem Feld und gebe wie gewohnt Vollgas. Dennoch möchte ich schon einmal allen Wegbegleitern für die unvergesslichen Jahre und gemeinsamen Höhen und Tiefen danken. Ein großes Dankeschön geht an alle Fans, Sponsoren, Trainer und Vereine, Mental-Coaches, meine Freunde, meinen Freund und meine Familie“, so die Nationalspielerin.
Metzingens Geschäftsführer Ferenc Rott bedauert, dass Behnke den TUSSIES nicht noch länger erhalten bleibt. „Ich möchte mich bei Jule für die vielen Jahre in Pink bedanken. Sie ist nicht nur auf und neben dem Platz eine Führungspersönlichkeit, sondern hier in Metzingen vor allem auch eine Spielerin, mit der sich die Fans und das Umfeld zu 100% identifizieren. Wir durften gemeinsam mit ihr viele Erfolge feiern und so wird sie für immer mit den TUSSIES in Verbindung gebracht werden. Wir sind stolz darauf, dass sie den Weg mit uns gegangen ist und freuen uns auf die verbleibende Zeit mit ihr. Für die Zeit nach der Karriere wünsche ich Jule alles erdenklich Gute“ so Rott.
TUSSIES-Trainerin Miriam Hirsch hätte sehr gerne in der kommenden Runde weiterhin auf die Erfahrung von Behnke zurückgegriffen. „Jule ist eine der stärksten Kreis- und Abwehrspielerinnen der Liga. Sie ist sehr charakterstark und stellt sich auf und neben dem Platz immer in den Dienst der Mannschaft. Ich bin dankbar für die gemeinsame Zeit mit ihr. Wenn man auf der Leistungsspitze selbstbestimmt diese Entscheidung treffen kann, so gilt es dies zu akzeptieren, auch wenn wir Jule gerne über die Saison hinaus bei uns gehabt hätten“ so Hirsch.
Liebe Jule, die gesamte TUSSIES-Familie sagt herzlichen Dank! Danke für unvergessliche gemeinsame Momente, danke für all die gemeinsamen Erfolge, danke für die gemeinsame Zeit mit dir!!!